Frauenquote in den Vorständen? Das halten die heimischen Parteien davon

Kreis Gütersloh. In der CDU dominieren traditionell die Männer. Eine Ministerpräsidentin der Partei? Fehlanzeige. Auch bei den Landesverbänden findet sich keine Frau an der Spitze. Nun hat Parteichef Merz eine 50-prozentige Frauenquote ab der Kreisebene vorgeschlagen. Allerdings nicht auf einen Schlag, sondern in drei Schritten bis Juli 2025, und auch nur befristet für fünf Jahre. Was hält die Parteibasis davon. Die NW hat sich umgehört beim CDU-Kreisverband, der von der Regelung, die von einem Parteitag im September beschlossen werden soll, betroffen wäre. Und: Wie halten es die anderen Parteien im Kreis mit der Beteiligung von Frauen in ihren Reihen? CDU Er persönlich halte generell wenig von vorgegebenen und festgelegten Quoten als Grundlage von Vorstandsbesetzungen, sagt CDU-Kreisvorsitzender Raphael Tigges. &bdquo;Die gleiche Meinung habe und hatte ich auch bei Besetzungen von Aufsichtsräten und ähnlichen Gremien. Wir müssen die Rahmenbedingungen so schaffen, dass mehr Frauen sich für Politik begeistern und sich engagieren und einbinden lassen.“ Interessenlagen, die Freizeit zu gestalten, seien aber nun mal sehr unterschiedlich, auch die beruflichen Anforderungen werden höher, für Frauen und Männer. Dem Kreisvorstand gehören bei 27 Positionen 12 Frauen an. Als Vorsitzender habe er 4 Stellvertreter, davon 2 Frauen. Aktuell zählt die größte Partei im Kreis 3.449 Mitglieder, davon 1.063 Frauen. Das entspricht einem Anteil von 30,8 Prozent. Generell hätten alle Geschlechter die gleichen Voraussetzungen und Chancen, sich in der CDU an den unterschiedlichen Stellen zu engagieren. &bdquo;Wir haben hervorragende Frauen für führende Positionen in der CDU gewinnen können - Birgit Ernst als Vorsitzende der Kreistagsfraktion, zuvor Helen Wiesner, oder auch Christine Disselkamp als stellvertretende Landrätin.“ Die aktiven Frauen bei der CDU ließen sich seines Erachtens auch nicht auf eine Quote reduzieren, sondern würden durch ihr Engagement, die Qualifikation und berufliche Hintergründe hervorstechen. Tigges: &bdquo;Wir versuchen darüber hinaus die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Ehrenamt, sprich Politik, besser zu vereinbaren. Sitzungszeiten müssen sich noch besser darauf anpassen. Möglichkeiten der Digitalisierung müssen genutzt werden für Gremien- oder Vorstandssitzungen.“ Auf die Frage, ob er die Bemühungen in der CDU für ausreichend halte, sagte der Vorsitzende. &bdquo;Mehr geht immer“. Aber auch die Gesellschaft sei aufgerufen, politisch Tätigen in den Vorständen der Parteien und gerade auch in der ehrenamtlichen Kommunalpolitik mehr Wertschätzung und Akzeptanz entgegen zu bringen. Der politische Wind und auch die Kommunikation mit Bürgern, die immer mehr ihre eigenen Interessen im Vordergrund sähen, werde rauer. &bdquo;Da braucht es schon ein dickes Fell. Da haben andere Freizeitaktivitäten ihre Vorteile.“ SPD Die SPD befürworte seit langem eine Geschlechter-Quotierung in allen Bereichen, bis Gleichberechtigung hergestellt ist, vertritt Kreisvorsitzender Thorsten Klute eine andere Meinung. Derzeit gebe es in der SPD eine Geschlechterquote, die besage, dass bei Personalvorschlägen Frauen und Männer mindestens zu je 40 Prozent berücksichtigt sein müssen, sie sollen Frauen und Männer zu je 50 Prozent berücksichtigen“. Im aktuellen Kreisvorstand sind Männer in der Überzahl. Von den 22 Mitgliedern sind 9 Frauen (40,9 %) und 13 Männer (59,1 %). Sowohl im geschäftsführenden Vorstand (3 Frauen, 3 Männer) als auch in der SPD-Kreistagsfraktion ist die Geschlechterquote mit 50 Prozent erfüllt. Insgesamt zählt die Kreis SPD 1.205 Mitglieder (Stand 31.12.2021). Davon waren 772 Männer (64 Prozent) und 433 (36 Prozent) Frauen. Die 40-Prozent-Geschlechter-Quote der SPD halte er für ausreichend, da sie eine gewisse Möglichkeit der Flexibilität lasse. Dass sie auf der Ebene der Bundespartei verpflichtend geregelt ist und in alle Ebenen hineinwirke, &bdquo;ist ein Gewinn für unsere Partei“. Zur Frage, was die Partei unternehme, um Frauen zu fördern, sagte der Kreisvorsitzende: &bdquo;Unter anderem haben wir Fortbildungsangebote auch als reine Frauenveranstaltungen angeboten, zum Beispiel zum Thema Rhetorik, Auftritt vor Publikum et cetera.