Sogar die "New York Times" berichtet über den Tönnies-Gau

Gütersloh. Schlechte Nachrichten verbreiten sich blitzschnell – und wenn sie richtig schlecht sind, sogar weltweit. In den Abendnachrichten war Tönnies nach Bekanntwerden des Corona-Massenausbruchs das absolute Topthema in Deutschland: Die Tagesschau widmete dem Gau im Kreis Gütersloh knapp drei Minuten, auch die heute-Sendung im ZDF berichtete ausführlich aus Rheda-Wiedenbrück. Und nur wenige Stunden später hatte Gütersloh es dann sogar in die Onlineausgabe der New York Times geschafft. Unter der Überschrift &bdquo;Germany: 657 Virus Cases at Slaughterhouse in New Outbreak" werden die Leser in den USA über die Ereignisse im &bdquo;County Guetersloh" (Kreis Gütersloh) informiert, wo die Coronainfektionen bei &bdquo;Toennies" auf einer &bdquo;large meatpacking plant" (großer Schlachtbetrieb) ausgebrochen seien. Drehteams und Reporter aus ganz DeutschlandWar man in den Onlinemedien am Mittwoch schon nicht mehr an Tönnies vorbeigekommen, dominierten die Berichte am Donnerstag auch die Printausgaben der überregionalen Tageszeitungen. Denn im Vergleich zu den 70 neuen Fällen in mehreren Berliner Wohnblöcken, von denen die Zeitungen ebenfalls berichten, ist der Kreis Gütersloh zum traurigen Spitzenreiter geworden, was die Zahl der Neuinfektionen angeht. Die brisante Kombination aus &bdquo;Corona-Massenausbruch" und &bdquo;Fleischfabrik", wie die Süddeutsche Zeitung das Unternehmen umschreibt, hatte zu einem regelrechten Ansturm von Drehteams, Fotografen und Reportern aus ganz Deutschland auf das Tönnies-Gelände und das Kreishaus geführt. Die Berliner Morgenpost fokussiert sich in der Spitzenmeldung auf die kreisweite Schließung der Schulen, berichtet auf Seite 3 unter dem Zitat &bdquo;Das ganze System Billigfleisch krankt" ausführlich über die wachsende Kritik an den Methoden der Fleischproduktion und kommentiert die Vorgänge als &bdquo;Skandal". Die Schutzkonzepte für die Mitarbeiter seien &bdquo;viel zu lax. Der Verdacht liegt nahe, dass die Lieferung mit billigen Nackensteaks zur Grillsaison wichtiger war als konsequenter Schutz." Ausbaden müsse das jetzt die Bevölkerung mit den Schulschließungen. Während die Süddeutsche Zeitung auf ihrer Titelseite nur nachrichtlich berichtet, erinnert die Neue Osnabrücker Zeitung daran, dass Clemens Tönnies nach einem Virus-Ausbruch beim Konkurrenten Westfleisch einen Generalverdacht gegen die Branche noch von sich gewiesen hatte. Der Berliner Tagesspiegel bringt über die Nachricht hinaus im Wirtschaftsteil ein großes Hintergrundstück: In &bdquo;Shutdown im Schlachtbetrieb" geht es auch um das &bdquo;System" Werkvertrag. Hier wird erklärt, was im Kreis Gütersloh zum Grundwissen zählt: &bdquo;Schlachtbetriebe arbeiten häufig mit Subunternehmern zusammen. Mit ihnen schließen sie Werksverträge, vereinbaren zum Beispiel eine gewisse Anzahl von Tieren, die für einen festgelegten Preis geschlachtet werden müssen. Die Verantwortung hat dabei der Subunternehmer, nicht der Schlachtbetrieb." Das Handelsblatt legt den Fokus auf den FamilienstreitDas Handelsblatt konzentriert sich auf die Familienfehde im Hause Tönnies, die durch die jüngsten Ereignisse frisch befeuert wird. &bdquo;Der Corona-Ausbruch bei Deutschlands größtem Schlachtbetrieb Tönnies führt zur nächsten Runde des seit Jahren schwelenden Streits der Inhaber:" In einem Brief hatte Robert Tönnies den Rücktritt seines Onkels Clemens Tönnies gefordert. Der Neffe werfe Geschäftsleitung und Beirat vor, die Unternehmensleitsätze zur Abschaffung der Werkverträge nicht umzusetzen. In seinem Brief behaupte er zudem, er sei mit Hinweisen auf Verstöße stets abgeblockt worden, schreibt das Handelsblatt. Und dann ist da noch die Bild-Zeitung. &bdquo;Mega-Ausbruch bei Fleischriese Tönnies" prangt in den üblichen großen Lettern auf der Titelseite. Auf Seite 3 dann die Frage: &bdquo;War das lange Wochenende schuld?". In seinem Meinungsstück mit dem bildreichen Titel &bdquo;Räumt den Saustall auf!" fordert der Kommentator schließlich: &bdquo;Die Schuldigen für diese Schlamperei müssen endlich dingfest gemacht und zur Verantwortung gezogen werden. Und kommt uns nicht wieder damit, wir Verbraucher und unsere Gier nach Billigfleisch seien schuld! Wer derart mit Gesundheit und Leben der Menschen spielt, der lässt sich nur vom Strafgesetzbuch stoppen, nicht von ein paar Cent mehr pro Schnitzel!"

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