Lärm an Ortsdurchfahrten im Kreis Höxter: So können sich die Bürger wehren

Kreis Höxter. Eigentlich sollen die Lärmkartierungen dafür sorgen, dass Anwohnerinnen und Anwohner aufatmen können. Denn wenn sich auf der Karte ablesen lässt, dass die Richtwerte überschritten werden, dann fließt Geld für eine Lärmsanierung. Geregelt ist das in der Lärmminderungsstrategie des Landes NRW. In den Augen betroffener Anwohner sind die der Karte zugrunde liegenden Daten jedoch zu niedrig angesetzt. In Bödexen messen die Anlieger der Ortsdurchfahrt deshalb seit einiger Zeit selbst. Die &bdquo;Neue Westfälische“ fasst zusammen, welche Maßnahmen lärmgepeinigte Anrainer ergreifen können. Das Problem in Bödexen ist in den Augen von Anwohner Michael Krause, dass die Lärmkarte nicht auf Messungen, sondern nur auf Berechnungen basiert: Er ist überzeugt, dass es in Wirklichkeit viel lauter ist. So laut, dass eine geringere Höchstgeschwindigkeit angeordnet werden sollte - oder dass andere Lärmschutzmaßnahmen ergriffen werden müssten. Beschließen müsste das die Stadt, die die Lärmaktionsplanungen erstellt. Nora Gerstenberg, Sprecherin des Landesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr in Düsseldorf, erklärt auf Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“, dass in NRW das Landesamt für Natur, Umwelt und Klima (LANUK) die Lärmkarten für die Hauptverkehrsstraßen erstellt. Die Kommunen könnten die Eingangsdaten vor der Berechnung kontrollieren und ändern. &bdquo;Die Richtlinie sieht vor, dass zur Ausarbeitung der Lärmkarten grundsätzlich auch Messungen hinzugezogen werden können, für eine landesweite flächige Lärmkartierung ist dies aber praktisch nicht realisierbar“, stellt sie klar. Laut Ministerium ist es durchaus möglich, dass Anwohner selbst messen Nun ist es aber so: Ohne eine deutliche Überschreitung der Grenzwerte fehlt der Stadt die Handhabe, etwas zu unternehmen. Und den Anwohnerinnen und Anwohnern fehlt es an Ruhe. Um zu beweisen, dass ihre Nöte real sind, hat Krause nun selbst eine Lärmmessung auf die Beine gestellt: Direkt an seinem Haus an der Straße Bödexer Tal hängt ein Messgerät. Die Messergebnisse sind in Echtzeit auf der Internetseite des Ortes abrufbar. Nora Gerstenberg, Sprecherin des Landesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr in Düsseldorf, sagt auf &bdquo;NW“-Nachfrage, dass es durchaus möglich ist, dass Anwohner selbst messen. Allerdings gibt es auch noch eine Reihe wichtiger Auflagen, die dafür erfüllt sein müssen. Sie reichen von der Nutzung eines geeichten Messgeräts bis zur Vorgabe, dass ein Jahr lang an jedem Tag, rund um die Uhr gemessen werden muss. Lesen Sie auch: Ortsdurchfahrten in Höxter: Aktionsplan macht Hoffnung auf Entlastung Was lärmgeplagte Bürger im Kreis Höxter unternehmen sollten Krause ist durchaus gewillt, all diese Vorgaben umzusetzen. Gerstenberg erklärt, dass aus den Messdaten &bdquo;die Mittelungspegel berechnet werden“ müssen. Generell rät sie Anwohnern, vorab, ihre Bedenken bezüglich der Lärmkarte der Stadt zu melden. Das haben die Anwohner in Bödexen, durchaus mehr als einmal, gemacht. Auch bei der Öffentlichkeitsbeteiligung zum Lärmaktionsplan haben sie immer wieder ihre Unzufriedenheit ausgedrückt: Es sei sehr laut an der Straße, es müsse etwas passieren. Genau das empfiehlt auch das Umweltministerium in Düsseldorf. Passiert ist im Falle von Bödexen aber nichts: Die Anwohner berichten, der Lärm sei unverändert laut. Deshalb die Messung. Gerstenberg sagt, dass die Langzeitmessdaten - nach Ablauf der Jahresfrist - zunächst an die Stadt geschickt werden sollten. &bdquo;Die Kommune kann sie prüfen und im Rahmen der Qualitätssicherung mit dem LANUK eine mögliche Korrektur klären.“ Ebenfalls lesenswert: Wo es in Beverungen zu viel Lärm gibt So lange dauert es, bis die Messungen verwendet werden können Bevor etwas passieren kann, ist also auch die Stadt ins Boot zu holen. Dann aber könne etwas geändert werden an den Lärmkarten, versichert die Sprecherin. Allerdings brauchen die Bürger wohl wieder etwas Geduld. &bdquo;Die Lärmkartierungen werden alle fünf Jahre durchgeführt, so dass Fehler bei der nächsten Kartierung behoben werden können.“ Im Falle der Anwohner der Bödexer Ortsdurchfahrt haben sie die aber schon längst unter Beweis gestellt. Die Ministeriumssprecherin weist ausdrücklich darauf hin, dass Bürger unabhängig von eigenen Messungen &bdquo;eine Bewertung der Lärmsituation an ihrem Haus bei den jeweiligen Baulastträgern meist formlos beantragen“ können. Voraussetzung für einen Anspruch auf Lärmschutzmaßnahmen im Rahmen der Lärmsanierung sei die &bdquo;Überschreitung festgelegter Auslösewerte“. Passend zum Thema: Der Lärm in Warburg: Hier ist es zu laut in und rund um die Stadt Was passiert, wenn es tatsächlich zu laut ist Bei punktuellen Überschreitungen können &bdquo;passive Lärmschutzmaßnahmen wie zum Beispiel Lärmschutzfenster eingesetzt werden“. Generell empfiehlt die Sprecherin, dass Bürger sich im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung der Städte die Verwaltungen auf nicht kartierte Lärmprobleme und fehlerhafte Kartierungen hinweisen. Ein Blick auf den aktuellen Stand der Messungen erweckt den Eindruck, als würden die Richtwerte in Bödexen überschritten. An bereits bestehenden Straßen in Kern-, Dorf- und Mischgebieten liegt der Wert, ab dem etwas unternommen werden kann, bei 66 Dezibel tagsüber und bei 56 Dezibel nachts. Auch interessant: So laut ist es in OWL: Wo Verkehrslärm die Gesundheit gefährdet Die Politik will die Auflagen strenger machen Laut eigener Aussage setzt sich das Landesumweltministerium dafür ein, die sogenannten Auslösewerte - die Lautstärke, ab der Maßnahmen ergriffen werden - &bdquo;deutlich zu senken und eine klare rechtliche Grundlage für einen Anspruch auf Lärmschutzmaßnahmen zu schaffen“. In Bödexen wünschen sich die Betroffenen übrigens durchgängig Tempo 30 für die Ortsdurchfahrt, um den Krach zu reduzieren. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Höxter.

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