“ Frauenförderung fange aber bereits bei der Festlegung von Sitzungszeiten, Sitzungshäufigkeit und anderem an und hänge damit oft auch mit einer Familienfreundlichkeit ehrenamtlicher Arbeit zusammen. Die Möglichkeit von Vorstandssitzungen als Video- oder Hybridkonferenzen erleichtere es (nicht nur) Frauen, an Terminen im Feierabend teilzunehmen, ohne dass Fahrtzeiten extra aufgebracht werden müssten. Grüne Bei Grünen gilt schon seit vielen Jahren das &bdquo;Frauenstatut“, wie Kreisgeschäftsführerin Gitte Trostmann erklärt: Vorstände und andere Gremien sollen immer mindestens paritätisch besetzt sein. Also mindestens die Hälfte mit Frauen. &bdquo;Das gilt selbstverständlich auch für unseren Kreisverband in Gütersloh.“ Dem Vorstand gehören demnach acht Personen an, vier Frauen und vier Männer. Bei der Gesamtzahl der Mitglieder im Kreis (500) sieht die Verteilung indes etwas anders aus. 38,15 Prozent sind Frauen – zwei Prozentpunkte mehr als bei der SPD. Was die Förderung von Frauen bei den Grünen angeht, weist Trostmann beispielsweise auf den Ortsverband Gütersloh hin, der vor Jahren eine AG Frauen gegründet habe. Auch auf Bezirksebene würden Treffen für Frauen organisiert. Daneben existiere ein landesweites Frauenreferat. Außerdem trage das Frauenstatut wesentlich dazu bei, dass Frauen in Vorstände gewählt werden und auf Wahllisten mindestens jeden zweiten Platz besetzen. &bdquo;Bei der Aufstellung von Wahllisten machen wir Frauen besondere Angebote.“ Erfahrungsgemäß seien Frauen bei der Kandidatur teilweise etwas zurückhaltender. &bdquo;Wir stärken Ihnen den Rücken und schauen, was sie brauchen, um sich zu trauen.“ Der Hinderungsgrund, um sich politisch zu engagieren, sei häufig eher ein gesamtgesellschaftliches Problem, so Trostmann. Noch immer seien Frauen die Hauptverantwortlichen für Familie und Haushalt, &bdquo;obwohl sie ebenfalls arbeiten gehen wie die Männer oder nach einer Trennung sind sie oft auf sie allein gestellt“. Da bleibe meist keine oder nur wenig Zeit, sich noch politisch zu engagieren. Aus diesem Grund müsse noch mehr zur Unterstützung und Ermöglichung getan werden. &bdquo;Wir stellen fest, dass gerade auch Frauen mit Kindern digitale und hybrid durchgeführte Sitzungen begrüßen und oft nutzen.“ FDP Kreisvorsitzender Patrick Büker stellt gleich klar: &bdquo;Es bestehen keine starren Regelungen zum Frauenanteil im Vorstand oder auf den Listen des Kreisverbandes Gütersloh.“ Das Thema werde auch nicht diskutiert. Derzeit sind bei den Liberalen unter den 16 gewählten Mitgliedern im Kreisvorstand 6 Frauen. Dies entspricht einem Anteil von 37,5 Prozent. Zugleich hebt Büker hervor, dass unter den vier Mandatsträgern im Kreistag zwei Frauen sind. Außerdem: &bdquo;Bei der vergangenen Landtagswahl kandidierten in unseren drei Gütersloher Wahlkreisen insgesamt zwei Frauen.“ Im 350 Mitglieder zählenden Kreisverband sieht das Verhältnis anders aus. Hier liegt der Frauenanteil nur bei 23,7 Prozent. &bdquo;Das kann uns natürlich nicht zufriedenstellen“, räumt Büker ein. Dieses Problem betreffe aber leider die gesamte FDP. Mit Blick auf den Kreisverband sei er aber recht zufrieden, da Frauen im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Mitgliederschaft im Vorstand auch ganz ohne Quote aktuell sogar überrepräsentiert seien. Die FDP begreife Vielfalt als Chance, &bdquo;und natürlich setzten wir uns dafür ein, den Anteil von Frauen in Ämtern und Mandaten zu erhöhen“, meint Büker. Dies sei in erster Linie eine Führungsaufgabe, bei der es darum gehe, talentierte Frauen zu fördern. Er habe den Eindruck, &bdquo;dass uns dies im Kreisverband sehr gut gelingt“.

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