Muss die Gütersloher Fußgängerbrücke wegen eines Denkmals in Berlin warten?

Gütersloh. Brücke in der Provinz oder Denkmal zur Deutschen Einheit in der Hauptstadt – was hat Vorrang? Diese Frage hat sich im Zuge des von Pech und Verzögerungen begleiteten Baus der Fußgänger- und Radfahrer-Brücke über die B 61 am Westring tatsächlich gestellt. Denn wie die Stadt jetzt auf Anfrage bestätigte, hat Berlin vor einiger Zeit Druck gemacht und zu verstehen gegeben, dass das Denkmal vor dem Berliner Stadtschloss, das eigentlich am 3. Oktober feierlich der Öffentlichkeit übergeben werden sollte, bei der Herstellung prioritär zu behandeln sei. Könnte dies also eine Erklärung dafür sein, dass von der Brücke erst wenige Teile fertiggestellt sind, nach Angaben des Stahlbauers vom Denkmal aber bereits &bdquo;96 Prozent“? Tatsache ist, dass beides in der Werkstatt der Firma Rohlfing in Stemwede produziert wird. Viele Spekulationen, wenig Anworten Und könnte diese Duplizität der Großaufträge letztlich dazu geführt haben, dass Rohlfing, wie er versichert, erst fünf Monate nach der Auftragserteilung für die Brücke die Freigabe der statischen und anderen Unterlagen von der Stadt erhielt? An Spekulationen in dieser Art von Verwirrspiel ist derzeit einiges möglich. Klare Antworten gibt es vorerst nicht. Die Stadt bittet laut Stellungnahme von Freitag um Verständnis, dass auch weiterhin keine Details zu den unterschiedlichen Rechtsauffassungen genannt werden könnten. Begründet wird das damit, dass sich jede öffentlich geführte Diskussion dazu zum jetzigen Zeitpunkt auf den weiteren Fortgang des Baus nachteilig auswirken würde. Schreiben aus dem Ministerium Freilich wurde zugleich bestätigt, dass vor einiger Zeit der Stadt ein Schreiben aus Berlin zum Thema Brücke/Denkmal weitergeleitet worden sei, "das allerdings an den Nachunternehmer gerichtet war". In Abstimmung mit dem Bürgermeister habe Stadtbaurätin Nina Herrling mit dem Kollegen im Ministerium Kontakt aufgenommen und erklärt, am seinerzeit feststehenden Fertigstellungstermin (17. Juni 2022) festzuhalten. Nachunternehmer Rohlfing bestreitet, jemals ein Schreiben eines Ministeriums erhalten zu haben. In Sachen Denkmal habe er lediglich Kontakt zum zuständigen Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung in Berlin gehabt. Im übrigen sei auch die Fertigstellung des Denkmals bis zum Tag der Einheit &bdquo;schon Geschichte“, der Termin nicht zu halten. Grund: &bdquo;schwere statische Probleme“, für die seine Firma nicht die Verantwortung trage. Es wird also beides nicht pünktlich fertig, weder die Brücke, noch das Denkmal. Und auch was die Brücke angeht, wurde vorerst kein neuer Termin genannt. Bei einem Krisengespräch haben laut Stadt Fachabteilungen der Verwaltung und der Generalunternehmer Fechtelkord & Eggersmann (Marienfeld) das weitere Vorgehen erörtert. &bdquo;Einigkeit herrschte darüber, eine gemeinsame Lösung zu dem Thema ,Vertragsstrafe zu finden vor dem Hintergrund, das gemeinsame Ziel der zügigen Fertigstellung der Brücke nicht durch einen möglicherweise andauernden Rechtsstreit zu gefährden.“ Die Fachleute, teilte Stadt-Sprecherin Susanne Zimmermann weiter mit, hätten verschiedene technische Möglichkeiten besprochen, die unterschiedlichen Fertigungsschritte für die Bauteile zu optimieren und zu beschleunigen. &bdquo;Mit den beteiligten Fachplanern und den bauausführenden Firmen soll nun kurzfristig in den nächsten Tagen geklärt werden, welche der Varianten umsetzbar sind und zu einer zügigeren Fertigstellung führen.“ Sperrung wird aufgehoben Laut Rohlfing liegt unter anderem noch immer keine endgültige Version für die sogenannten Schleppbleche als Fahrbahnübergänge vor. Es gebe laufend neue Zeichnungen. Dass sich der Unternehmer überhaupt noch öffentlich äußert, ist erstaunlich. Denn er sei wiederholt vom Generalunternehmer aufgefordert worden, dies zu unterlassen. Dass er dem nicht nachkommt, begründet er auch damit, dass es bei der Brücke um ein öffentliches Bauwerk gehe &bdquo;und nicht um ein Waffensystem“. Ein kleines Trostpflaster für alle Radfahrer an der B 61 gab es aber auch: Bis zum Weiterbau der Brücke soll laut Stadt Gütersloh die Sperrung des Radweges im Bereich der Baustelle aufgehoben werden.

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