Gütersloh

Warum die Suppenküche nur noch 66 Schulkindern eine Ausstattung schenkt

Statt bisher 300 Kinder unterstützt der Verein Suppenküche jetzt deutlich weniger Schüler. Grund dafür ist ein Paket der Bundesregierung, das am 1. August in Kraft getreten ist.

Wie Weihnachten: Barbara Hagedorn freut sich, dass sie den beiden sechsjährigen Schulanfängern die benötigte Erstausstattung zur Verfügung stellen kann. | © Oliver Herold

22.08.2019 | 22.08.2019, 12:00

Gütersloh. Mindestens 180 Euro – so viel kostet Eltern die Erstausstattung ihrer Kinder mit Schulmaterialien für die erste und oft auch für die fünfte Klasse. Reichlich Geld, das längst nicht jede Familie ohne weiteres aufbringen kann. Daher unterstützt auch dieses Jahr wieder die Gütersloher Suppenküche dank einer Spende von Barbara Hagedorn Lernanfänger mit Schulmaterialien, Tornistern und Rucksäcken. Allerdings: Statt den sonst etwa 300 Kindern bekommen diesmal nur 66 diese Zuwendung. Grund ist unter anderem eine neue Regelung der Bundesregierung.

Seit 1. August nämlich gibt es für Eltern, die Anspruch auf das Bildungs- und Teilhabepaket haben, 50 Euro mehr pro Kind und Schuljahr. Statt bisher 100 Euro, aufgesplittet in 70 Euro für das erste und 30 Euro für das zweite Halbjahr, bekommen sie nun insgesamt 150 Euro (100 Euro plus 50 Euro). „Eine positive Wende, die zu begrüßen ist, aber längst nicht ausreicht", betont Inge Rehbein, Vorsitzende der Suppenküche. Denn das Geld genüge gerade noch für Hefte, Bücher und Stifte sowie für Kopiergeld oder die Klassenkasse, doch wenn es um die Erstausstattung geht, werde es für viele Eltern schwierig. Besonders dann, wenn ihre Kinder eingeschult werden oder in die weiterführende Schule wechseln.

Schulmaterial nicht im 1-Euro-Laden kaufen

Weil also neue Ranzen, Etuis, Turnbeutel, vernünftige Buntstifte, Mappen, Pinsel oder Zeichenblöcke in der Erstausstattung teuer sind - übrigens sollten diese aus Qualitätsgründen nicht billig in 1-Euro-Läden gekauft werden - hat sich die Suppenküche dafür entschieden, fortan nur noch diese Gruppe zu fördern. Zweit- oder Sechstklässler bekommen also keine Unterstützung mehr. „Wir sind der Meinung, dass die Familien mit 50 Euro mehr nun die Schulmaterialien selbst finanzieren können", sagt Rehbein. „So können wir die Verantwortung an die Eltern zurückgeben, die nun in der Pflicht sind."

Daher haben jetzt 66 Kinder (41 Schulanfänger, 25 Fünftklässler), die regelmäßig die Kinderküche „Die Insel" besuchen, ein Paket zusammengestellt bekommen, das neben einem neuen Tornister, den sich die Kinder vorab selbst aussuchen durften, auch diverses Unterrichtsmaterial beinhaltet.

Etwa 8.000 Euro hat Barbara Hagedorn dieses Jahr dafür gespendet, unterstützen tut sie das 2003 gestartete Projekt der Suppenküche seit 2012. „Mir ist es eine Herzensangelegenheit, dass alle Kinder in der Schule die gleichen Voraussetzungen haben", sagt sie. „Es wäre schlimm, wenn Klassenkameraden andere ärgern oder ausschließen, nur weil diese nicht mit den richtigen Unterrichtsmaterialien ausgestattet sind", betont die Mutter zweier schulpflichtigen Kinder.