Sicherheitscheck in Gütersloh: So schützen Sie Ihr Heim vor Einbrüchen

Gütersloh. Doch, danke, uns geht’s gut. Kommt halt vor, so eine blöde Geschichte. Kein Grund, sich deswegen verrückt zu machen oder nie mehr das Haus zu verlassen. Insofern, liebe Polizisten, können wir Ihnen auf Ihre Eingangsfrage eine beruhigende Antwort geben: Dieser Einbruch ist nichts, was uns aus der Bahn geworfen hat. Wir kommen zurecht. Uwe Arlitt und Miriam Christ nicken. &bdquo;Gut zu hören“, sagt Arlitt. Oft sei das Gegenteil der Fall. &bdquo;Wir hören manchmal von Einbruchsopfern, die völlig verunsichert sind. Sie schließen zwei- oder dreimal ab, lassen ständig alle Lichter an, trauen sich kaum noch raus. Manche sind sogar derart traumatisiert, dass sie umziehen. Sie können oder wollen nicht mehr in ihrer alten Wohnung weiterleben.“ Lesen Sie auch: Einbrüche in Tankstellen im Kreis Gütersloh: Polizei vermutet dahinter Serientäter Arlitt und Christ sitzen bei uns am Wohnzimmertisch, weil das zum Service der Kriminalprävention gehört: Sie berät. Jeder, nicht nur Einbruchsopfer, kann um einen Besuch bitten. Das Angebot ist kostenlos, und es wird zunehmend nachgefragt. Im vergangenen Jahr nahmen es (Stand Ende November) 630 Haushalte an, so viele wie noch nie. &bdquo;Eine erfreuliche Entwicklung“, findet Polizeisprecherin Katharina Felsch. Es helfe, Straftaten zu verhindern. Oft nutzen Täter Fenster oder Terrassentüren Zu Einbruchsopfern gehen Arlitt und Christ meistens ein, zwei Wochen nach der Tat. Die beiden Fachleute können dann präziser einschätzen, wie die Geschädigten den Vorfall verarbeiten, ob sie weitere Hilfe benötigen. Nachdem die Hausbewohner ihre Schubläden und Schränke wieder ordentlich eingeräumt haben, stelle sich ihnen fast zwangsläufig die Frage: Und nun? Wie können wir verhindern, dass sich ein solches Malheur wiederholt? Rund anderthalb Stunden dauert die Beratung von Arlitt und Christ. Sie ist enorm hilfreich. Die beiden Sicherheitsexperten entdecken die Schwachstellen sofort. Unsere Fenstergriffe sind nicht abschließbar? Selbst die Terrassentür nicht? - Gar nicht gut! Drei Viertel der Täter, so klärt Arlitt auf, nutzen Fenster und Terrassentüren als bevorzugten Einstiegsweg. &bdquo;Es wäre ratsam, sie nachzurüsten“, sagt Arlitt. Er empfiehlt eine Pilzkopfsicherung, einen abschließbaren Griff (200 Newtonmeter), aufschraubbare Sicherungen und neue Schließstücke. Mehrere Male fühlen wir uns in unserer Sorglosigkeit ertappt. Es ist nicht so, dass Arlitt und Christ penibel eine Liste abarbeiten und dabei einen strengen Blick aufsetzen. Der Handlungsbedarf ergibt sich eher aus dem Gespräch. Keine Alarmanlage, keine Kamera, keine smarte Klingel? - Hm. Und wie sieht es mit den Rauchmeldern aus? - Nun ja... Schutz muss nicht teuer sein Kurzzeitig beschleicht uns das Gefühl, dass diese Visite peinlich zu werden droht - wir, die naiven Hausbewohner. So viel Leichtsinn. Unsere Leiter etwa... sie steht draußen unangekettet neben der Garage. Kommentar Uwe Arlitt: &bdquo;’Schönen Dank auch’, sagt der Täter und steigt über den Balkon ein.“ Alternativ könnte der Täter den Weg durch den Keller wählen: Unser Lichtschacht ist weder mehrfachverglast noch durch ein Rollkerngitter gesichert. Ein einziger kräftiger Fußtritt würde reichen, ihn einzuschlagen. Wer googelt, findet viele Ratgeber: &bdquo;Die zehn schlimmsten Fehler beim Einbruchschutz“ oder so. Die meisten Hinweise sind allen geläufig: Auf keinen Fall den Briefkasten überquellen lassen, nie die Schlüssel unter die Fußmatte legen, immer ordentlich die Haustür abschließen. Der Rundgang mit Arlitt und Christ bringt dennoch zusätzlichen Erkenntnisgewinn: Weil er so konkret ist. Weil er auf die tatsächlichen Begebenheiten eingeht. Außerdem ist er nicht so peinlich wie befürchtet. &bdquo;Wir sind Realisten“, sagt Polizeihauptkommissarin Christ. Man könne von niemandem verlangen, dass er sein Haus mit ausgeklügelter Sicherheitstechnik zur Trutzburg umbaue. &bdquo;Es sollte praktikabel und bezahlbar bleiben“, sagt Christ. Auch mit geringem Aufwand könne es gelingen, ein Haus einbruchsicher zu machen. Offenbar, so