Uralter Baum muss für Hagedorn-Projekt in Gütersloh weichen und wird gefällt

Gütersloh. Das Ringen um die Sumpfeiche ist beendet. Mehrheitlich haben die Ratsfraktionen am Dienstagabend beschlossen, dass der rund 250 Jahre alte Baum am Bartels Feld gefällt werden darf. Sie kippten damit einen Beschluss aus dem September. CDU, SPD, FDP und AfD setzen sich mit ihrer Stimmenmehrheit gegen Grüne und BfGT durch. Für die Investorenfirmen Hagedorn und Bremer wird es damit leichter, auf der Brache eine wirtschaftlich tragfähige Gewerbehalle zu bauen. Entscheidend war die Kehrtwende der SPD. Deren Sprecher Thomas Krümpelmann sagte, die Politik lasse auch an anderen Stellen das Fällen von Bäumen zu – etwa beim Firmenausbau von Modus Consult nahe Hülsbrockstraße oder dem Ausbau der Grundschulen. Hagedorn will mehr neue Bäume pflanzen als notwendig Es handele sich um Einzelentscheidungen, und in diesem Fall komme die SPD zu dem Schluss, dass bei der heutzutage üblichen Bauweise in Rastern mit Fertigbauteilen es für die Investoren ein erhebliches Problem sei, &bdquo;da eine Ecke von 1.550 Quadratmetern heraus zu schneiden“ – das ist die Größenordnung der geplanten Gewerbefläche, die bei Erhalt der Eiche wegfiele. Wenige Minuten vor der Sitzung hatte SPD-Fraktionsvorsitzender Volker Richter eine Pressemitteilung verschickt, in der er auf die von Hagedorn angebotenen Ersatzpflanzungen hinwies. Hagedorn werde auf dem Gelände 16 neue Bäume pflanzen, sechs mehr als zwingend notwendig, plus vier weitere Bäume in der Nähe. In der mittel- bis langfristigen Perspektive sei die Klimabilanz durch die Neupflanzung und andere Maßnahmen eindeutig positiver als der Erhalt der Sumpfeiche, der ein Gutachter noch 10 bis 30 Jahre Restlebensdauer bescheinigt hatte. Insofern lasse sich dort Gewerbeflächenpolitik mit Klimaschutz vereinbaren. Richter: &bdquo;Letztlich benötigen wir Gewerbeflächen, um aus den daraus resultierenden Steuereinnahmen auch Umweltprojekte finanzieren zu können.“ Widerstand der Grünen gegen den Schwenk der SPD Die CDU hatte sich schon länger gegen den Erhalt der Eiche ausgesprochen. Statt um Sachargumente gehe es den Befürwortern vorrangig um Ideologie. Das von der SPD angeführte Wirtschaftlichkeits-Argument sei korrekt, ebenso der Hinweis, der Umwelt sei mit den Pflanzungen bald mehr gedient als mit der Eiche. FDP-Sprecher Sascha Priebe sagte, allein mit den 3.000 Euro, die die Stadt für ein Gutachten ausgab, hätte man viel Regenwald retten können. AfD-Vertreter Maxim Dyck erklärte den Schwenk, den auch seine Fraktion vollzog, damit, &bdquo;dass es besser ist, neue Bäume zu pflanzen, als alte und kranke Bäume künstlich am Leben zu erhalten“. Grünen-Sprecherin Birgit Niemann-Hollatz wies die Argumente zurück. &bdquo;Wir sind erschüttert über die 180-Grad-Wende der SPD.“ Es gehe nicht um Ideologie, sondern um ökologische und klimatische Gründe, die für die Eiche sprächen. Bei Hagedorn könne sie nicht den Willen erkennen, &bdquo;irgend etwas umzuplanen“. Auch über weitere Bäume entscheiden die Politiker Die Grünen beantragten, die Abstimmung zu vertagen, um den Zeitgewinn für einen Auftrag an die Verwaltung zu nutzen: Diese solle prüfen, ob man durch verlängerte Gewerbebauten entlang der Bahngleise einen Lärmriegel schaffen könne, um den Rest des Baufeldes mit Kleingewerbe und Wohnungen bebauen zu können – die Mehrheit der Fraktionen lehnte indes ab. Lediglich die BfGT schlug sich auf die Seite der Grünen. &bdquo;Wir glauben nicht, dass bei Erhalt der Eiche das Ganze für Hagedorn unwirtschaftlich wird“, so Andreas Müller, allenfalls nehme die Wirtschaftlichkeit ab. Neben der Sumpfeiche entschieden die Fraktionen über weitere Bäume. Die Linde, die mitten im Baufeld steht, kann weg, die Kastanie, die einem geplanten Bürokomplex leicht im Wege steht, soll erhalten bleiben, ebenso eine Walnuss. Bei zwei Platanen in der Zufahrt hängt deren Erhalt davon ab, ob dennoch eine gesicherte Erschließung möglichst ist.

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