Bielefelder Unternehmen Schüco muss Pläne am Flugplatz in Gütersloh verschieben

Gütersloh. Ein neues Werk mit bis zu 600 Jobs hatte Schüco angekündigt. Auf einer Fläche von zehn Hektar, gegenüber vom Flugplatz an der Marienfelder Straße gelegen, sollte es entstehen. Baubeginn sollte 2025 sein, spätestens. All das waren Informationen, die der Global Player aus Bielefeld vor zwei Jahren, nach dem Kauf seines Grundstückes, öffentlich bekannt gegeben hatte. Doch nun hat Schüco um mehrere Jahre Aufschub gebeten – und bekommt ihn auch. &bdquo;Wir können bestätigen, dass wir uns mit dem Grundstückseigentümer auf eine zeitliche Verschiebung des Baubeginns geeinigt haben“, teilte eine Unternehmenssprecherin am Mittwoch mit. Als Begründung nannte sie &bdquo;die anhaltend schwierige konjunkturelle Situation der Bauwirtschaft in Deutschland und die daher aktuell reduzierten Wachstumsprognosen.“ Wie es heißt, bekommt das Unternehmen einen Aufschub bis Ende 2029. Die Bauverpflichtung, die Schüco beim Kauf des Grundstückes unterzeichnet hatte, war im August 2025 ausgelaufen. Das Unternehmen und die Gewerbeflächen Flugplatz Gütersloh GmbH (GFG), in deren Händen die Vermarktung des Gewerbegebietes liegt, waren somit unter Druck, eine neue Vereinbarung zu treffen: Entweder Schüco gibt das Grundstück zurück, oder das Unternehmen bekommt eine neue Frist. Lesen Sie auch: Schüco aus Bielefeld errichtet neuen Standort am ehemaligen Flugplatz in Gütersloh Der Stadt Gütersloh und der Flugplatz GmbH entgehen Einnahmen Entschieden hat man sich für Letzteres. &bdquo;Für uns war das im Grunde klar“, sagt Albrecht Pförtner, Geschäftsführer der GFG. &bdquo;Es ist durchaus üblich, Firmen entgegenzukommen, wenn sich Ideen, Planungen und Märkte nicht so entwickeln wie erhofft.“ Jeder wisse, dass die Baubranche zuletzt geschwächelt habe. Die Gespräche mit Schüco seien kooperativ und einvernehmlich verlaufen, so Pförtner. Der Bielefelder Großkonzern, Spezialist für Fenster, Türen und Fassaden, ist als Anker-Nutzer für das netto 18 Hektar große Gewerbegebiet vorgesehen. Als zweiter Großbetrieb, jedoch schon erheblich kleiner, zieht der Sondermüllentsorger Zimmermann einen weiteren Standort hoch. Die anderen Parzellen sind für Kleinbetriebe und Handwerker attraktiv. Der zeitliche Aufschub bedeutet für die Stadt allerdings, dass die erhofften Gewerbesteuern erst später fließen. Auch die Flugplatz-GmbH stellt die Verzögerung vor ein Problem. Denn: Schüco überweist die zweite Rate des Kaufpreises erst bei Baubeginn. Die Bielefelder hatten die 100.000 Quadratmeter vor zweieinhalb Jahren zum Quadratmeterpreis von 92 Euro gekauft, folglich für 9,2 Millionen Euro, jedoch Ratenzahlung vereinbart. Die erste Rate ist geflossen, die zweite nicht. Aus Kreisen der Ratsfraktionen ist zu hören, dass noch 2,57 Millionen Euro ausstehen – eine Einnahme, die die GFG in ihrem Etat eingeplant hatte. Damit die GmbH nicht in einen Liquiditätsengpass gerät, gaben die Ratsfraktionen nun eine Zahlung frei. Sie entschieden am Montag im Finanzausschuss, der GFG aus dem Beteiligungsbudget der Stadt außerplanmäßig 771.000 Euro zu überweisen. Das soll als Überbrückungshilfe reichen. Hintergrund: Für das Herrichten und die Erschließung des Gewerbegebietes hat die GFG hohe Vorlaufkosten. Die Arbeiten sind inzwischen aber so gut wie abgeschlossen. Hauptgesellschafter der GFG ist die Stadt Gütersloh (70 Prozent); die anderen Anteile halten Harsewinkel (20) und Herzebrock-Clarholz (10). Umsatz von Schüco zuletzt gesunken Die außerplanmäßige Zahlung hätte die GFG nicht gebraucht, wären bereits alle Grundstücke verkauft. Doch das ist nicht der Fall. Der Marienfelder Handwerkerbetrieb MW Haustechnik, ein Sanitärunternehmen um Maik Wolters, steckt in Schwierigkeiten, gab sein schon gekauftes Grundstück von 6.851 Quadratmetern wieder zurück. Dafür hat ein anderes Unternehmen bereits angefangen zu bauen: Die Schledde Bau GmbH, ansässig an der Emser Landstraße, eröffnet auch im Gewerbegebiet einen Standort. &bdquo;Wir haben dort ein Grundstück von rund 8.800 Quadratmetern gekauft“, sagt Frank Schledde. Etwas mehr als die Hälfte will Schledde für sein eigenes Unternehmen nutzen (&bdquo;als Lager“), auf dem anderen Teil baue er ein Büro für ein anderes Unternehmen. Der Sondermüllentsorger Zimmermann hat angekündigt, Anfang nächsten Jahres mit seinem Bau zu beginnen. Doch drei weitere Grundstücke, zwischen Nottebrocksweg und Am Stellbrink gelegen, sind noch zu haben. Lesen Sie auch: Nach Schüco: Gütersloher Unternehmen kauft Grundstück am Flughafen Dass es bei Schüco zuletzt weniger brummte, war nachzulesen: Der Umsatz sank auf 2,05 Milliarden Euro, ein Rückgang von 3,1 Prozent. Die lahme Baukonjunktur, die Trump-Zölle, die Energiepreise, die allgemeine Investitions- und Kaufzurückhaltung: All das sind Themen, die den Bielefelder Konzern beschäftigen. Zuletzt betraf das auch den Produktionsstandort in Borgholzhausen. Im Herbst 2024 kündigte Schüco an, dort bis zu 80 Arbeitsplätze abbauen zu müssen, im Februar trennte es sich komplett von dem Werk: Neuer Inhaber ist die Rheingold Capital mit Sitz in Köln. Weltweit beschäftigt Schüco 6.850 Mitarbeiter, davon 2.135 am Stammsitz in Bielefeld.

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