Kritik an der Qualität von Mieles neuer Waschmaschine aus Polen

Gütersloh. Miele steht unter Druck. Zu schaffen macht dem Hausgerätehersteller vor allem das, wie es in der Konzernzentrale heißt, immer preisaggressivere Auftreten der Konkurrenz aus Asien. Jetzt kontert das Familienunternehmen mit einer eigenen Initiative. Seit einigen Wochen bringt Miele in der Waschmaschinensparte ein neues Einstiegsmodell auf den Markt, das mit 759 Euro (unverbindliche Preisempfehlung, UVP) 110 Euro günstiger ist als das bisherige. Der Frontlader WCA 018 WCS wird in Polen produziert, im vorigen Herbst eröffneten neuen Werk in Ksawerów bei Lodz. Es handle sich um ein zusätzliches Angebot mit dem Ziel, in einem sehr stark preisgetriebenen Wettbewerb zusätzliche Käuferschichten zu erschließen, so die offizielle Aussage. Es gibt auch kritische Stimmen zu der Entwicklung. Laugenbehälter seien aus Kunststoff und nicht aus Edelstahl In den Geräten aus Polen würden Teile verbaut, die nicht den besonders hohen Qualitätsansprüchen von Miele entsprächen. Das behauptet ein ehemaliger langjähriger technischer Mitarbeiter. Er verweist auf Laugenbehälter, die aus Kunststoff seien und nicht mehr aus Edelstahl. Außerdem schlägt der Mann den aktuellen Prospekt von Oktober 2019 auf. Darin heißt es, Merkmale aller Waschmaschinen-Frontlader seien Kontergewichte aus Grauguss mit geringem Verschleiß und exzellenter Stabilität. Das treffe für die Maschinen aus Polen jedoch nicht zu. Dort würden stattdessen Betongewichte eingesetzt, die nicht so haltbar seien. Daneben kämen zunehmend Teile nicht mehr von bewährten deutschen Zulieferern zum Einsatz, sondern würden im Ausland, etwa in China oder Italien, beschafft. Nicht nur ihm bereite das Sorgen, so der frühere Mitarbeiter, auch aktive Beschäftigte befürchteten, der Trend könnte sich bei anderen Geräten fortsetzten. &bdquo;Miele – Immer besser", das sei inzwischen zu bezweifeln. &bdquo;Keinerlei Auswirkungen auf die Lebensdauer" Gegenüber der NW bestätigte das Unternehmen, ja, es gebe gegenüber den Produkten aus Gütersloh Unterschiede bei Konstruktion und Material. &bdquo;Diese Unterschiede haben keinerlei Auswirkungen auf die Qualität, Lebensdauer und Leistung der Geräte, die selbstverständlich auf 20 Jahre Lebensdauer getestet sind." Das Aggregat aus Polen verbinde exklusive Elemente wie einen Profi-Eco-Motor (Werk Euskirchen), Schontrommel und Edelstahltrommelflansch (beides aus Gütersloh) mit einem Laugenbehälter aus einem hochwertigen Kunststoff, der sich im Toplader bereits seit zehn Jahren bestens bewährt habe. Dass Betongewichte verwendet würden, liege an produktionstechnischen Gründen. Im übrigen sei das Material ummantelt. &bdquo;Im Ergebnis sind wir fest davon überzeugt, mit unserem erweiterten Angebot viele neue und begeisterte Kunden zu gewinnen", zeigt sich Miele-Sprecher Carsten Prudent zuversichtlich. Er verweist auf Erfahrungen mit dem Geschirrspüler-Einstiegsgerät. Vor fünf Jahren wurde das Modell im Preis um 100 Euro gesenkt. Dies habe binnen drei Jahren den Absatz um 40 Prozent gesteigert. Jährliche Kapazität läuft auf 250.000 Geräte hoch In Ksawerów seien nach ersten erfolgreichen Markttests kurz vor dem Jahreswechsel nun die ersten größeren Geräte-Kontingente ausgeliefert worden. Ab Ende dieses Jahres solle die Produktion auf eine jährliche Kapazität von 250.000 Geräten hochlaufen. Laut Unternehmen ist geplant, dass sich bis Ende 2025 die Produktion der Frontlader-Waschmaschinen dann ungefähr je zur Hälfte auf Gütersloh und das polnische Werk aufteilen. In Gütersloh würden weiter die bisherigen Einstiegsgeräte mit Edelstahlteilen produziert. Hier liegt die UVP bei 869 Euro. Im Vorjahr hatte Miele bekannt gegeben, dass im Waschmaschinenwerk am Stammsitz bis zum Jahr 2025 weitere 650 Arbeitsplätze wegfallen. Außerdem sollen in Verwaltung und Vertrieb insgesamt 1.070 Stellen gestrichen werden. Im Gegenzug würden an anderer Stelle – etwa im Digitalbereich – 470 neue Jobs geschaffen.

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