"Es geht uns gut" - eine Bilanz, auf die Gütersloh stolz sein kann

Es war ein anstrengendes Jahr. Vielleicht erfolgreich, aber doch irgendwie anstrengender als sonst. Die vielen schlechten Nachrichten und Krisenherde der Welt haben Spuren bei uns allen hinterlassen. Jetzt fröhliche Weihnachten zu feiern mag nicht jedem leicht fallen. Da passt das Wetter gerade gut zur allgemeinen Stimmung. Es ist trüb, kein Licht dringt so richtig zu uns durch. Auf ein landschaftliches Weihnachtsidyll mit Schneeflocken müssen wir gar nicht erst warten. Die Impulse für ein schönes Fest müssen also eher von innen als von außen kommen. Wir in Gütersloh können Weihnachten in Frieden feiern Zur Gemütslage passt eine Mail, die uns in der Redaktion in diesen Tagen erreichte: &bdquo;Ich brauche Ihnen nicht zu schildern, wie schrecklich die Lage für die Menschen in der Ukraine und für viele mutige Frauen und Männer im Iran ist. Wir dagegen können Gott sei Dank Weihnachten frei, in Frieden und in warmen, beleuchteten Wohnungen feiern. Könnte es nicht eine gemeinsame Initiative sein, die Menschen im Kreis Gütersloh einzuladen, an Heiligabend und an den Weihnachtstagen eine Kerze ins Fenster oder an einen anderen öffentlich sichtbaren Ort zu stellen, als Zeichen der Solidarität und dessen, dass wir an die notleidenden und bedrohten Menschen denken. Meine Frau und ich zumindest wollen das tun.“ Gerne rufe ich dazu auf, dieser Idee nachzukommen. Wie schön wäre es, würde der Kreis Gütersloh in den kommenden Tagen im Kerzenschein erstrahlen. Es kann gar nicht genug gespendet werden Es geht uns gut. Vielen ist das bewusst. Allen anderen muss man es klarmachen. All unser Meckern muss erstummen beim Blick auf die politischen Krisenländer dieser Welt. Zum Glück ist uns nicht egal, wie es anderen geht. Die Deutschen haben im Jahr des Ukraine-Kriegs trotz Inflation genauso viel gespendet wie im Vorjahr. Zwischen Januar und September vergaben 16 Millionen Menschen rund 3,8 Milliarden Euro, wie der Deutsche Spendenrat mitteilt. Im Vergleich zum Rekordjahr 2021 stieg die Summe sogar. Pro Spende wurden im Schnitt 41 Euro übergeben. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005. Jeder Spender spendete im Schnitt 5,8 Mal. Die Weihnachtsspenden fehlen in der Bilanz, der Batzen kommt noch obendrauf. Es kann gar nicht genug sein! "Es sind die Dankbaren, die glücklich sind" Würden wir alle mehr geben, als wir zu bekommen erwarten, dann würden wir in einer sehr glücklichen Welt leben. Der Englische Philosoph Francis Bacon brachte es mit seinen Worten auf den Punkt: &bdquo;Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die Glücklich sind.“ Ist Weihnachten der richtige Zeitpunkt, um über Geld zu reden, wo wir doch allenthalben versuchen, dem schnöden Mammon am Fest nicht zu viel Raum zu gewähren? Ja, ich finde schon. Unsere Bereitschaft zum Fest (Geld) zu geben, ist für unser Sozialgefüge das größte Geschenk. Und leider auch Notwendigkeit. Die Gütersloher Suppenküche ohne Spenden? Es gäbe sie nicht. Die Tafel ohne Spenden? Es gäbe sie nicht. Tierheime, Frauenhäuser, Beratungseinrichtungen – viele Institutionen helfen wo immer sie können und zugleich sind sie selber Bittsteller um Geld, damit die Arbeit weiter geht. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Glück und Geld Tatsächlich gibt es einen Zusammenhang zwischen Glück und Geld. Wer arm ist, bei dem führt mehr Geld zu einem Anstieg des Wohlbefindens. Als ideal ausreichend wird empfunden, wenn man etwas mehr besitzt, als der Durchschnitt. Geht es darüber hinaus, wächst das Glücksgefühl jedoch nicht mehr parallel zum Wohlstand. Schenken hilft. Das macht Freude. Nicht nur, aber besonders zu Weihnachten. Die Bürgerstiftung hat mit einer Spende von rund 11.000 Euro in dieser Woche sichergestellt, dass alle Kinder aus den von der Gütersloher Tafel versorgten Familien ein Überraschungspaket zu Weihnachten erhalten. Farbkästen und Pinsel, Buntstifte und Malblöcke kamen in die Weihnachtstüten. Eine Wahnsinnsleistung! Dank privater Spenden konnte die Wohnungslosenhilfe der Diakonie Gütersloh eine Weihnachtsfeier unter freiem Himmel ausrichten. Jeder der 80 Gäste durfte eine Geschenktüte entgegennehmen. &bdquo;Die Stimmung war so gut, dass unsere Gäste trotz der Kälte gar nicht wieder fort wollten.“ Die meisten sind wohnungslos, viele leben schon lange in einer der Notunterkünfte. Und wie bitter ist es, dass Gütersloh in diesen Tagen den ersten Kältetoten seit Jahren zu beklagen hat. Erfroren auf einem Supermarkt-Parkplatz. Gütersloher Verein erhält große Einzelspende Die beim Firmenjubiläum des Architekturbüros GJL eingesammelten Spenden von 25.000 Euro wurden in der vergangenen Woche dem Verein Haus Wolfgang übergeben. So eine große Einzelspende hat der Verein noch nie erlebt. &bdquo;Damit können wir vielen Familien einen Zuschuss zum Urlaub ermöglichen.“ Gemeinsam mit der &bdquo;Stiftung Solidarität“ haben Mitarbeiter von Miele die Weihnachtswünsche 111 ukrainischer Kinder und Jugendlicher erfüllt, die derzeit in Bielefeld leben. Von Kuscheltieren über Lego, Süßigkeiten und Buntstiften bis hin zu einem Puppenhaus war alles dabei. Das alles sind nur Beispiele aus einer Summe von Spenden, die riesig ist für eine Stadt dieser Größenordnung. Darauf kann Gütersloh stolz sein. Genießen Sie weihnachten, so gut es geht &bdquo;Wir müssen uns fragen lassen, ob wir in dieser Zeit überhaupt Weihnachten feiern können, ob wir uns nicht in eine fiktive heile Welt flüchten“, sagte der Erfurter Bischofs Ulrich Neymeyram am Mittwoch in seinem Weihnachtswort. Ich möchte Sie auffordern, diese vom Bischof skizzierte Flucht anzutreten! Sollte sie für zwei bis drei Tage gelingen, wird sie nach all der Anstrengung mehr nützen als schaden. Genießen Sie Weihnachten, so gut es geht. Aber vergessen Sie nicht, eine Kerze ins Fenster zu stellen.

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