Streit um Baum auf Hagedorn-Baugelände in Gütersloh geht weiter

Gütersloh. Die Fraktion der Grünen spricht sich weiterhin dafür aus, die Roteiche auf dem Baugelände am Bartels Feld zu erhalten. Das von der Firma Hagedorn vorgelegte Gutachten, wonach der Baum krank und abgängig ist, sei wenig aussagekräftig, sagt Fraktionssprecherin Birgit Niemann-Hollatz. Es reiche keineswegs als Grundlage aus, ihn zu fällen. Die Gemeinschaft für Natur- und Umweltschutz (GNU) bezeichnet es als &bdquo;Gefälligkeitsgutachten“. Grüne und GNU haben Sorge, dass Hagedorn aktuell Fakten schafft. Rund um den Baum werde gearbeitet. Boden werde abgetragen und der Restboden verdichtet. Das sei der Eiche nicht zuträglich. GNU-Sprecherin Angelika Daum schickte Fotos, wonach Hagedorn unterhalb der Baumkrone eine Containermulde aufgestellt hat und sich eine Reihe von Kanaldeckeln Richtung Eiche zieht. Das nähre den Verdacht, dass das Umfeld entwässert wird. Ein weiteres Foto zeigt einen Bagger, der Boden direkt vor der Eiche abträgt. Laut Daum sei das nicht zulässig. Es gebe eine Richtlinie, dass bei Bauarbeiten Abstand von geschützten Bäumen zu wahren sei, nämlich 1,50 Meter vom äußeren Kronenrand. Dagegen verstoße Hagedorn eklatant. Wie verdichtet der Boden mittlerweile sei, erkenne man daran, dass das Wasser nach Regenfälle nicht versickere, sondern Pfützen bilde. Die Grünen sehen einen Verstoß gegen die Baumschutzsatzung Die Grünen verweisen auf eine Passage in der Baumschutzsatzung, wonach es &bdquo;verboten ist, geschützte Bäume zu entfernen, zu zerstören, zu schädigen oder ihren Aufbau wesentlich zu verändern“. Unter dieses Verbot, so steht es in Paragraf 4 der Satzung, &bdquo;fallen auch Einwirkungen auf den Raum (Wurzel- und Kronenbereich), den geschützte Bäume zur Existenz benötigen, und die zur Schädigung oder zum Absterben des Baumes führen oder führen können.“ Geltende politische Beschlusslage sei, die Eiche im Bebauungsplan zum Erhalt festzusetzen. Daran, so Niemann-Hollatz, habe sich Hagedorn so lange zu halten. &bdquo;Daher sehen wir Grüne das aktuelle Geschehen rund um den Baum kritisch.“ Im Fachausschuss nächsten Dienstag haben die Fraktionen zu entscheiden, ob sie an dem Beschluss festhalten. Hagedorn, das auf dem Gelände eine Gewerbehalle errichten will, hatte am Mittwoch auf ein Gutachten verwiesen, wonach der Baum krank und nicht mehr standsicher sei. Er müsse weichen. Das Gutachten, erstellt von einem staatlich geprüften Techniker für Gartenbau, Fachrichtung Baumschule, hatte die Hagedorn GmbH auf Wunsch der Stadt beauftragt. Die Roteiche, so der Gutachter, sei nicht mehr vital und in ihre letzte Lebensphase eingetreten. Man erkenne das am starken Stockausschlag und den sterbenden Spitzen. Entscheidend für die Standsicherheit sei der Befall mit Pilzen (aus der Familie der Lackporlinge), die sich um den Stamm ziehen und den Holzstoff zersetzen. Ein starker Schleimfluss deute auf einen Befall mit dem Eichenprachtkäfer oder mit Arten hin, die die Gefäße verstopfen oder verletzen. &bdquo;Aufgrund der Krankheiten wird ein Fällen empfohlen“, so der Gutachter. &bdquo;Dies umso mehr, da eine dauerhafte Standsicherheit und Verkehrssicherheit nicht gegeben ist.“ Stadt Gütersloh hält Gutachten für lückenhaft Die Stadtverwaltung hat nun ein weiteres Sitzungspapier veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass sie das von Hagedorn beauftragte Baumgutachten in mehreren Punkten für lückenhaft hält. Es sei nicht möglich, auf dieser Grundlage zu einem abschließenden Urteil zu kommen. Trotz der Bitte, das Gutachten zu überarbeiten und zu ergänzen, seien keine weiteren Ausführungen dazu gekommen. Der Gutachter schlägt als Ersatz für die Roteiche das Pflanzen von 20 bis 30 Bäumen in einer gewissen Stärke vor. Diese Bäume könne man &bdquo;nach Aspekten wie zum Beispiel Insektenweide/Vogelnährgehölz aussuchen, um mehr zu schaffen als heute da ist.“ Hagedorn-Geschäftsführer Rick Mädel hatte schon am Mittwoch gesagt, die Investoren beabsichtigen eine Kompensation deutlich über den Verlust hinaus. Dieser geplante Ausgleich wäre zu konkretisieren in Art und Umfang, so die städtische Baudezernentin Nina Herrling. Anders als von dem Unternehmen behauptet, habe der Fachbereich Grünflächen bislang keine Fällerlaubnis ausgesprochen. Die beiden Umweltschutzverbände GNU und BUND fordern von der Stadt, einen unabhängigen Sachverständigen zu beauftragen. Dessen Gutachten soll nicht nur auf den Zustand der Eiche und ihre Stand- und Bruchsicherheit eingehen, sondern auch ein &bdquo;Behandlungs- und Erhaltungskonzept“ erstellen. Auftrag soll kurzfristig vergeben werden Die Stadt soll 5.000 Euro in die Hand nehmen, um einen solchen Auftrag kurzfristig zu vergeben, so die Umweltverbände. Erst wenn dieses weitere Gutachten vorliege, dürfe über eine endgültige Baugenehmigung entschieden werden. Wie bei der Kundgebung am Dienstag angekündigt, haben die Verbände in Person der GNU-Sprecherin Angelika Daum einen Antrag (&bdquo;Anregung“) an die Naturschutzbehörde des Kreises gestellt, die Roteiche als Naturdenkmal auszuweisen. Die Befürchtung der Umweltverbände, die Bauherren rücken mit den vorbereitenden Erdarbeiten der Eiche allzu sehr auf den Pelz, teilt das Grünflächenamt nicht. Es habe sich das Baufeld am Donnerstag angesehen und sei zu dem Schluss gekommen: Die Arbeiten haben &bdquo;keine negativen Auswirkungen auf den Baum“, so Herrling.

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