Tausende Anwohner sind starkem Verkehrslärm in Gütersloh ausgesetzt

Gütersloh. Vor den Gesundheitsgefahren, die von Lärm ausgehen, warnen Mediziner immer wieder. &bdquo;Viele Menschen wissen nicht, dass dauerhafter Lärm nicht nur dem Gehör schadet, sondern auch immense Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem sowie auf das Schlafverhalten hat", zitierte vor einiger Zeit das Deutsche Ärzteblatt die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen. Bereits das Wohnen an einer Hauptverkehrsstraße erhöhe das Risiko, an einer Herz-Kreislaufschwäche zu erkranken. Die EU hat die Risiken erkannt und eine Umgebungslärmrichtlinie erarbeitet, nach der Städte und Gemeinden ihre Bevölkerung besser vor Schallimmissionen schützen müssen. Auch die Stadt Gütersloh ist zum Handeln gezwungen. 9.200 Personen mit höheren Lärmpegeln belastet Die vom zuständigen Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) veröffentlichen Zahlen belegen: In Gütersloh sind 9.200 Personen in den Pegelklassen von 55 bis mehr als 75 Dezibel, dB(A), ganztags belastet. Nachts zwischen 22 und 6 Uhr sind 6.000 Personen ermittelt worden, die mit Lärmpegeln von 50 bis mehr als 70 dB (A) belastet sind. Laut EU-Richtlinie liegen Lärmprobleme vor, wenn an Wohnungen, Schulen, Krankenhäusern oder anderen schutzwürdigen Gebäuden ein Tageswert von 70 dB (A) und nachts ein Wert von 60 Dezibel erreicht oder überschritten wird. Dies sind sogenannte Auslösewerte für Schutzmaßnahmen. In Gütersloh trifft das auf 550 Personen zu. Die Stadt erstellt daher zur Zeit einen sogenannten Lärmaktionsplan. Daran können sich auch die Bürger beteiligen. Sie haben bis zu 25. Februar Gelegenheit, Lösungsvorschläge zur Lärmminderung zu formulieren und im Rathaus einzureichen. Nur die Hauptverkehrsstraßen erfasst Im Aktionsplan werden neben dem Eisenbahnnetz ausschließlich die Hauptverkehrsstraßen untersucht, die mit einem Aufkommen von mehr als drei Millionen Kfz pro Jahr (oder 8.200 Kfz am Tag) belastet sind. An erster Stelle liegt in Gütersloh die Autobahn A 2 mit bis zu fast 31 Millionen Fahrzeugen im Jahr. Erfasst wurden außerdem die B 61 und die B 513, ferner die Landesstraßen L 757 (Friedrich-Ebert-/Verler Straße) die L 782 (Brockhäger Straße, Lindenstraße, Neuenkirchener Straße), die L 787 (Spexarder Straße), die L 788 (Diekstraße bis Feuerbornstraße), Carl-Bertelsmann-Straße ab Friedrich-Ebert-Straße sowie der Abschnitt Windelsbleicher Straße bis Stadtgrenze Bielefeld. Während der Vorstellung der Ergebnisse durch den von der Stadt beauftragten Experten Ralf Pröpper (RP Schalltechnik, Osnabrück) im Planungsausschuss stutzte Detlev Kahmen (CDU) beim Blick auf die rot markierten kritischen Straßen: &bdquo;Und wieso ist der Ortskern von Friedrichsdorf nicht dabei?". Eine Antwort darauf hatte auch der Sachverständige nicht parat. Das müsse nachträglich geklärt werden. B 61 bei den Hotspots weit vorn Ein Blick auf die Hotspots – Bereiche mit hoher Lärmbelastung und hoher Einwohnerzahl – zeigt: Das Umfeld der B 61 ist – wenig überraschend – am stärksten vom Verkehrslärm betroffen. Für 273 Anwohner gelten die Auslösewerte von über 70 Dezibel am Tag. Das sind mehr als die insgesamt im Stadtgebiet betroffenen 552 Anwohner. Ähnliches gilt nachts: 376 der 599 Betroffenen wohnen an der Bundesstraße 61. Das entspricht sogar 67 Prozent. Auf Platz 2 landet in dieser Statistik die Verler Straße mit 15,3/18,4 Prozent der Betroffenen. An der A 2 sind es lediglich 2,3 bzw. 5,9 Prozent. Die Zahlen zum Verkehrsaufkommen sind allerdings nicht aktuell. Sie datieren aus dem Jahr 2015. In diesem Jahr wird turnusgemäß nach fünf Jahren erneut gezählt. Tempolimits auf der Autobahn und innerstädtisch gefordert Unterdessen haben sich die Grünen bereits mit einer Reihe von Vorschlägen zum Lärmschutz zu Wort gemeldet. &bdquo;Wir sehen eine Bürgerbeteiligung als große Chance", so Gitte Trostmann, Sprecherin des Ortsverbands. Es stünden für den Lärmschutz viele Instrumente zur Verfügung. Was die Lärmminderung an der A 2 angeht, machen sich die Grünen für ein Tempolimit von 100 bis 130 km/h stark, außerdem für den Bau von Lärmschutzwänden, die entweder begrünt oder mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden sollten. &bdquo;Das Thema Lärmschutz wird die Kommunen nicht mehr loslassen" Bezüglich der anderen Straßen im Stadtgebiet sollten attraktive Alternativlösungen zum Individualverkehr geschaffen werden: Fahrradstraßen, ein gut ausgebauter ÖPNV und Sharing-Angebote. Auf allen belasteten großen Straßen wird eine Geschwindigkeitsreduzierung von 70 auf 50 Stundenkilometer und auf den innerstädtischen Straßen von 50 auf 30 km/h gefordert. Um den Lkw-Verkehr einzudämmen, denken die Grünen an die Erhebung von Mautgebühren. In Frage käme dafür beispielsweise die L 782 (Brockhäger Straße). Für Experte Pröpper ist eines auf alle Fälle klar: &bdquo;Das Thema Lärmschutz wird die Kommunen nicht mehr loslassen." Ansprechpartner im Rathaus sind Michael Wewer, Tel 82-23 87, Ralf Meiertoberens, Tel. 82-23 86, und Denise Dostoglu, Tel. 82-3 502. Weitere Details auf dem Portal des Landes NRW. www.umgebungslaerm-kartierung.nrw.de

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