stellen wir erleichtert während des Rundgangs fest, gilt das auch für unser kleines Reich. Erstaunlich viele Versuche scheitern - warum? Von den 235 Einbrüchen, die die Kreispolizei bis Ende November verzeichnete, scheiterten 102, knapp jeder zweite. Eine gute Quote? &bdquo;Auf jeden Fall ein guter Beleg dafür, dass Einbrecher den Aufwand scheuen. Sobald es kompliziert wird, drehen sie ab“, sagt Polizeisprecherin Felsch. Einbruchschutz wirke. Im Gespräch mit Arlitt und Christ wird deutlich: Manche Fehlervermeidung kostet gar nichts. So sollte man tunlichst unterlassen, alle Welt über seine Abwesenheit zu informieren. In Großbritannien ergab unlängst eine Befragung von 50 ehemaligen Einbrechern, dass viele vor ihrer Tat die sozialen Medien nach Urlaubsfotos durchforstet hatten. Lesen Sie auch: 21 Einbrüche in kürzester Zeit in Gütersloh - Dieb richtet 31.400 Euro Schaden an Ebenso schädlich ist allzu offensichtliches Aufräumen: Wo es pikobello aussieht, keine Schuhe herum stehen und kein Kinderspielzeug im Garten liegt, bleiben die Bewohner offenkundig länger weg. Noch schlimmer: Tagsüber herunter gelassene Rollladen oder Zeitschaltuhren, die das Licht immer zur selben Sekunde anknipsen. &bdquo;Auf Einbrecher, die die Gegend erkunden, wirkt das wie eine Einladung“, sagt Christ. Typische Einbrecher stehlen Bargeld und Schmuck Dass es sich dabei oft um organisierte Banden handelt, ist ein Irrtum. &bdquo;Der typische Einbrecher ist eher ein Einzel- und Gelegenheitstäter“, so die Polizei. Er habe es auf Bargeld und Schmuck abgesehen. Im Schnitt halte er sich nur zwei bis drei Minuten im Haus auf, und meistens steige er zwischen 16 und 22 Uhr ein. Ob es auch bei uns so war? Die Vermutung liegt nahe. Nur vier Schubladenschränke hatte er durchwühlt, im Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad. Auf seinem Rückzug ließ er auf der Treppe zwei Halsketten fallen, billige Plingpling-Ware, wie übrigens der Rest auch. Unsere Laptops ließ er unangetastet - was Seriennummern hat und rückverfolgbar ist, lassen die Diebe lieber stehen. Seit 2019 ist Arlitt in Sachen Einbruchschutz unterwegs. Er ist gelernter Tischler, ein Fachmann und Quereinsteiger. Begriffe wie Zackenschlüssel, Lochmulden, Bandseitensicherung, Bohrmuldenzylinder und Hintergreifhaken schüttelt er auf Nachfrage aus dem Ärmel, drängt sie aber keinem auf. &bdquo;Wir wollen niemanden überfordern“, sagt der Regierungsbeschäftigte. Wer es genau wissen will, für den lässt er Broschüren und Unterlagen da. Sie enthalten unter anderem eine Liste heimischer Firmen: Tischler, Sicherheitstechniker, Architekten und andere. Ein Gütersloher erfand eine international beachtete Plakette Was man wissen sollte: Die Versicherungen verlangen weder eine Präventiv- noch eine Hinterher-Beratung. Für sie zählt nur, ob jemand fahrlässig war. Bis zu einem gewissen Betrag erstatten sie sogar Bargeld, je nach Police. Da ein Einbruch aber Kummer und erst recht Wiggel verursacht, ist Prävention ratsam. Betreibt der Bewohner viel Aufwand, hat er sich nach einem Abschluss-Check eine Plakette verdient, die er deutlich sichtbar außen an seinem Haus anbringen kann. Lesen Sie auch: Tote Gütersloherin in Wohnung gefunden: Nachbarn von 85-Jähriger sind verunsichert Diese Plakette heißt &bdquo;Das sichere Haus“ und ist eine Gütersloher Erfindung - der Kriminalhauptkommissar Heinz Schulting hat sie 1998 entwickelt. Schnell fand sie Beachtung, wurde zum Vorbild. Von den 12.066 Plaketten in Deutschland entfallen 1.100 auf den Kreis Gütersloh – noch immer bundesweit der Spitzenwert. In keinem dieser 1.100 Häuser sei bislang eingebrochen worden, berichtet Arlitt. Das zeige, wie wirksam Prävention sei. Ohnehin, so sein Eindruck, seien weite Teile der Bürgerschaft inzwischen empfänglicher für den Gedanken, ihr Eigentum zu schützen - gut möglich, dass auch das zum Rückgang der Einbrüche beigetragen habe. Verzeichnete die Kreispolizei 2016 noch 654 Taten, waren es 2013 nur noch 280 und im soeben abgelaufenen Jahr erneut weniger. Bei jedem fünften fand die Polizei den Täter heraus.

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