Gütersloh

Gewerkschaft kritisiert Amazon-Jobangebot in Gütersloh

Den Güterslohern flattern dieser Tage Flyer des Online-Riesen ins Haus, der Mitarbeiter für den hiesigen Standort sucht. Doch was ist von dem Jobangebot zu halten? Verdi gibt eine Einschätzung.

Ein riesiges Logistikzentrum will Amazon in diesem Jahr in der hiesigen Region eröffnen. | © Andreas Frücht

Irja Most
02.07.2020 | 02.07.2020, 14:06

Gütersloh. Der Internet-Versandhändler Amazon geht in diesen Tagen altbackene Wege: auf Papier, ganz analog bis zu den Briefkästen der Gütersloher. Das Begehr des US-Giganten: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das neue Zentrum zwischen Oelde und Rheda-Wiedenbrück werben. Einstellungsvoraussetzung: "Dein Engagement und dein Lächeln reichen uns!"

Was da auf einem handtellergroßen orangefarbenen Zettel daherkommt, ist der Gewerkschaft Verdi ein Dorn im Auge. Denn der auf den in Gütersloh verteilten Flyern angepriesene Stundenlohn mit mindestens 11,61 Euro brutto, sei viel zu wenig. Verdi fordert stattdessen von Amazon die Anerkennung der regionalen Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels mit deutlich höheren Entgelten.

Verdi: Amazon macht in der Corona-Krise satte Gewinne

Verdi-Fachbereichsleiterin für den Handel in NRW, Silke Zimmer, findet, Amazon sollte gerade jetzt auf die Forderungen eingehen. Um dem Nachdruck zu verleihen, hatte die Gewerkschaft Ende Juni an sechs bereits bestehenden Standorten zu Streiks aufgerufen. „Die Kolleginnen und Kollegen bei Amazon haben in den vergangenen Wochen und Monaten unter einer extremen Arbeitsbelastung gelitten. Die Umsätze und Gewinne sind bei Amazon während der Corona-Pandemie durch die Decke gegangen. Das Vermögen des Amazon-Chefs Jeff Bezos soll laut Presseberichten alleine zwischen März und Mai um über 34 Milliarden Euro gestiegen sein."

Gleichzeitig zeigten zahlreiche Corona-Fälle an Standorten, wie Winsen an der Luhe und Bad Hersfeld, wie stark die gesundheitliche Gefahr für die Beschäftigten sei. Trotzdem gäbe es lediglich über einen kurzen Zeitraum einen Bonus für die Beschäftigten. "Die Kolleginnen und Kollegen müssten schon lange nach den Tarifen des Einzelhandels bezahlt werden, aber jetzt ist es wirklich mehr als überfällig ihnen diese Wertschätzung und Anerkennung entgegen zu bringen", so Zimmermann.

Das neue Logistikzentrum, das Amazon offiziell mit Standort in Oelde angibt, soll nach Kenntnisstand von Verdi Ende des Jahres fertig sein. Hier sind nach Informationen der Gewerkschaft 1.200 neue Stellen geplant.