Geplantes Hotel am Gütersloher Theater steht auf der Kippe

Gütersloh. Geht auch der dritte Schuss ins Leere? Seit 15 Jahren strampelt sich die Stadt ab, einen Investor für ein Hotel an der Barkeystraße zu finden. Das weiße Ensemble von Theater und Stadthalle, es soll eine nicht minder reizvolle Herberge formvollenden, so der Traum der Gütersloher Stadtplaner. Doch nun droht er erneut zu platzen. Zum dritten Mal nach 2008 und 2013. Der Grund: Dem Investor aus den Niederlanden ist die Finanzierung weggebrochen. Er gibt das selber zu. In einem Schreiben, das am Mittwoch die Stadt erreichte, berichtet er, ihm laufen die Kosten davon. Er finde aktuell keine Bank und keinen Fonds, die ihm die Finanzierung sichern. Die drastisch gestiegenen Baukosten, das Corona-Virus, der Ukraine-Krieg: All das habe ihm die Wirtschaftlichkeit verhagelt. Bürgermeister Norbert Morkes und Kulturdezernent Andreas Kimpel informierten am Donnerstag die Öffentlichkeit darüber. Sie hatten es kommen sehen. Vor einer Woche hatten sie mit dem Investor per Zoom konferiert, sie hatten ihn darum ersucht. Und in der Tat: Was sie zu hören bekamen, war alarmierend. Morkes und Kimpel baten umgehend um Schriftliches, das erhielten sie nun – mit einer Botschaft, die ernüchternd ist. &bdquo;Es ist deutlich geworden, dass er massive Probleme mit der Finanzierung hat und nicht garantieren kann, den Fertigstellungstermin zu halten“, so Morkes. Der Eröffnungstermin scheint inzwischen völlig unrealistisch Ende 2023, so sei vertraglich festgelegt, soll das Hotel eröffnen – doch dieser Termin scheint kaum noch realistisch. Die Stadt reagiert ungehalten: &bdquo;Wir geben ihm noch eine Chance, aber wir können nicht bis zum Sanktnimmerleinstag warten“, sagt Kimpel. Investor ist die Orange Investment Gütersloh GmbH mit Sitz in Billerbeck. Deren geschäftsführender Gesellschafter ist Henk Hulsebos, ein niederländischer Projektentwickler, der nach eigenen Angaben schon eine Reihe größerer Projekte in Deutschland entwickelt hat, auch Hotels. Für jedes Projekt gründe er eine eigene Gesellschaft, hier die oben Genannte. Sie hat das 1.341- Quadratmeter-Grundstück an der Barkeystraße gekauft, hat das Geld überwiesen und hat im Sinn, ein Hotel mit 128 Zimmern zu bauen, das ein Franchise-Nehmer unter der Marke Hampton by Hilton führt. Zugleich plant sie auf einem zweiten, städtischen Grundstück ein Parkhaus mit rund 110 Stellplätzen. Für diese beiden Bauten, die zeitgleich entstünden, hat Orange Anfang des Jahres zwei Bauanträge eingereicht, doch keiner der beiden ist bislang genehmigt. &bdquo;Es fehlen Unterlagen“, sagt Morkes. Es sei vereinbart gewesen, dass Orange sämtliche Unterlagen bis zum 25. Februar einreicht, doch das sei nicht erfolgt. Mehrfach habe die städtische Bauverwaltung nachgehakt, doch geliefert habe Orange bislang nicht. Der Investor hat noch nicht mal alle Unterlagen geliefert Gegenüber der NW hatte Hulsebos am Dienstag gesagt, es gehe um Unterlagen, die sich auf Brandschutz und die Belüftung des Parkhauses bezögen, technisch komplexe Angelegenheiten. Es könne &bdquo;Wochen bis Monate“ dauern, bis diese vorliegen. Gestern war er nicht erreichbar. Die fehlende Vollständigkeit des Bauantrags sei unschön, so Kimpel, doch gravierender sei das Finanzierungsthema. Die Baukosten seien gegenüber der ursprünglichen Kalkulation um 35 Prozent gestiegen, statt 20 Millionen könnten Hotel und Parkhaus nun 28 Millionen Euro kosten. Hinzu kommt, dass die Stadt die avisierte Klimafreundlichkeit des Gebäudes gefährdet sieht. Die KfW-Förderung für Beherbergungsbetriebe sei ausgelaufen, und ob und in welchem Umfang sie 2023 einen neuen Topf auflegt, sei ungewiss. Auch das erschwere die Finanzierung. Hatte Orange 2019 – nach Gewinn der Ausschreibung – eigenen Angaben zufolge die Finanzierung gesichert, so bröselt ihr die Wirtschaftlichkeit des Projektes peu à peu weg. Noch will die Stadt die Reißleine nicht ziehen. &bdquo;Wir haben vereinbart, uns nach den Sommerferien wieder zu treffen, um die weiteren Schritte zu besprechen“, sagt Kimpel. Die Stadt brauche eine klare zeitliche Perspektive. Das sei wichtig für Werbung und das Planen von Terminen, auch die Zahnärztekammer beispielsweise wolle das für ihren Jahreskongress wissen. Die Stadt habe ihre Juristen beauftragt, die Verträge mit Orange zu durchleuchten. Ist eine Konventionalstrafe möglich? Lässt sich der Verkauf rückabwickeln? Sind neue Fristen drin? All das müsse geprüft werden. Ob die Stadt noch an Orange glaubt, auf eine solche Aussage lassen sich Morkes und Kimpel nicht ein. Eine bessere Alternative als Hotel plus Parkhaus sehe er für dieses aber Grundstück nach wie vor nicht, sagt Kimpel.

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