Identische Nummernschilder in Bielefeld: Rentnerin bekommt falsche Knöllchen

Bielefeld. Renate S. ist keine, die sich die Butter vom Brot nehmen lässt. Die 79-jährige Witwe weiß, was sie will. Und im Februar war das ein chices weißes T-Roc-Cabrio aus der Ausstellung eines Sennestädter Autohauses, das ihr Wunschkennzeichen BI-RS 1000 bekommt. Seither flitzt sie damit durch die Stadt, manchmal auch ein kleines bisschen zu schnell, wie sie einräumt. Doch dann flattern ihr plötzlich Bußgeldbescheide und Knöllchen ins Haus, von Orten, an denen sie definitiv nicht gewesen ist. Wie kann das sein? Zunächst war es ein Knöllchen vom 15. Juni an der Deckertstraße. Dann kommt ein Schreiben von der Bußgeldstelle Gütersloh, weil sie am 21. Juli um 10.09 Uhr mit ihrem Volkswagen in Gütersloh 8 km/h schneller unterwegs war als erlaubt. Auf dem Anhörungsbogen, den die Heeperin erhält, findet sich ein recht scharfes Foto: am Steuer ein älterer Mann mit hellem Bart. Auf dem Knöllchen, mit dem ein paar Wochen später das Parken am 29. Juli um 9.25 Uhr auf dem Gehweg vor einem Imbiss an der Herforder Straße mit 55 Euro geahndet wird, ist ein Opel mit BI-RS 1000 als Tatfahrzeug vermerkt. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Bielefelder Kennzeichen wird missbräuchlich genutzt Es stellt sich tatsächlich auch heraus, dass jemand missbräuchlich mit genau ihrem Kennzeichen in der Region unterwegs ist. Renate S. ist zweifellos nicht die Verkehrssünderin. Sie geht nach eigenen Worten zweimal zur Polizei und teilt auch jedes Mal dem Bielefelder Ordnungsamt mit, dass sie die Verwarnungen nicht bezahlen wird. Die Rentnerin berichtet, dass ihr Bezirksbeamter gestaunt und mit Blick in den Computer festgestellt habe, dass &bdquo;nach dem Typen schon länger gefahndet wird“, wie sich Renate S. ausdrückt. Er gibt ihr den Rat, sich um ein neues Kennzeichen zu kümmern. Renate S. erzählt, sie habe an einem Tag 26 Mal versucht, bei der Zulassungsstelle durchzukommen, sei aber immer wieder in der Bürgerberatung gelandet. Ihr Sohn, der nicht in Bielefeld wohnt, habe sich schließlich per Fax an die Zulassungsstelle gewandt und die Zusage bekommen, dass seine Mutter für den neuerlichen Verwaltungsakt nicht zahlen müsse. &bdquo;Danach habe ich mich nicht weiter um die Sache gekümmert“, sagt die alte Dame. &bdquo;Ich bin davon ausgegangen, dass die sich an mich wenden.“ Bielefelderin bekommt Frist für Kennzeichenwechsel Das hat die Zulassungsstelle auch getan, mit einem Brief, der der Heeperin nach eigenem Bekunden am Mittwoch, 4. Dezember, ins Haus geflattert ist. Darin habe es geheißen, dass sie die neuerlichen Zulassungsgebühren nicht bezahlen muss, allerdings die Kosten für das neue Kennzeichen selbst übernehmen müsse. Sollte sie sich bis zum 2. Januar nicht gekümmert haben, werde ein Verfahren gegen sie eingeleitet. Renate S. ist empört. Weniger über die 20 Euro für ein neues Nummernschild, die sie eigentlich aber auch nicht zahlen will, sondern über die Drohung. &bdquo;Die haben doch einen Fehler gemacht“, sagt die 79-Jährige, &bdquo;doch nicht ich. Und ich habe mein Nummernschild bereits bezahlt.“ Sie kann nicht verstehen, warum die Zulassungsstelle zudem behaupte, nicht zu wissen, wer noch in Bielefeld mit ihrem Wunschkennzeichen unterwegs ist. Lesen Sie auch: Überraschender Vorstoß: Bekommt jede Stadt im Kreis Gütersloh bald ein eigenes Kennzeichen? Das Ordnungsamt, zu dem die Zulassungsbehörde gehört, weiß in der Tat nicht, wer mit dem Kennzeichen BI-RS 1000 missbräuchlich unterwegs ist. Aber es betont &bdquo;höflich, aber bestimmt“, keinen Fehler gemacht zu haben. Das Nummernschild sei nicht doppelt vergeben worden. &bdquo;Dies ist technisch auch nicht möglich“, heißt es auf Anfrage von &bdquo;nw.de“. Polizei und Ordnungsamt Bielefeld auf Tätersuche &bdquo;Eine unbekannte Person hat allerdings Schilder gefälscht und sich des Kennzeichens bemächtigt“, erklärt Maik Maschmeier, Leiter des Ordnungsamtes Bielefeld. &bdquo;Wir wissen, dass das passiert ist, haben aber keinen Hinweis auf den Täter.“ Hella Christoph, Sprecherin der Polizei Bielefeld, konkretisiert: Insgesamt drei Anzeigen auf missbräuchliche Kennzeichennutzung gibt es im polizeilichen Computersystem. Am 15. Juni, am 21. Juli und am 29. Juli ist der unbekannte Fahrer mit Ordnungswidrigkeiten aufgefallen. Es sei bereits seit Oktober 2023 bekannt, dass dieses Nummernschild verbotenerweise genutzt wird. Gestohlen worden sei es jedoch nicht, betont Christoph. Das Kennzeichen sei in der Folge zur Fahndung ausgeschrieben worden. Sollte der Fahrer erwischt werden, wird es teuer. &bdquo;Er bezahlt für den Missbrauch und natürlich auch für die Ordnungswidrigkeiten.“ Bielefelderin muss Nummernschild selbst zahlen Kennzeichenmissbrauch liegt vor, wenn gefälschte Kennzeichen oder amtliche Kennzeichen an falschen Fahrzeugen verwendet werden. Es handelt sich laut Strafgesetzbuch um ein ernstes Vergehen, das mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe bestraft wird. Lesen Sie auch: Diese OWL-Städte zeigen sich offen für ein eigenes Kfz-Kennzeichen Und Renate S.? Die 79-Jährige will wohl jetzt doch den vom Ordnungsamt vorgeschlagenen Weg gehen, wenn auch zähneknirschend. Das Amt betont gegenüber &bdquo;nw.de“, dass es in der Tat eine &bdquo;unangenehme Situation für die Kundin“ sei. Und natürlich werde die Stadt die kompletten Gebühren für die Umkennzeichnung bezahlen. Aber die Kosten beim Schildermacher seien eben keine städtischen Gebühren. Infolgedessen könne sie diese auch nicht erlassen oder übernehmen, &bdquo;da die Kundin das Eigentum an den Schildern erwirbt“.

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