Gütersloh

Was taugen Webcams zum Schutz vor Einbrechern?

Schützen Überwachungskameras tatsächlich vor Einbrechern? Und wo 
sind Wertsachen wirklich sicher? Das und mehr erläutert der Experte der Polizei Gütersloh.

Die dunkle Jahreszeit nutzen Einbrecher vermehrt für Beutezüge. | © picture alliance / dpa

Irja Most
23.12.2019 | 23.12.2019, 07:00

Gütersloh. An den Weihnachtsfeiertagen bringen teure Geschenke wie Smartphone, Tablet, Markenkleidung und andere Luxusartikel nicht nur die Augen der Beschenkten zum Leuchten, sondern auch die von Einbrechern. Die NW hat bei Kriminalhauptkommissar Guido Baratella, technischer Sicherheitsberater der Kreispolizeibehörde Gütersloh, nachgefragt, welcher Einbruchschutz wirklich sinnvoll ist.

Welchen Einbruchschutz sollte es mindestens geben?
GUIDO BARATELLA: Bei der kostenlosen Beratung durch die Polizei wird ein auf den Bewohner abgestimmtes Konzept erstellt. Menschen ohne erhöhten Gefährdungsgrad sind mit einer umfassenden mechanischen Absicherung sehr gut geschützt, dazu zählt unter anderem die Sicherung von Fenstern, Türen oder Nebeneingängen. Weitergehende Sicherungsmaßnahmen zum Beispiel durch Einbruchmeldeanlagen bis zu sogenannten Panikräumen werden nach individueller Einschätzung der Gefährdung der Bewohner empfohlen.

Wo sind generell die Schwachstellen?
BARATELLA:
Täter haben einen geschulten Blick für die Schwachstellen eines Objektes. Oftmals werden Häuser an eher unbeleuchteten, rückwärtigen Bereichen angegriffen. Der Täter gelangt über das Aufhebeln von Terrassentüren, das Einschlagen der Fenster oder das Aufbrechen von ungesicherten Nebeneingangstüren ins Objekt. Im Rahmen eines Beratungstermins vor Ort wird durch die technischen Sicherheitsberater das Vorgehen der Täter erläutert und eine individuelle Checkliste für die empfohlenen Sicherungsmaßnahmen erstellt.'

Wie sinnvoll sind Überwachungs-Webcams? 

BARATELLA:
Der Einsatz von Webcams zur Prävention von Wohnungseinbrüchen erzeugt eine gefühlte Sicherheit, die trügerisch ist und nicht Teil der polizeilichen Empfehlung ist. Die angenommene „Überwachung" des Hauses über eine Webcam mit dem Smartphone und die Vorstellung, den Einbrecher auf frischer Tat zu ertappen und so den Einbruch verhindern zu können, zeigt sich nach kriminalistischer Erfahrung häufig als Trugschluss, denn die Täter lassen sich von Webcams kaum abschrecken.

Welche Smart-Home-Lösungen empfiehlt die Polizei?
BARATELLA:
Der Einsatz von Smart-Home-Lösungen sollte mit kritischer Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen, denn durch kurze Produktzyklen erfolgt oftmals kein langfristiger Support mit sicherheitsrelevanten Updates durch die Hersteller. Sinnvolle Anwendungen könnten beispielsweise Licht- oder Rollladensteuerung sein. Die Nutzung von Smart-Home-Lösungen für sicherheitsrelevante Maßnahmen am Haus ist jedoch mit einem nur schwer kalkulierbaren Risiko verbunden und wird von der Polizei daher nicht empfohlen.

Wie groß ist bei digitaler Technologie die Gefahr von Hackerangriffen? 

BARATELLA:
Auch wenn bei den meisten Einbrüchen lediglich ein langer Schraubendreher zum Aufhebeln eingesetzt wird, besteht gerade bei Smart-Home-Produkten in einfacher Qualität das Risiko von Manipulation und unbemerkter Sabotage. Auf einschlägigen Webseiten können auch Laien problemlos Bilder oder Livestreams ungesicherter Webcams ansehen.

Was taugen Alarmanlagen aus dem Baumarkt?
BARATELLA: Einfache Alarmanlagen, die vom Benutzer selbst installiert werden, erweisen sich häufig als anfällig für Falschalarme oder lösen nicht zuverlässig aus. Außerdem sind sie in der Regel nicht ausreichend gegen Manipulationen geschützt. Empfehlenswert sind dagegen professionell projektierte und vom Facherrichter installierte Alarmanlagen. Jeder Bürger erhält in der Beratung ein umfangreiches Handout, in dem qualifizierte Fachbetriebe aufgeführt sind.

Wo sollten Wertsachen aufbewahrt werden?
BARATELLA: Täter haben es häufig auf Bargeld und Schmuck abgesehen – am sichersten sind diese in einem Bankschließfach aufgehoben. Alternativ kommen fachgerecht aufgestellte Tresore in Betracht. Keinesfalls sollten Wertsachen einfach im Haus versteckt werden. Erfahrene Täter finden beim Durchsuchen jedes Versteck.

Worauf gilt es bei einem Tresor zu achten?
BARATELLA: Nicht selten werden Tresore vom Täter einfach mitgenommen, da sie nicht fachgerecht angebracht worden sind. Empfehlenswert sind Tresore, die vom Fachmann installiert werden. Weiter empfiehlt es sich, die Hausratversicherung frühzeitig in die Planung und Auswahl des Tresors einzubeziehen.

Wann gibt es Probleme mit Hausratversicherungen? 
BARATELLA: Einbruchsopfer sind häufig psychisch stark belastet durch die Tat und hoffen auf eine schnelle unbürokratische Hilfe durch die Hausratversicherung. Wenn Leistungen wegen mangelhaft verbauter Sicherungen, auf Kipp stehenden Fenstern oder weit hervorstehenden Profilzylindern eingeschränkt werden, wirkt sich das häufig zusätzlich negativ auf die Geschädigten aus. Viele Hausratversicherer sind Kooperationspartner im Netzwerk „Zuhause sicher" und gewähren Rabatte, wenn das Haus nach polizeilicher Empfehlung gesichert wurde. In keinem der sogenannten „Plakettenhäuser" im Kreis Gütersloh hat es bislang einen erfolgreichen Einbruch gegeben.

Gibt es neue Trends in der Vorgehensweise von Einbrechern? 
BARATELLA: Meistens kommen die Täter über das Aufhebeln von ungesicherten Fenstern ins Haus. Aber auch laute Tatbegehungsweisen wie Glaseinschlag nehmen zu – Ziel ist der Fenstergriff, über den das Fenster dann geöffnet wird. Daher empfehlen wir abschließbare Fenstergriffe einer bestimmten Qualität, die sicher vor dieser Tatbegehungsweise schützen.

Was kostet ein solider Einbruchschutz?

BARATELLA: Das ist individuell äußerst unterschiedlich und von vielen Parametern abhängig, wie Lage und Art des Objektes, Baujahr der Fenster und Türen, Aufwand der Maßnahmen und auch dem persönlichen Schutzbedürfnis des Bewohners. Viele Bürger nehmen die staatliche Förderung von einbruchshemmenden Maßnahmen in Anspruch.

INFORMATION


Ansprechpartner bei der Polizei Gütersloh: Guido Baratella und Uwe Arlitt beraten Interessierte vor Ort. Die Vorlaufzeit für einen Termin liegt bei etwa zwei Wochen. Telefon: 0 52 41/8 69-18 79 oder 18 78. Mail: Guido.Baratella@polizei.nrw oder UweMichael.Arlitt@polizei.nrw.