So groß war der Kreistag im Kreis Gütersloh noch nie

Gütersloh. Einen derart großen Kreistag gab es im Kreis Gütersloh noch nie. 72 Parlamentarier werden demnächst ihre Plätze im Halbrund des großen Sitzungssaales im Kreishaus einnehmen, plus Sven-Georg Adenauer, so viele wie noch nie. Während der CDU-Landrat erleichtert ist, es ohne Stichwahl direkt in seine fünfte Amtszeit geschafft zu haben, stehen im Kreistag Bündnisgespräche an. Welche Mehrheit wird künftig den Kreis Gütersloh regieren? &bdquo;Ohne uns wird es jedenfalls nicht gehen", reklamiert CDU-Fraktionschef Heinz-Josef Sökeland den Führungsanspruch seiner Partei. Bis zur konstituierenden Sitzung Ende November sei reichlich Zeit, die Optionen auszuloten, &bdquo;und falls es sein muss, werden wir uns diese Zeit nehmen". Erster Ansprechpartner seien die Grünen. CDU: "Mit den grünen haben wir in letzter Zeit sehr gut zusammengearbeitet" &bdquo;Mit den Grünen haben wir in letzter Zeit sehr gut zusammengearbeitet, da halte ich es für naheliegend, dass wir gucken, was mit ihnen geht." Bei 28 Sitzen der CDU und 15 der Grünen – die die SPD überholt haben und nun zweitstärkste Kraft im Kreisgebiet sind – würde Schwarz-Grün über eine solide, komfortable Mehrheit verfügen. Dass die Grünen aber möglicherweise nicht so einfach zu haben sind, deutete Fraktionssprecherin Helga Lange an. &bdquo;Wir haben enorm zugelegt", so Lange. &bdquo;Wenn wir Gespräche führen, egal mit wem, dann aus einer Position der Stärke heraus." Dass die CDU sich alternativ die SPD an ihre Seite holen könnte, dürfte eher unwahrscheinlich sein – zu häufig haben sich die Vertreter dieser beiden Parteien aneinander gerieben. UWG: "Ein Ergebnis, mit dem wir hochzufrieden sind" &bdquo;So wie die SPD uns geärgert hat, getoppt von den unfairen Attacken in den letzten Wochen, ist wohl klar, was wir davon halten", sagt Sökeland. Der FWG/UWG mit ihren sechs Sitzen und der FDP mit ihren vier Sitzen fühle man sich da schon näher. Auf beide war Sökeland noch am Wahlabend zugetreten. Die FWG//UWG sagte, sie sei Gesprächen mit der CDU nicht abgeneigt. Mit sechs Sitzen im neuen Kreistag vertreten – &bdquo;ein Ergebnis, mit dem wir hochzufrieden sind", so ihr Spitzenkandidat Dirk Holtkamp –, haben sich die Unabhängigen ein ordentliches Standing in der Kreispolitik verschafft. Schon vor sechs Jahren hatte es intensive Gespräche mit der CDU gegeben. FDP-Spitzenkandidat Thorsten Baumgart sagte, seine Fraktion sei grundsätzlich offen für Absprachen, aber es sei &bdquo;auch ein Modell mit wechselnden Mehrheiten vorstellbar". AfD meldet sich schriftlich Die FDP wolle vor allem sach- und themenorientiert Politik machen. Dass sie künftig mit vier (statt bisher zwei) Mandaten im Kreistag vertreten ist und damit wieder Fraktionsstärke erreicht hat, sei &bdquo;sehr erfreulich". Fraktionsstärke erreichte auch die AfD, die mit drei Parlamentariern in den Kreistag einzieht. Ihr kommissarischer Sprecher Axel Nußbaum teilte schriftlich mit, die AfD sei gespannt, &bdquo;ob die anderen Parteien ihre starre Blockadehaltung gegenüber uns für die nächsten fünf Jahre im choreografisch anmutenden einstudierten Drill durchhalten werden". Neuer Kreistag wird sich am 30. November konstituieren Die SPD, die im Kreistag trotz dessen Vergrößerung von 16 auf 14 Sitze schrumpft, leckte am Tag danach ihre Wunden. &bdquo;Die Verluste sind nicht schönzureden", sagte Fraktionsvorsitzende Liane Fülling. Allerdings sei die SPD stark genug aufgestellt, um auch in den kommenden fünf Jahre gute, themenbezogene Politik zu machen. Für den Fraktionsvorsitz stehe sie wieder zur Verfügung. Der neue Kreistag wird sich am 30. November konstituieren. Dass er eine Rekordgröße erreicht hat, liegt an Überhangmandaten. Die CDU hat 28 der 30 Kreistagswahlbezirke direkt gewonnen, eine Mandatszahl, die nicht durch ihr Gesamtergebnis gedeckt ist – folglich wird aufgestockt. Das erste Mal, dass sie im Kreisgebiet einen Bezirk direkt gewinnen Verloren hat die CDU einen Bezirk in Versmold – hier setzte sich der SPD-Kandidat Thorsten Klute, Kreisvorsitzender der SPD und ehemaliger Versmolder Bürgermeister, gegen Marianne Kampwerth durch – und einen Bezirk in Gütersloh: Hier unterlag die CDU-Kandidatin Monika Paskarbies ihrer grünen Konkurrentin Birgit Niemann-Hollatz. Ein historischer Erfolg für die Grünen: Es war das erste Mal überhaupt, dass sie im Kreisgebiet einen Bezirk direkt gewannen – Beleg für ihren Aufstieg zur zweiten Kraft.

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