Abriss alter Kraftwerke und mehr - Hagedorn aus Gütersloh kauft Wasel

Gütersloh. Raffinerien, Kohlekraftwerke, Industriebrachen, Windräder: Wer auf solchen Baustellen agiert, kommt nur mit PS-starken Geräten weiter. Zwei der Größten ihrer Branche, die Unternehmensgruppe Hagedorn und die Firma Wasel, haben welche, und zwar zuhauf. Der eine hat Deutschlands größten Abbruchbagger in seinem Fuhrpark, der anderen den mächtigsten Raupenkran. Ab sofort sind sie im Gespann unterwegs. Denn: Hagedorn hat Wasel gekauft. Das Unternehmen aus Bergheim bei Köln, Spezialist für Krane und Schwertransporte, ist nun 100-prozentige Tochter der Gütersloher Holding von Thomas Hagedorn. Die Verträge sind unterschrieben, die Übernahme ist erfolgt. Was Hagedorn für den Kauf hingelegt hat, sagt er nicht – unstrittig aber ist, dass er damit sein Geschäftsfeld nahezu ideal ergänzt hat. &bdquo;Wir bündeln Kräfte", sagt der 50-Jährige. Mit Wasel unter seinem Dach dürfte er sich seinem Ziel nähern, &bdquo;Deutschlands stärkster Dienstleister für den Strukturwandel" zu werden. Die Gütersloher stehen parat, wenn die Kohlemeiler vom Netz gehen Was das bedeutet? Zum Beispiel, dass Hagedorn weitere ausgediente Kraftwerke kaufen und abreißen will. Jene in Lünen und Castrop-Rauxel hat er spektakulär gesprengt, nun setzt er darauf, dass die Energiewende ihm weitere Aufträge beschert. Allein im Zeitraum bis 2023 gehen 20 Kohlemeiler vom Netz, danach folgen weitere; rund um Bergheim etwa, Sitz von Wasel im rheinischen Braunkohlerevier, werden kurz- bis mittelfristig sechs Kraftwerke abgeschaltet, in Sachsen, Sachsen-Anhalt und im Süden Deutschlands schlummern weitere Kandidaten. Und dann? Hagedorn will bereitstehen, diese Brachen zu reaktivieren, &bdquo;vom Brownfield zum Greenfield", wie er sagt: Neue Industriegebiete schaffen ohne Flächenverbrauch, das könnte und soll Zukunft haben. Drei bis vier Kraftwerksprojekte pro Jahr seien realistisch, so Hagedorn. Die wirtschaftliche Potenz ist mit dem Zukauf jedenfalls enorm gestiegen. Hagedorn und Wasel vereinen 15 Standorte mit 1.100 Beschäftigten – 700 bei Hagedorn, 400 bei Wasel. Sie besitzen einen Fuhrpark, der aus mehr als tausend Fahrzeugen und Großgeräten besteht. Manche, wie ein Kleinbagger, kosten nur 200.00 Euro, andere, wie die 1.000-Tonnen-Raupe, neun Millionen; was für ein Koloss diese Raupe ist, erkennt man daran, dass 60 Lkw nötig sind, um sie zu einer Baustelle zu transportieren. Stellenstreichungen? Eher wird das Gegenteil erwartet Der Zusammenschluss erzeuge Synergien, führe aber weder zur Auflösung eines Standortes noch zu einem Stellenabbau, hieß es. Im Gegenteil, es sei weitere Dynamik zu erwarten – in den vergangenen Jahren hat Hagedorn eigenen Angaben zufolge pro Jahr 20 Prozent zugelegt. Im kommenden Jahr strebe er daher an, mehr als 400 Millionen Euro Umsatz zu erzielen, sagt Hagedorn. Zuletzt waren es 365 Mio. Euro: 305 bei Hagedorn, 60 bei Wasel. Der Kauf von Wasel eröffnet den Güterslohern erleichterten Zugang zu einem weiteren ergiebigen Markt: die Aufrüstung von Windkraftanlagen, &bdquo;Repowering" genannt. Bis 2025 seien 8.000 Windräder zu recyceln, so Hagedorn, tausende seien neu zu montieren und zu warten. Die Arbeitsaufteilung ist klar: Hagedorn baut ab, Wasel auf. Für die Bergheimer ist das Routine, schon länger machen sie das und verleihen Krane, die auch die neuen Windradhöhen erreichen. Krane? &bdquo;So heißt das in der Branche", sagt Matthias Wasel. &bdquo;Das Wort ,Kräne’ ist uns ein Graus." Die Firmennamen bleiben erhalten Ihm und seinem Bruder Thomas sei es wichtig gewesen, einen Käufer zu finden, &bdquo;der unserem Unternehmen und unseren Mitarbeitern eine Perspektive bietet", sagt Matthias Wasel. Da die Töchter andere Pläne hätten, habe man sich umgesehen. Als man die Hagedorns im November &bdquo;über einen gemeinsamen karnevalistischen Bekannten" kennenlernte, habe es gefunkt. &bdquo;Wir haben rasch festgestellt, dass wir gut zueinander passen, unternehmerisch und menschlich, wir teilen gemeinsame Werte", bestätigt Barbara Hagedorn. Die Sicherheit der Arbeitsplätze sei allen Beteiligten wichtig, beide Firmen unterhalten Ausbildungszentren. Die Wasel-Brüder sollen ihren Betrieb weiterhin autark führen, ihr Firmenname bleibt erhalten. "Alles ohne Fremdkapital finanziert" Für Hagedorn, der vor 24 Jahren als Ein-Mann-Betrieb mit nur einem Bagger und dem Abriss von Einfamilienhäusern anfing und es zum fünftgrößten Abbruchunternehmen der Welt formte, ist der Kauf von Wasel die bislang größte Übernahme. Die Firmen Harzheim, Schüttflix und kürzlich Stave (Berlin): Sie alle waren deutlich kleiner. Bislang habe er alles ohne Fremdkapital finanziert, agt Hagedorn, auch deswegen lehne er einen Börsengang ab. &bdquo;Wir sind stolz darauf, ein Familienunternehmen zu sein und wollen das auch bleiben", antwortete er auf eine Nachfrage eines Medienvertreters. Mit dem Kauf von Wasel habe das Unternehmen seine Wachstumschancen stark verbessert, sagt Hagedorn, auch auf dem Gebiet der Infrastruktur. Für den Ausbau des Übertragungsnetzes seien 13.000 Kilometer Leitungen nötig, und beim Verkehr seien gigantische Investitionen fällig, um Straßen und Brücken zukunftsfähig zu machen: Hagedorn wolle mit Schwerlastlogistik, Kranservices und Tiefbau parat stehen.

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