Statt zu Fuß zur Schule im Kreis Gütersloh: Schüler müssen Bus in andere Stadt nehmen

Borgholzhausen. Eine Schule, zwei Standorte, viele Probleme: 28 Kinder aus Borgholzhausen-Innenstadt haben zwar einen Platz an der kreiseigenen Peter-August-Böckstiegel-Gesamtschule (PAB) bekommen, sollen aber nicht an ihrem Wohnort beschult werden, sondern mit dem Bus zum Standort Werther fahren. Im Bildungsausschuss forderten die enttäuschten Eltern jetzt dafür eine Erklärung. Sandra Jürgenhake, Leiterin der Abteilung Bildung, erläuterte den Ausschussmitgliedern zunächst, was die Eltern umtreibt: Der Standort Borgholzhausen der PAB-Gesamtschule ist dreizügig, der Standort Werther vierzügig. Zum neuen Schuljahr 2023/24 haben sich jedoch in Borgholzhausen 115 Kinder angemeldet - aus Borgholzhausen, aus Versmold, "und fast eine Klassenstärke aus der Stadt Halle." Die Zahl der Anmeldungen übersteigt die drei vorgesehenen Klassen. Die Abteilungsleiterin erinnerte daran, dass in den Jahren 2015/16 und 2016/16 schon einmal aus diesem Grund Schüler von Borgholzhausen nach Werther pendeln mussten. "Die Jahre danach waren die Anmeldezahlen so, dass die Kapazität in Borgholzhausen nicht ausgeschöpft war." Aber in diesem Jahr passe es leider nicht. Schüler wurden ausgelost Michael Strangmann, stellvertretender Schulleiter der PAB, erläuterte im Ausschuss, nach welchen Kriterien die 28 Kinder aus Borgholzhausen nun an den Standort Werther versetzt worden seien. Die Frage bewege die Schule intern sehr. "Ich habe großes Verständnis für die Eltern, die jetzt sehr unglücklich sind", sagte er. Die Kreisgesamtschule habe eben ein großes Einzugsgebiet. Die Versmolder hätten beispielsweise keine Möglichkeit, die Schule in Werther mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Anders die Borgholzhausener Kinder. "Wir haben ganz genau geschaut, wie weit die Kinder es bis zu nächsten Haltestelle haben", so Strangmann. Nachdem man Härtefälle ausgenommen habe, habe man einen Pool gebildet und gelost. Nach seinen Unterlagen seien es 25 Kinder aus Borgholzhausen, die nach Werther gelost worden seien, vier aus Halle. Borgholzhausener Kinder wollen auch in Borgholzhausen zur Schule gehen "Wir haben uns doch ganz bewusst für den Standort Borgholzhausen entschieden", sagte Jörg Stündl, ein betroffener Vater. Er hatte binnen drei Tagen bereits 500 Unterschriften gegen die Umverteilung der Kinder gesammelt. "Ich habe demnächst drei Kinder an drei verschiedenen Schulen", beschwerte sich Pedro Koc. Und Timo Köster kritisierte das intransparente Verfahren. "Meine Tochter hat 800 Meter bis zur Schule, aber geht doppelt so weit bis zur Bushaltestelle." Jörg Stündl beklagte, dass die Schule das Aufnahmeverfahren anhand von Buslinien geführt worden sei. "Nur weil die Busverbindungen mangelhaft oder nicht vorhanden sind für die Versmolder Kinder sowie die der Randbezirke, werden solche Entscheidungen getroffen." Stündl forderte im Namen der Eltern einen "runden Tisch", bei dem alle Beteiligten gemeinsam nach Lösungen suchen. Zumal sich jetzt schon abzeichne, dass auch zukünftig viele Anmeldungen aus Borgholzhausen auf die PAB-Gesamtschule zukommen. Gründe sind Neubaugebiete mit vielen Familien, der Zuzug von Flüchtlingen und weil viele Eltern durch die durch Corona entstandenen Bildungslücken die Gesamtschule einem Gymnasium vorziehen. "Wir gucken im Moment in alle Richtungen, was geht", versicherte Jürgenhake den Eltern. Aber nur mit dem Aufstellen zusätzlicher Schulcontainer für eine zusätzliche Klasse in Borgholzhausen sei es nicht getan. "Es fehlen dann auch Fachräume", gab sie zu bedenken. Und man könne auch nicht den Haller Kindern absagen, weil Halle eine eigene Gesamtschule habe. Die Eltern seien frei in ihrer Schulwahl. Nächste Woche ist ein Gespräch mit der Bezirksregierung Der Kreis Gütersloh sei auch nicht allein Herr des Verfahrens - da habe die Bezirksregierung auch ein Wörtchen mitzureden. Am kommenden Montag habe sie deswegen morgens einen Termin bei der Bezirksregierung, so Jürgenhake. Dann werde man sehen, welche Möglichkeiten die Genehmigungsbehörde eröffne. "Ich kann aber nicht versprechen, dass wir am 1.8. eine für alle akzeptable Lösung haben", so die Abteilungsleiterin. Die Politiker, die für die Anhörung der Eltern ihre Sitzung unterbrochen hatten, bedankten sich für das Engagement der Eltern und versprachen eine schnelle Entscheidung, falls sich eine Lösung abzeichne.

Meistgelesen