Gütersloh Problemfall B61 in Gütersloh: Es ist Zeit, endlich in die Pötte zu kommen

Gütersloh. Wer wie viele andere Pendler zur Rush Hour zwischen Gütersloh und Bielefeld mit dem Auto unterwegs ist, braucht Geduld. Viel Geduld. Schon bei minimalen Störungen im Verkehrsfluss kommt es auf der B 61 zu Staus und Wartezeiten. Da reichen bereits ein Plattfuß, der am Straßenrand behoben wird, oder kleinere Gehölzschnittarbeiten an den Alleebäumen. In Zeiten scheinbar immer knapper werdender Zeit nervt das nicht nur, sondern verlängert obendrein Liefer- und Arbeitszeiten, weshalb auch die Wirtschaft schon sehr, sehr lange den Ausbau der Bundesstraße fordert. Und tatsächlich hat der Bundestag 2016 den &bdquo;vordringlichen Bedarf" des Projektes festgestellt. Nun soll fünf Jahre später geprüft werden, wie die dringlich die Sache mit den geplanten vier statt zwei Spuren überhaupt noch ist. Allein vom subjektiv erlebten Verkehrsablauf her dürfte an der Dringlichkeit kaum zu rütteln sein. Es gilt jedoch, die Empfehlung der Gutachter abzuwarten. Eine Verlagerung der Probleme kann keine Lösung sein Vermutlich werden sie zu einem anderen Schluss kommen, als Straßen NRW. Der Landesbetrieb hat sich jetzt mit dem kühnen Gedanken hervorgewagt, die bisherige Bundesstraße in einen Radschnellweg umzuwandeln und damit die bedrohten Alleebäume zu erhalten. Die Straße könne, so die Argumentation, auf einer anderen Trasse verlaufen. Überhaupt seien Radschnellwege die Planung der Zukunft. Donnerwetter. Solch eine Ansage war nicht zu erwarten von einer Behörde, die sich vornehmlich der Planung und dem Bau großer Straßen, Brücken, Tunnel und Lärmschutzanlagen widmet. Künftig sollen also Radschnellwege Priorität haben. Dagegen ist zwar nicht viel einzuwenden. Aber sollte deshalb der Kfz-Verkehr aus dem Blick geraten? Er ist ja nun mal vorhanden, täglich über 20.000-fach auf der Bundesstraße. Und wo soll er hin, etwa in den Orbit oder auf die parallel zur B 61 verlaufende A 2? Eine Verlagerung der Probleme an andere Stellen kann keine Lösung sein. Lesen Sie auch: NW-Leserin meint: Auch Hintertürchen zum angedachten Ausbau der B61 schließen Die Antwort liegt doch wohl auf der Hand Unbeantwortet bleibt zudem die Frage, wo eine ausgebaute Straße langführen könnte, wenn nicht auf der bestehenden Trasse, wie es das Projektdossier klar vorsieht. Östlich der B 61 stehen auf Gütersloher Gebiet zahlreiche Gewerbebauten und direkt angrenzend nicht zuletzt auch die aufwendig sanierte ehemalige Gaststätte Upmann (anschließend &bdquo;Schenkenhof", jetzt &bdquo;hey.fratelli"). Bleibt im Grunde also nur eine Verlegung auf die andere Seite ins Acker- und Grünland. Aber passt so ein gewaltiges Neubauprojekt, das in erheblichem Maße Freiraum versiegelt und landwirtschaftliche Betriebe bedroht oder gar vernichtet, in diese Zeit, in der die Auswirkungen zumal öffentlichen Handelns auf Klima und Umwelt stets mitzudenken sind und laufend die Verkehrswende beschworen wird? Die Antwort liegt doch wohl auf der Hand. Was hat sich in den vergangenen Jahren wirklich getan? Aber es gilt auch, realistisch zu bleiben. Die angestrebte Verkehrswende, die das Kraftfahrzeugaufkommen auf der B 61 im Idealfall erheblich vermindert, lässt sich nicht an einem Dienstagnachmittag umsetzen. Keine Frage: Der Bus- und Bahnverkehr in der Region muss so attraktiv wie möglich gemacht werden. Ebenfalls nicht zu vergessen der angedachte Radschnellweg und überhaupt der Ausbau des Radwegenetzes. Mit alledem scheint es allerdings nur arg schleppend voranzugehen. An Wünschen und Forderungen und Ideen mangelt es nicht, aber was hat sich in den vergangenen Jahren wirklich getan? Zwei Fahrradstraßen und das Experiment mit den Shuttle-Bussen der Stadtwerke. Da muss schon deutlich mehr kommen. Die Erfahrung zeigt: Bis zu einer echten Verkehrswende wird noch viel Waser die Dalke herunterfließen. Es ist Zeit, endlich in die Pötte zu kommen Umso dringender vonnöten ist eine praktikable Übergangslösung für den Problemfall B 61. Es geht nur über den Versuch, die beeinflussbaren Störfaktoren zu eliminieren. Damit ist nicht der beschriebene Plattfuß gemeint. Dies bedeutet an erster Stelle, den Verkehrsablauf an den überlasteten Kreuzungen zu verbessern, um die täglichen Staus spürbar zu verkürzen. Wie das konkret und im Einzelfall funktionieren kann, sollte längst ein Verkehrsgutachten klären. Das hat der Rat beschlossen – vor zwei Jahren. Es ist Zeit, endlich in die Pötte zu kommen.

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