Was ein weiterer Rekordsommer für Gütersloh bedeuten würde

Gütersloh. Trockener Frühling und ein heißer, trockener Sommer – Sonne satt. Das fühlt sich nach den vergangenen beiden Jahren sehr vertraut an. Im Juni 2019 führten Hitze und Trockenheit gar dazu, dass einige Kommunen in OWL Bußgelder für Wasserverschwendung einführten, weil sie um die Grundversorgung mit Trinkwasser fürchteten. Und aktuell verweisen einige Meteorologen auf Langzeitprognosen, nach denen dieser Sommer in die Fußstapfen der Vorjahre treten könnte. Insgesamt wird es durch den Klimawandel in Deutschland voraussichtlich immer trockener, die Sommer immer heißer. Was bedeutet das für Gütersloh? Wie gehen Stadt und Wasserversorger mit der zunehmenden Trockenheit um? Und wie schauen die Landwirte auf die kommenden Monate? Um ihre Trinkwasserversorgung jedenfalls brauchen sich die Gütersloher erst einmal keine Sorgen zu machen. Selbst bei den Spitzen des vergangenen Jahres – 20 Millionen Liter Wasser verbrauchten die Gütersloher pro Tag zwischen dem 24. und 26. Juni 2019, ein Rekordwert – gab es keine Engpässe. &bdquo;Wir hätten da sogar noch was drauf packen können“, sagt Bernd Feldmann. Er leitet den Bereich Wassergewinnung bei den Stadtwerken Gütersloh. Mit 45 Trinkwasserbrunnen in fünf Wasserschutzgebieten und drei Wasserwerken sei man in Gütersloh für die immer trockeneren Sommer durch den Klimawandel gut gewappnet. "Alles was wir verbrauchen, entnehmen wir der Natur" Trotz anhaltender Trockenheitsperioden in den vergangenen Jahren sei auch der Grundwasserstand nicht außergewöhnlich niedrig. Denn ausschlaggebend dafür sei der Niederschlag im Winter. &bdquo;Dann ist die Verdunstung gering und die Vegetation nimmt auch kaum Wasser auf. Würde es jetzt regnen, würde davon im Grundwasser gar nichts ankommen.“ Und diesen Winter hätte sich der Grundwasserspiegel wieder aufgefüllt. Dennoch appelliert Feldmann an die Gütersloher, behutsam mit der Ressource Wasser umzugehen: &bdquo;Alles, was wir verbrauchen, entnehmen wir aus der Natur, und was wir entnehmen, fehlt dann auch irgendwo.“ Vor besondere Herausforderungen stellen längere Zeiten ohne Regen auch die Stadt Gütersloh. In diesem Jahr wässert sie bereits seit April. &bdquo;Die zunehmende Hitze und Trockenheit der letzten Jahre stellt die gesamte Vegetation vor große Herausforderungen und wird in der kommenden Zeit zu großen Veränderungen führen“, erklärt Dirk Buddenberg, Leiter des Fachbereichs Grünflächen auf Anfrage der NW. Das gelte vor allem für die Bäume. Jungbäume bekommen in Gütersloh bis zum fünften Standjahr zusätzliches Wasser. Bei ihnen sei – anders als bei älteren Bäumen – das Wurzelwerk zur Selbstversorgung noch nicht vollständig ausgeprägt. Klimafeste Stadtbäume Pro Wässerung bekämen die Bäume 80 Liter, seit 2019 würden Gießringe aus Kunststoff mit eingesetzt, damit das Wasser nicht seitlich abfließt. &bdquo;In normalen Jahren fallen durchschnittlich etwa acht Wassergänge pro Baum und Jahr an, in besonders trockenen Jahren deutlich mehr“, erklärt der Fachbereichsleiter. So habe die Stadt 2018 und 2019 im Durchschnitt 15 bis 20 Wässerungen pro Baum verzeichnet. &bdquo;Eine sichere Prognose für 2020 ist noch nicht möglich, aber die Tendenz geht in die der Vorjahre.“ Ein weißer Schutzanstrich am Baumstamm vermeide außerdem Schäden durch Hitze oder Frost. Und spezielle Substrate sollen dafür sorgen, dass das Wasser im Boden länger gespeichert wird. Aufgrund der seit Jahren zunehmenden Trockenheitsperioden pflanze die Stadt Gütersloh seit einiger Zeit vermehrt Baumarten, die als stressresistente und klimafeste Stadtbäume der Zukunft gelten. Zudem werde zukünftig eine größere Artenvielfalt Wert gelegt. &bdquo;Im Frühjahr 2020 wurde dieses Konzept erstmalig im ersten Bauabschnitt beim Neubau der Verler Straße umgesetzt, wo drei verschiedene Baumarten, Silber-Linde, Resista-Ulme Lobel und Amberbaum, verwendet werden“, so Buddenberg. Dadurch verringerten sich das Risiko von Ausfällen und die Verbreitung von Krankheiten und Schädlingen. Hoffnung auf Regen Noch problematischer als für das Stadtgrün ist anhaltende Trockenheit für die Landwirte. Ein Sommer wie in den Vorjahren? &bdquo;Das würde uns ziemlich treffen“, sagt Andreas Westermeyer, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbands. Vor allem für die Rindviehhalter werde es immer schwerer. &bdquo;Das Grundfutter geht zuneige. Die leben von der Hand in den Mund“, berichtet er. Schon jetzt zeige das trockene Frühjahr seine Folgen: Die Gerstenernte und auch der Grünlandertrag seien betroffen. &bdquo;Wenn es keinen Regen gibt, sind das düstere Aussichten.“ Aber derzeit hofft Westermeyer, dass es anders kommt.

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