Unternehmen Hagedorn lässt mächtigen Baum in Gütersloh fällen – Anwohner sind bestürzt

Gütersloh. Die Eiche am Bartels Feld ist gefällt. Ein Spezialbetrieb rückte am Mittwochmorgen an und zerlegte den mächtigen Baum binnen weniger Stunden in kleine Stücke. Anwohner und Naturschützer reagierten bestürzt. &bdquo;Wir hatten bis zuletzt gehofft, dass Lösungen gefunden werden können, diesen Baum zu erhalten“, sagt Achim Hertzke vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Die Stadt hatte den Investoren diese Woche die Baugenehmigung erteilt. Damit verbunden war die Fällgenehmigung. Wie mehrfach berichtet, wollen die Firmen Hagedorn (Gütersloh) und Bremer (Paderborn) die Brache mit Gewerbehallen bebauen. Für einen wirtschaftlichen Zuschnitt dieser Hallen, das hatten die Investoren mehrfach deutlich gemacht, müsse die Eiche weichen. Lesen Sie auch: Gütersloher Unternehmer Thomas Hagedorn erhält besondere Auszeichnung Hagedorn verschickte noch am Vormittag eine Presseerklärung. Darin betont das Unternehmen, dass es Ausgleichsmaßnahmen vornehme, die über das geforderte Maß hinaus gehen. Hagedorn und Bremer planten außerdem einen Wettbewerb, &bdquo;um ökologische Initiativen aus dem Kreis Gütersloh bei ihren Nachhaltigkeitsbemühungen zu unterstützen.“ Dafür stehe ein Budget zur Verfügung. Einzelheiten würden Anfang nächsten Jahres veröffentlicht. Für die Neubauten ist ein Gold-Standard geplant Insgesamt umfasst der Gewerbepark, den die Investoren &bdquo;B Hub“ nennen, ein Areal von 45.000 Quadratmetern. Auf einem Teil davon, jenem, wo bislang die Eiche stand, werden drei Hallen entstehen. Die größte umfasst 4.970 Quadratmeter, die beiden anderen Hallen, vereint unter einem Dach, messen 1.900 sowie 1.980 Quadratmeter. Hinzu kommen 1.440 Quadratmeter Mezzanine-Fläche – damit bezeichnet man flexibel nutzbare Flächen auf Zwischenetagen, in denen meistens Lager, Büros und Sozialräume zu finden sind. Hagedorn rechnet damit, dass die Gewerbehallen im Herbst nächsten Jahres bezugsreif sind. Mieter würden noch gesucht. Geeignet seien die Hallen für Logistik-, Produktions- , Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe. Die Investoren kündigen an, dass der Neubau nach dem Gold-Standard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifiziert werde. &bdquo;Wir streben einen CO?-neutralen Betrieb an.“ Jede Halle sei mit Wärmepumpen ausgestattet. Die Auswahl hochwertiger Baumaterialien spiegele sich auch in der Dämmung wieder. &bdquo;Die Dämmwerte übertreffen die gesetzlichen Vorgaben deutlich.“ Anwohner und Naturschützer in Gütersloh äußern sich bestürzt Auf dem Gründach werde eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 750 kWp installiert, die die Mieter direkt über ein Strommodell von Bremer nutzen können. Die Fassaden würden großflächig begrünt. Das verbessere die Luftreinheit und biete Lebensraum für Insekten und Vögel. Ob Anwohner und Naturschützer mit diesen Angeboten zufrieden sind, ist fraglich. Am Mittwoch äußerten sie sich mehrheitlich bestürzt. &bdquo;Wir sind fassungslos“, sagte Dietlind Sander, einer der Anwohnerinnen. Mehrere hatten sich am Morgen kurz nach Beginn der Fällarbeiten am Bauzaun eingefunden. Sie sahen zu, wie der Fachbetrieb zunächst den Hauptstamm durchtrennte und die Eiche fällte. Danach zerlegte er sie und transportierte sie ab. Noch vor wenigen Tagen hatte eine der Anwohnerinnen berichtet, dass sie Ende September Klage gegen den Bebauungsplan eingereicht hatte. Sie hält ihn für fehlerhaft, befürchtet Lärm-, Verkehrs- und Klimabelastung. Mit der Klage – ein Normenkontrollverfahren – befasst sich das Oberverwaltungsgericht in Münster Gütersloher Anwohnerin hält an ihrer Klage fest Einen Antrag auf einstweilige Anordnung, mit dem der sofortige Stopp des Verfahrens verbunden gewesen wäre, hatte die Klägerin nach Anraten des Gerichtes zurückgezogen. &bdquo;Wegen Aussichtslosigkeit“, hieß es. Am Mittwoch versicherte die Klägerin, sie halte trotz der gefällten Eiche an ihrer Klage fest, da diese ja insgesamt gegen den Bebauungsplan ziele. Ohne einstweilige Anordnung lief das Genehmigungsverfahren somit weiter. Achim Hertzke vom BUND sagte am Mittwoch, er sei erschüttert, &bdquo;dass Stadt und Investoren nun vollendete Tatsachen geschaffen haben“. Aus seiner Sicht wäre es geboten gewesen, sich Zeit zu lassen und die Sachlage noch mal in Ruhe zu prüfen. In der Nachhaltigkeitsagenda gebe es den Grundsatz &bdquo;Global denken, lokal handeln“. Hertzke: &bdquo;Wir kämpfen dafür, dass eine kommunale Verwaltung dem Recht des Eigentümers auf Nutzung des Grundstückes das Recht auf Existenz der Natur gegenüber stellt und dann abwägt; das ist nach unserer Auffassung in Gütersloh (noch) nicht gelungen.“ Er habe in dieser Hinsicht Fragen an die Stadtverwaltung, die mit dem Erteilen der Genehmigung die nun eingetretene Situation bei der Eiche ermöglicht habe. Gütersloher Eiche war wohl Deutschlands mächtigstes Exemplar Die Sumpfeiche am Bartels Feld, Stammumfang 5,10 Meter, war rund 200 Jahre alt. Nach Einschätzung des BUND handelte es sich um Deutschlands mächtigstes Exemplar. Das habe 2023 eine Anfrage bei der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG) ergeben. Lesen Sie auch: Soll Hagedorn-Projekt in Gütersloh weichen: Baum ist Deutschlands mächtigstes Exemplar Um den Erhalt des Baumes war fast zwei Jahre gerungen worden. Einen Antrag von Verbänden, sie zu einem Naturdenkmal zu erklären und somit unter Schutz zu stellen, hatte das Umweltamt des Kreises abgelehnt.

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