Frauen müssen für WC in Gütersloh zahlen – Köln schafft Gebühren ab

Gütersloh. Ist es ungerecht und diskriminierend, dass die neue öffentliche WC-Anlage am Bahnhof in Gütersloh teils umsonst ist für Männer? Der Nutzung des barrierefreien Raums mit Unisex-Toilette und Wickeltisch kostet 50 Cent. Sonst gibt es keinen Einlass. Die Reinigung koste und die Gebühr soll eine Hemmschwelle für Vandalismus und unzweckmäßige Besetzung sein, begründet die Stadt Gütersloh dies. Zwei Pissoirs hingegen für Männer sind gratis. So will die Stadt Gütersloh nach eigenen Angaben Wildpinkelei verhindern. In Gütersloh erheben sich deshalb Stimmen von Frauen, die dies als Benachteiligung empfinden. Denn sie müssen in jedem Fall zahlen und haben keine Wahl - außer woanders hingehen. Auch in anderen Städten war und ist eine solche Toiletten-Situation Diskussionsthema. Der Tenor ebenfalls: Frauen würden hier benachteiligt. Im Gespräch mit der NW beruft sich die Stadt Gütersloh auch auf Erfahrungen anderer Städte. In Köln habe man mit der Kostenverteilung gute Erfahrungen gemacht, heißt es. Doch in der Domstadt ist die Politik schon wieder einen Schritt weiter. Denn die massive Kritik an der ungerechten Gebührenerhebung hat dort dazu geführt, dass jetzt doch die Nutzung der öffentlichen Toiletten für alle kostenlos sein soll. Die SPD-Fraktion in Köln hatte jüngst den Antrag gestellt, die Gebühr abzuschaffen, da diese eine unrechtmäßige Diskriminierung darstelle. Die Nutzung der Toiletten müsse für alle kostenlos sein. "Bereits installierte Toiletten sollen umgerüstet werden" Ergebnis: In seiner Sitzung Ende April beschloss der Ausschuss für die Gleichstellung von Frauen und Männern, dass erstens die Verwaltung zeitnah darauf hinwirken soll, dass alle Gebühren für die Nutzung öffentlicher Toilettenanlagen in Köln entfallen. &bdquo;Neben den kostenlosen Urinalen stehen damit zukünftig auch die öffentlichen Sitz-Toiletten kostenlos zur Verfügung. Bereits installierte Toiletten sollen umgerüstet werden, geplante bzw. neue City-WC Anlagen und sogenannte &bdquo;Stein-auf-Stein“-Anlagen sollen von vornherein ein kostenloses Angebot bieten“, lautet der Beschluss. Und zweitens werde die Verwaltung gebeten, alle Möglichkeiten der Refinanzierung des Einnahmeausfalls in Höhe von etwa 200.000 Euro zu prüfen und umzusetzen. Die Stadt Köln unterstreicht gegenüber der NW, dass sie ein kostenloses Unisex-Toilettenangebot unabhängig von dem Beschluss des Ausschusses bereits seit Januar prüfe. Vandalismus sei schon beim derzeitigen kostenpflichtigen Betrieb ein Thema. So wurden nach Angaben des Presseamtes des Stadt Köln auf NW-Nachfrage beispielsweise bei einer City-WC-Anlage in Köln alle innenliegenden Glasscheiben durch eine etwa 50 Kilogramm schwere Betonkugel, die am Tatort zurückgelassen wurde, beschädigt. Dies hätte eine mehrtägige Schließung der Anlage zur Folge gehabt, um Dritte nicht zu gefährden. Finanzielle Auswirkungen seien noch unklar &bdquo;Es ist zu erwarten und befürchten, dass die City-WC-Anlagen durch einen komplett kostenlosen Zugang nicht nur einer erhöhten Vandalismusgefahr ausgesetzt sind, sondern auch, dass der Grad der missbräuchlichen Nutzung steigt“, erklärt ein Mitarbeiter des Kölner Presseamtes. In Gütersloh seien laut Stadt noch keine Fälle von Vandalismus an der neuen WC-Anlage am Bahnhof bekannt. In Köln seien daneben aber natürlich auch die hohen Betriebskosten ein Grund für das Nutzungsentgelt bei den City-WC-Anlagen. Der Aspekt der finanziellen Auswirkungen durch die Umsetzung befinde sich derzeit noch in der Klärung. Einen Probelauf solle es im Spätsommer mit einer dann in Betrieb gehenden Toilettenanlage in Kombination mit einem City-WC-Anlage geben. Geschätzter Kostenpunkt: 92.500 Euro jährlich, je nach Reinigungsbedarf, gibt die Verwaltung in ihrer Antwort an den Ausschuss an. &bdquo;Selbst für das Wickeln ihrer Kleinkinder fallen Kosten an" In Berlin fordern Politikerinnen und Politiker ebenfalls aus genannten Gründen eine Abschaffung der Gebühren für öffentliche Toiletten-Anlagen. &bdquo;In Pankow leben mehr Frauen als Männer. In der Stadtplanung und der Versorgung bleibt dies jedoch leider für die Gleichbehandlung ohne spürbare Konsequenzen. Noch immer ist das Stadtbild männlich geprägt. Das wird auch deutlich, wenn man sich eines der dringendsten Bedürfnisse der Menschen anschaut: Das Aufsuchen einer Toilette.“ Dazu argumentiert die Sprecherin für Gleichstellung der SPD-Fraktion Pankow, Ulrike Rosensky: &bdquo;Noch immer verdienen Frauen rund 18 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Bei den Renten sei es ähnlich und es seien mehrheitlich die Frauen, die Nachmittags auf den Spielplätzen mit ihren Kindern unterwegs sind. &bdquo;Selbst für das Wickeln ihrer Kleinkinder fallen Kosten an. Dieser Zustand ist ungerecht und muss angepasst werden, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, der natürlichsten Sache im Alltag, unterwegs kostenfrei nachgehen zu können", so Rosensky. Die Fraktion Die Linke im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf sieht das genauso und fordert ebenfalls kostenlose Toilettennutzung für alle. Der öffentliche Raum sei sonst weiterhin kein neutraler und Frauen würden hier noch immer benachteiligt. In Braunschweig mutierten die ungerechten Nutzungsmodalitäten der öffentlichen Klos zum &bdquo;Pipi-Gate“, den die Satire-Sendung Xtra3 ans Licht der breiten Öffentlichkeit brachte. Hier geht die Verwaltung einen anderen Weg. Die Sitz-Toiletten sollen weiter 20 Cent kosten, dafür sind Unisex-Urinale geplant. Auf der ganzen Welt gibt es das Gender-Pay-Gap, nur in Braunschweig kennt man auch das Gender-Pee-Gap.#InternationalWomensDay #Weltfrauentag #RealerIrrsinn #Braunschweig #extra3 pic.twitter.com/9PWU8jkVGe extra3 (@extra3) March 8, 2022

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