Nobilia-Werk geht in Gütersloh mit Verspätung in Betrieb

Gütersloh. Glatte, schneeweiße Oberflächen, die Kanten in leuchtendem Rot abgesetzt – so könnte die Küche der Zukunft aussehen. Stellt sich noch die Frage nach den eingebauten technischen Geräten. Sie sind von außen jedenfalls nicht zu erkennen. Das gesamte Innenleben bleibt vorerst ein Geheimnis. In Wahrheit handelt es sich schließlich mitnichten um eine Küche, sondern um ein Projekt ungeahnten Ausmaßes: das neue gewaltige Werk III des Verler Küchenherstellers Nobilia. Es ist schon eine Weile in Betrieb. Aber wie lange genau, das darf offenbar niemand wissen, es sei denn, man arbeitet dort. Denn Europas Größter seiner Branche – 3.700 Mitarbeiter, 1,3 Milliarden Euro Umsatz – setzt seine eigenwillige Öffentlichkeitsarbeit fort. Traditionell und wie auch schon kurz nach Baubeginn am Spexarder Hüttenbrink Anfang 2019 verweist das Unternehmen auf die jährliche Bilanzpressekonferenz im Februar jeden Jahres. Dort werde die Entwicklung der einzelnen Werke intensiv beleuchtet, teilte Sonja Diermann mit, Leitung Marketing & PR. Eine Nachfrage blieb unbeantwortet. Keine offiziellen Angaben aus der Unternehmenszentrale In Ermanglung offizieller Angaben aus der Unternehmenszentrale an der Sürenheider Waldstraße bleiben somit nur der eigene Eindruck und der Blick ins Archiv, um den Informationsschleier ein wenig zu lüften. Die Dimension des neuen Betriebs wird zum Beispiel daran deutlich, dass es ein Weilchen dauert, ehe man die entlang der A 2 errichteten Fassaden in flottem Autobahntempo passiert hat. Der Kilometerzähler läuft locker einen halben Kilometer weiter. Und da ist die östlich angrenzende Stellplatzanlage für die vor Jahren angekündigten mindestens 300 Mitarbeiter (plus Besucher?) noch nicht mitgerechnet. Fragt sich, ob der damit verbundene und von außen zu besichtigende Platzverbrauch heute, da Umwelt- und Klimaschutz einen besonders hohen Stellenwert einnehmen, noch einmal in den Bebauungsplan Eingang gefunden hätten. "Mit den gewünschten Betriebsstrukturen nicht vereinbar" Grüne und Umweltverbände hatten im Planverfahren zwar schon vor drei Jahren auf eine vertikale Lösung gepocht, also die Errichtung eines Parkdecks. Jedoch vergeblich. Somit nimmt das neue Werk alles in allem 13 der 24 Hektar Gewerbefläche im insgesamt 35 Hektar großen Gebiet in Anspruch. Gut 2 Hektar entfallen auf neue Wohnbauflächen. Auch die abgemilderten Vorschriften hinsichtlich der Dach- und Fassadenbegrünung wurden seinerzeit von der GNU moniert, ohne dass sich daran etwas im B-Plan geändert hätte. Statt einer festen Quote von mindestens 30 Prozent begrünter Dächer werden Gründächer lediglich empfohlen. Was darüber hinausgeht, sei &bdquo;mit den gewünschten Betriebsstrukturen nicht vereinbar", so die Begründung der Verwaltung. Dafür wurde auch bei der Höhenentwicklung Rücksicht auf den &bdquo;Ansiedlungswunsch eines Einzelbetriebes" genommen. Statt der ursprünglich vorgesehenen 12 bis 16 Meter als Höchstmaß gelten in der geänderten Fassung &bdquo;teilweise 36 Meter entlang der Autobahn". Angepeilter Betriebsstart hat nicht geklappt Worüber die Spexarder gewiss froh sind, ist der Umstand, dass sich die zusätzlichen Betriebsverkehre des Küchenriesen nicht mitten durch den ohnehin schon überlasteten Ort wälzen. Das ist wegen der Großbaustelle Verler Straße allerdings derzeit auch gar nicht möglich. Insofern bleiben noch kleine Restzweifel, was den Status ohne Baustelle angeht. Aber die spezielle Erschließung des Gewerbegebietes mit der spitzwinkligen Zufahrt dürfte auch die ausräumen. Eigentlich sollte das Nobilia-Werk bereits Anfang 2020 in Betrieb gehen. Das hat augenscheinlich nicht geklappt. Woran es gelegen und wieviel das Ganze gekostet hat? Im Februar wird man mehr wissen, vielleicht.

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