Neue Hoffnung für Bäume an der B61? Ausbaupläne kommen auf den Prüfstand

Gütersloh. Die mit metergroßen weißen Sterbekreuzen bemalten Bäume und auf die Rinde gepinselten Worte wie &bdquo;Auto frisst Baum" sind nach wie vor in lebhafter Erinnerung. Sie waren 2019 Ausdruck des immensen Protestes von Umweltschützern gegen den geplanten vierspurigen Ausbau der Bundesstraße 61 zwischen Ummeln und Rheda-Wiedenbrück. Dass für dieses Großprojekt – veranschlagt sind bislang knapp 40 Millionen Euro Kosten (Stand 2014) und eine Bauzeit von viereinhalb Jahren – sämtliche oder die meisten rund 500 Lindenbäume und Eichen entlang der Straße abgeholzt werden müssten, daran gibt es keinen Zweifel. Oder kann die prächtige Allee auf dem Abschnitt zwischen Gütersloh und Bielefeld womöglich doch gerettet werden? Einige leise Hinweise darauf scheinen sich abzuzeichnen. Lesen Sie auch: Kann der B61-Verkehr auch ohne vierspurigen Ausbau bewältigt werden? Erstens: Wie das Bundesverkehrsministerium in Berlin auf Anfrage bestätigt, kommt der Bedarfsplan der Bundesfernstraßen ab dem Jahr 2022 auf den Prüfstand – und damit auch der Ausbau der B 61. Das Projekt mit der offiziellen Bezeichnung &bdquo;B 61, Rheda-Wiedenbrück (A 2) – Bielefeld/Ummeln" ist Bestandteil des Bedarfsplans der Bundesfernstraßen, den der Bundestag am 2. Dezember 2016 als Anlage zum Fernstraßenausbaugesetz beschlossen hat und der Ende 2016 in Kraft getreten ist. Das Vorhaben wurde in den &bdquo;Vordringlichen Bedarf" eingestuft". Neue Prognose für 2023 Laut Ministerium wird nach Ablauf von fünf Jahren geprüft, ob der Bedarfsplan der Verkehrsentwicklung anzupassen ist. Das ist demnach also jetzt der Fall. Die Vergabeverfahren zur Verkehrsprognose seien im September dieses Jahres abgeschlossen worden und die Prognose 2040 werde bearbeitet, heißt es weiter. Ziel sei es, die Untersuchungen 2023 abzuschließen. Zweitens: Auf die Frage, ob die neue Bundesregierung den Bedarfsplan ändern und das Projekt B 61-Ausbau herabstufen könnte, kam lediglich der Hinweis auf den Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung. Dort ist unter dem Punkt &bdquo;Infrastruktur" nachzulesen: &bdquo;Bei den Bundesfernstraßen wollen wir einen stärkeren Fokus auf Erhalt und Sanierung legen." Und: &bdquo;Wir werden auf Basis neuer Kriterien einen neuen Bundesverkehrswege- und -mobilitätsplan 2040 auf den Weg bringen." Weiter kein Planungsauftrag Drittens: Beim Landesbetrieb Straßen NRW, der in der Vergangenheit im Auftrag von Berlin auch bei Bundesfernstraßen tätig wurde, etwa beim Bau der A 33, hört sich das deutlicher an. Es liege weiterhin kein Planungsauftrag für den Ausbau der B 61 vor, unterstreicht der Sprecher der Regionalniederlassung OWL, Sven Johanning. &bdquo;Wenn es denn irgendwann mal so weit sein wird, reden wir vielleicht über einen Radschnellweg auf der heutigen Trasse der B 61, und die Straße führt ganz woanders lang. Und die Linden bleiben stehen", so das überraschende Szenario. Fragt sich nur, wohin dann mit der Straße? Johanning unterstreicht erneut, dass die Diskussionen um den Ausbau der Bundesstraße vor zwei Jahren durch die Vermessungsarbeiten an der B 61 entstanden seien. &bdquo;Für den Fall, dass der Planungsauftrag kommt, wollten wir mit einer guten Bestands- und Datengrundlage des Geländes dafür gewappnet sein." Am Anfang jeder Planung stehe in jedem Fall eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP).Es könne durchaus sein, dass dabei ein Radschnellweg herauskomme, sagt der Sprecher. Radschnellwege würden die Zukunft sein. Das Umdenken in der Verkehrsplanung habe längst eingesetzt. So aufwendig wie eine Straßenplanung Johanning sagt zugleich, dass auch die Planung von Radschnellwegen mit einem enormen planerischen und zeitlichen Aufwand verbunden sei, vergleichbar mit einer Landesstraße. &bdquo;Das ist ein dickes Brett", verweist er auf UVP und Planfeststellungsverfahren. Das einzige, was im Vergleich zur neuen Straße nicht notwendig sei, sei ein Schadstoffgutachten und eine Untersuchung zum Lärm. Ein Radschnellweg (RS) müsse mindestens vier Meter breit sein, und ein Gehweg in der Nähe dürfe auch nicht fehlen. Im Fall der B 61 sei es denkbar, den heutigen kombinierten Geh- und Radweg später ausschließlich Fußgängern zur Verfügung zu stellen. Von einer Planung für einen RS zwischen Bielefeld und Rheda-Wiedenbrück &bdquo;sind wir aber noch weit entfernt", so der Sprecher. Derzeit konzentrierten sich die Planungen auf den RS 3, der auf einer Länge von 36 Kilometern die Städte Herford, Löhne, Bad Oeynhausen, Porta Westfalica und Minden verbinden soll. Recht weit gediehen sind auch die Überlegungen für die &bdquo;Velo-Route B 68", die auf der Trasse der alten Bundesstraße zwischen Bielefeld und Borgholzhausen verlaufen soll. Radwegsanierung noch unklar Noch unklar ist, wie es bei einer aktuellen Angelegenheit in Sachen B 61 weitergeht: So steht noch immer die Entscheidung aus, ob der durch zahlreiche Wurzelaufbrüche und -aufwölbungen des Asphalts beschädigte Radweg entlang der Hauptverkehrsader im kommenden Jahr saniert wird. Das müsse gut überlegt sein, sagt Sven Johanning. Da der Radweg dicht neben der Straße verlaufe, komme man um eine abschnittsweise halbseitige Sperrung der Fahrbahn nicht herum – &bdquo;die Auswirkungen auf den Verkehrsfluss können Sie sich ausmalen". Außerdem müsse gewährleistet sein, dass die Linden am Rand keinen Schaden nähmen. Insgesamt sei das Vorhaben eine technische Herausforderung. &bdquo;Das muss sauber durchgeplant sein." Voraussichtlich könne Mitte Januar mehr dazu gesagt werden.

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