Fleischlos in Gütersloh Essen gehen - gar nicht so einfach

Gütersloh. Der Vegan-Trend ist auch in der Gastronomie angekommen, zumindest in den Metropolen. Der Verein Proveg Deutschland - mit 14.000 Mitgliedern nach eigenen Angaben die größte Organisation fleischfrei lebender Menschen - hat nachgezählt. Mittlerweile gebe es mehr als 250 rein vegane Gastronomiebetriebe in Deutschland, heißt es in einer Erhebung zum Veggie-Markt. Berlin habe dabei die Nase vorn mit 75 Restaurants und Cafés. An zweiter Stelle stehe München mit 13 rein pflanzlichen Gastrobetrieben, gefolgt von Leipzig und Köln. Pro Kopf gerechnet gibt es in Kassel, Leipzig und Jena die meisten veganen Restaurants. Deutschlandweit verzeichnet ProVeg 2017 einen Anstieg der veganen Gastrobetriebe um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gab es diesen Trend schon vor der Coronakrise, machen sich viele nach den Coronavirusfällen in Schlachtbetrieben, allen voran der Massen-Ausbruch in Deutschlands größten Konzern Tönnies in Rheda-Wiedenbrück, verstärkt Gedanken um ihren Fleischkonsum. Denn erneut sind mit dem Skandal Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter sowie Tierleid und Klima- und Umweltfolgen in den Fokus der Kritik gerückt. Dass sie für das Tierwohl auf Fleisch verzichten, geben 48 Prozent der Befragten im Ernährungsreport 2020 an. In der Coronakrise ist demnach der tägliche Konsum von Fleisch und Wurstwaren auf 26 Prozent zurückgegangen. Und neue Erkenntnis der Studie: Mehr als die Hälfte der Befragten mit 55 Prozent bezeichnen sich als Flexitarier, also Fleischesser, die gelegentlich bewusst auf Fleisch verzichten. Fast zwei Kilo weniger Fleischverzehr pro Kopf Die EU-Kommission sieht durch Corona ebenfalls einen deutlichen Rückgang des Fleischverbrauchs in ihren 27 Mitgliedstaaten vor allem beim Schweinefleisch. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Fleischkonsum dürfte von 67,1 Kilogramm um 1,7 Kilogramm auf 65,4 Kilogramm zurückgehen. Dies wäre der niedrigste Wert seit 2015, berichtet das Fachmagazin fleischwirtschaft.de. Wer im Kreis Gütersloh allerdings vegan oder vegetarisch Essen gehen will, der muss sich mit einem eher überschaubaren Angebote begnügen. Bei der Nachfrage in der Facebook-Gruppe "Vegan in Gütersloh" empfehlen die Nutzer Restaurants und Cafés, die gängiges Vegetarisches im Angebot haben wie Salat, Pizza, Suppe oder das Gericht einfach ohne Fleisch bestellen. Vegan oder vegetarisch führen Nischendasein auf Speisekarten Ausdrücklich vegan und vegetarisch hat der Flammkuchen-Spezialist "La Flamme" auf der Speisekarte, empfiehlt ein Nutzer. Auch das "Bankery Bank und Genuss" schreibt: "Und auch Vegetarier und Veganer kommen auf ihre Kosten". Zwei vegane Gerichte stehen auf der Speisekarte. Beim "Alex" können Hungrige auf der Homepage sogar einen Filter einstellen. "Ich lebe vegan" oder "ich bin Vegetarier". Für Veganer gibt es fünf Ergebnisse wie Suppe und Salat. Für Vegetarier sind es gleich dreimal so viele. Wer lieber asiatisch mag, der findet vegetarische Gerichte beim Thai-Restaurant "Little Bangkok". Bei diesem unterm Strich mageren Angebot im Vergleich zu den Metropolen bleiben viele Wünsche offen. Auf die Frage, welche Speisen in der Gütersloher Gastro noch auf den Tisch kommen sollen, schlägt einer "Cigköfte" vor, türkisches, veganes Fingerfood aus Bulgur. "Jedes Restaurant sollte mindestens eine vegane Option auf der Karte haben - und nicht nur Salat", fordert eine andere Nutzerin. Ebenso zählten Pommes, Nudeln mit Tomatensoße und Pizza ohne Käse nicht dazu, letzteres sei in dieser Variante ohnehin zu trocken. Cremige Soße aus Cashews und Hefeflocken und weitere Vorschläge Dabei könnte man soviel anbieten, wie cremige Soße aus Cashews und Hefeflocken oder kalte Buchweizennudeln mit Gemüse und scharfer Erdnusssoße, zählt eine andere auf. Außerdem was ohne Gluten oder roh-vegan, sprich Rohkost, sind weitere Wünsche für die Gastro-Szene. Bei den einschlägigen Suchmöglichkeiten wie Google oder Tripadvisor fahnden Interessierte nach rein vegetarischen oder gar veganen Restaurants in Gütersloh vergebens. Immerhin: Jüngster Neuzugang im Angebot überwiegend fleischloser Kost ist die erste Salatbar in Gütersloh, die in diesem Jahr geöffnet hat.

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