Gütersloh

Betrüger in Gütersloh nutzen Angst vor Wespen aus

Am Haus der Mutter soll ein Wespennest entfernt werden. Nachdem die Kammerjäger vor Ort waren, ist viel Geld weg und das Nest noch da. Am nächsten Tag konfrontieren sie die beiden Männer und alarmieren die Polizei.

Wespen haben bald Hochsaison. Wird ihr Nest gefährlich für Menschen, hilft die Feuerwehr bei der Beseitigung. | © Pixabay

04.07.2019 | 04.07.2019, 18:23

Gütersloh. Nepper, Schlepper, Kammerjäger: Eine Gütersloher Familie hat in dieser Woche schlechte Erfahrungen gemacht, als sie für die Beseitigung eines Wespennests im Internet nach einem heimischen Unternehmen suchte, das auf Fälle dieser Art spezialisiert ist. „Das Nest war im Haus meiner Mutter im Rollladenkasten und musste dringend entfernt werden, weil ihre Untermieterin allergisch ist. Ich habe dann einfach die Stichworte ,Kammerjäger’ und ,Gütersloh’ gegoogelt und die angegebene Handynummer angerufen", berichtet Thomas H., der seinen richtigen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte.

Dass die Nummer offenbar zum Call Center eines Unternehmens in Essen führte, konnte H. nicht wissen. Erst, als seine Mutter ihm von dem Essener Kennzeichen des Fahrzeugs erzählte, ahnte er, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht. „Die sind gekommen, haben ein bisschen was versprüht und von meiner Mutter dann 350 statt der vereinbarten 300 Euro in bar kassiert." Die Rechnung, die der Neuen Westfälischen vorliegt, wirkt genauso unseriös wie die ganze Aktion, die laut H. nicht länger als 15 Minuten dauerte. Er wird misstrauisch, beginnt zu recherchieren und findet heraus, dass es gar kein Unternehmen mit dem angegebenen Namen gibt. Und zu allem Überfluss ist das Nest im Gegensatz zum Geld immer noch da.

"Wir haben uns über die Abzocke geärgert"

„Wir haben uns über die Abzocke geärgert und wollten herausfinden, wer hinter dieser dubiosen Firma steckt", sagt H. Er will die dubiosen Kammerjäger stellen. Praktisch in diesem Fall: Da Wespen gerade auch an seinem eigenen Haus ein Nest gebaut haben, ruft er das Unternehmen kurzerhand noch einmal an und bittet um Abhilfe. Vor dem Termin alarmiert er aber auch noch die Neue Westfälische, die live dabei ist, als das Ehepaar H. die Kammerjäger vor Ort mit seinem Wissen konfrontiert – ein echter Krimi.

Die beiden jungen Männer kommen mit Verspätung. Der Grund ist eine Polizeikontrolle kurz vor dem Haus der H.’s – dass sich der Fahrer nicht angeschnallt hatte, wird im späteren Verlauf noch eine wichtige Rolle spielen. Das Auto hat diesmal ein Kennzeichen aus Recklinghausen. Vor Ort werfen die beiden Experten einen kurzen Blick auf das Nest und notieren auf dem gleichen Rechnungsblock wie bei H.’s Mutter die einzelnen Posten.

Zusätzliche Kosten sollen anfallen

Jetzt versteht man auch, warum die Firmen im Internet mit Slogans wie „Keine versteckten Kosten. Sie werden zuerst über alle anfallenden Kosten informiert. Nur, wenn Sie mit dem Preis einverstanden sind, wird die Arbeit durchgeführt" werben. Bei anderen heißt es: „Sie werden bereits im Vorfeld über die Endsumme informiert und ersparen sich so böse Überraschungen."

Auch bei H. sind ruckzuck 300 Euro zusammen, vor allem die spezielle Lösung, die das Nest auflösen soll, ist mit 59,99 Euro pro Liter nicht gerade günstig. Dann informieren die angeblichen Kammerjäger, die sich auf Nachfrage nicht ausweisen können, die H.’s darüber, dass am nächsten Tag noch einmal erhebliche Kosten für das Absaugen des Nestes anfallen. Frau H. beginnt, die beiden Männer auszufragen. „Am Telefon sagten Sie, dass das Nest entfernt wird. Und jetzt ist das auf einmal nicht mehr im Preis enthalten." Sie würde lieber noch ein weiteres Angebot einholen und sich gegebenenfalls wieder melden. Damit wollen sich die beiden jedoch nicht abspeisen lassen – zumindest 30 Euro für An- und Abfahrt sollen die H.’s sofort bezahlen. Machen sie aber nicht.

Die Stimmung kippt

Die Stimmung kippt. Der ältere der beiden sagt, dass sie nur als Subunternehmer tätig seien und erklärt lautstark, dass die Firma für Beschwerden ohnehin nicht zu erreichen sei. Als Thomas H. die Polizei ruft, verschwinden sie unter einem Vorwand zu ihrem Auto, winken noch einmal und sind weg.

Kurze Zeit später trifft die Polizeistreife ein. Thomas H. schildert, was passiert ist, gibt eine Personenbeschreibung und nennt das Kennzeichen des Fahrzeugs. „Das haben wir schon", erklärt der Polizeibeamte, „und die Personalien auch". Zufall oder Instant-Karma? Weil die angeblichen Kammerjäger das Bußgeld wegen Fahrens ohne Gurt nicht bezahlen konnten, mussten sie ihre Personalien abgeben.

Die Polizei warnt vor der Abzocke

Auch die Oberhausener Polizei warnt aus aktuellem Anlass vor der Abzocke durch unseriöse Kammerjäger. Probleme mit Ameisen in der Wohnung sind demnach für einen Mann aus Sterkrade unerwartet teuer geworden. Statt der veranschlagten 400 Euro kassierte ein Kammerjäger über 2.000 Euro. Die Rechnungssumme hatte er beim Bezahlen über ein Kartenlesegerät einfach erhöht. Jetzt ermittelt die Polizei wegen des Verdachts auf Betrug und Abzocke.

Die H.’s hätten sich eine Menge Geld und Ärger sparen können, wenn sie gleich die Feuerwehr oder das Umweltamt gerufen hätten. Denn wenn Menschen in der Nähe eines Wespennests etwa wegen Allergien gefährdet sind, entfernt die Feuerwehr das Nest sogar gebührenfrei.