Gütersloh bekommt heikles Angebot: Stadt vor schwieriger Entscheidung

Gütersloh. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BimA) hat der Stadt Gütersloh eine weitere Fläche zum Kauf angeboten. Das 16 Hektar große Feld liegt direkt neben dem ehemaligen Flugplatz. Die Entscheidung, ob die Stadt das Angebot annimmt, könnte weitreichende Folgen für die Verkehrsplanung haben: Es handelt sich genau um jene Fläche, über die die sogenannte Südspange verliefe. Diese Südspange, geschlagen zwischen Marienfelder und Herzebrocker Straße, würde einen Großteil des Verkehrs aus dem künftigen Gewerbegebiet Flugplatz sowie weitere Verkehre aufnehmen. Allerdings ist sie umstritten: Die Trasse würde einen Teil Pavenstädts durchschneiden und weitgehend durch freie Natur und Erholungsräume verlaufen. Ein langer Abschnitt verliefe über den Stellbrink (Kompostwerk), der dafür auszubauen wäre. Bislang hat Norbert Morkes immer dagegen gewettert Die städtische Bau- und Verkehrsdezernentin Nina Herrling hat jetzt die Fraktionen im Stadtrat über das Angebot der Bundesanstalt informiert. Das Schreiben sei am 19. November eingegangen. Die BImA handelt damit gemäß der Konversionsvereinbarung, wonach der Bund verpflichtet ist, der Stadt den Erstzugriff zu gewähren. Laut Herrling hat die Stadt sechs Monate Zeit, sich zu entscheiden. Die Dezernentin kündigte an, einen Beschlussvorschlag zum weiteren Vorgehen zu erarbeiten. Für die Fraktionen und die Beobachter dürfte es interessant sein, wie dieser Vorschlag ausfällt: Der neue Bürgermeister Norbert Morkes hatte sich als Sprecher seiner BfGT-Fraktion und als Vertreter Pavenstädter Interessen mehrfach vehement gegen den Bau der Spange ausgesprochen. Sein Vorgänger Henning Schulz (CDU) hatte sich nicht festgelegt, aber aufgeschlossener gezeigt: Auf das Gewerbegebiet zu verzichten, sei keine Option, aber die Stadt müsse sich überlegen, wie sie mit den drohenden Verkehrsproblemen umgehe. Bis zu 4.000 Jobs im künftigen Gewerbegebiet prognostiziert Ende 2018 hatte ein Gutachter berichtet, dass die Ansiedlung eines Industrie- und Gewerbegebietes auf dem ehemaligen Flughafen zu einer massiven Zunahme des Verkehrs führen werde. Ausgehend von bis zu 4.000 Jobs, die nach Schätzungen der Gewerbepark Flugplatz Gütersloh GmbH dort angesiedelt sein könnten, prognostizierte er lange Staus an den innerstädtischen Kreuzungen von West- und Nordring (B 61) und riet zu mindestens einer Entlastungsstraße – der Südspange. Von den zu erwartenden 10.600 zusätzlichen Kfz-Fahrten könne eine Südspange samt ausgebautem Stellbrink 7.200 aufnehmen, so der Gutachter. Etwa die Hälfte der Verkehrsteilnehmer würde sie nutzen, um zu den Firmen im Gewerbegebiet zu gelangen, die andere Hälfte nähme sie als willkommene neue Trasse für andere Destinationen. Manche innerstädtische Kreuzungen, so das Aachener Gutachterbüro, seien unabhängig vom Gewerbegebiet auch wegen der wachsenden Bevölkerungszahl an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt. Die Parsevalsiedlung wird nächstes Jahr abgerissen Das von der BImA angebotene 16-Hektar-Grundstück liegt außerhalb des geplanten Gewerbegebietes, in früheren Plänen der Stadt war es mal als potenzielle Sport- und Freizeitfläche verzeichnet. Dort ebenfalls Firmen anzusiedeln, wurde bislang nie erwogen – stattdessen bietet sie laut Verkehrsplaner den Vorzug, direkt an das künftige Gewerbegebiet anzugrenzen. Die Überlegung ist, dort die Hauptzufahrt zu legen: Bei entsprechender innerer Erschließung des Gewerbegebietes könnten sie drei Viertel des Verkehrs abwickeln. Die zweite Zufahrt an der Marienfelder Straße würde dadurch entlastet – und das sei ohnehin sinnvoll. Die Südspange verliefe Richtung Übungsgelände Schäferhundverein, um von dort über den Stellbrink zur Herzebrocker Straße zu führen. Zusätzlichen Verkehr prognostizieren die Fachleute auch durch das neue interkommunale Gewerbegebiet auf der anderen, nördlichen Seite der Marienfelder Straße. Dort stehen 32 Hektar zur Verfügung, ein Teil davon liegt auf den Flächen der inzwischen freigezogenen Parsevalsiedlung. Die Kommunen Gütersloh, Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz hatten dem Kaufvertrag mit der BIma über eine 20 Hektar große Fläche zugestimmt; hinzu kommen zwölf Hektar eines Bauernhofes. Nächstes Jahr dürften hier die ersten Bebauungsplanentwürfe vorliegen.

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