Gütersloh. Der Eichenprozessionsspinner breitet sich in Gütersloh aus und wird damit zum Gesundheitsrisiko. Mit einem Schreiben hat die Verwaltung bereits alle Kindergärten und Schulen über die haarige Gefahr informiert und noch einmal darauf hingewiesen, dass Kinder die Raupen auf keinen Fall anfassen oder mit ihnen spielen dürfen. Aber wie erkennt man die Raupen, aus denen nach der Verpuppung ganz profane Nachtfalter schlüpfen, was macht sie so gefährlich und wie kann man sich schützen?
Bisherige Fundorte in Gütersloh
Laut einer Mitteilung der Stadt sind an „mehreren Stellen" in Gütersloh Nester des Eichenprozessionsspinners aufgetaucht. Neben Bäumen an der Hans-Böckler-Straße soll auch der Rhedaer Forst betroffen sein. Um welche Stellen es sich weiterhin handelt, war trotz Anfrage nicht herauszufinden.
Wie man den Schädling erkennt
Die Raupen schlüpfen Anfang Mai und durchlaufen fünf bis sechs Entwicklungsstadien bis zur Verpuppung. Am Ende sind sie bis zu fünf Zentimeter lang, haben eine dunkle, breite Rückenlinie rotbraunen, langbehaarten Warzen. Sie leben gesellig hauptsächlich an Eichen, aber auch an anderen Baumarten wie der Hainbuche. Auf Nahrungssuche gehen sie in Gruppen von 20 bis 30 Stück im Gänsemarsch, daher ihr Name Prozessionsspinner.
Die älteren Raupen ziehen sich zur Häutung in Raupennester zurück. Diese Gespinste am Stamm oder in Astgabelungen können bis zu einem Meter lang werden. Ab dem dritten Stadium entwickeln sich bei den Larven Brennhaare mit Widerhaken, die ein Nesselgift enthalten.
Was passiert bei Kontakt mit dem Gift?
Jede Raupe besitzt bis zu 600.000 feine Brennhaare, die leicht brechen und bei günstiger Witterung über weite Strecken getragen werden. Bei Kontakt verhaken sie sich in der Haut, im Auge und auch im Bronchialsystem, wenn sie eingeatmet werden. Die häufigsten Symptome treten auf der Haut auf. Die sogenannte Raupendermatitis führt innerhalb von 24 Stunden zu starkem Juckreiz mit Rötung, Quaddeln und Pusteln.
Da die alten Larvenhäute nach der Häutung in den Nestern bleiben, ist die Konzentration an Brennhaaren dort oft besonders hoch. Für Menschen gefährlich sind deshalb nicht nur die Haare des dritten Larvenstadiums in Mai und Juni, sondern auch alte Gespinstnester an Bäumen oder am Boden sind eine mehrere Jahre anhaltende Gefahrenquelle.
Das sagt der Mediziner
Wegen der massiven Zunahme an Eichenprozessionsspinnern in vielen Gegenden Deutschlands hat die Klinik für Dermatologie, Venologie und Allergologie an der Berliner Charité einen Leitfaden zur Diagnostik und Therapie von Erkrankungen durch Eichenprozessionsspinner herausgegeben. „In der Therapie gibt es drei grundsätzliche Vorgehensweisen: Vermeidung, Vorsorge und symptomatische Therapie", erklärt der Experte Martin Metz, der sich für eine bessere Information des medizinischen Personals, aber auch anderer Berufsgruppen wie Erzieher, Wald- und Forstarbeiter sowie der breiten Bevölkerung einsetzt.
Um herauszufinden, dass es sich bei den Symptomen um Beschwerden durch Eichenprozessionsspinner handelt, ist laut Metz eine persönliche Anamnese der letzten 24 Stunden hilfreich. Häufig würde man dann erfahren, dass sich die Betroffenen im Wald oder in Freizeitanlagen wie Freibad oder Campingplatz mit Eichenbestand aufgehalten haben. Und dann? „Jeder, der Kontakt mit Raupenhaaren hatte oder dies auch nur vermutet, sollte sämtliche Kleidung in der Waschmaschine waschen, sich duschen, Haare waschen und alle benutzten Gegenstände wie beispielsweise das Lenkrad im Auto reinigen", rät Metz.
Die symptomatische Therapie bestehe hauptsächlich in der Behandlung der Dermatitis. „Hierbei sollten hochwirksame lokale Cortisonpräparate zum Einsatz kommen. Wenn auch das Auge betroffen ist, sollte man es mit lauwarmem Wasser spülen und unbedingt einen Arzt aufsuchen." Da das Eiweiß in den Härchen auch Asthma auslösen kann, sollte bei Atemnot zudem sofort der Rettungsdienst alarmiert werden.
Das sagt der Förster
Jäger und Förster gelten als besonders gefährdet und haben einen guten Überblick über die Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners. Martin Sommer ist regelmäßig im Rhedaer Forst unterwegs. „Zum Glück hält sich der Befall bis auf einzelne Stellen dort noch in Grenzen. Die Eiche hat dieses Jahr schon genug zu kämpfen", sagt der Förster. In Folge des Spätfrosts am 3. Mai hätten sich Johannistriebe gebildet – „darauf stürzen sich die Raupen. Die verlängerte Vegetationszeit kommt allen, die von Bäumen leben, zu Gute."
An wen kann man sich wenden?
Wer Eichenprozessionsspinner entdeckt, wendet sich an den Fachbereich Umweltschutz, an die Feuerwehr oder meldet den Fund in einem eigens eingerichteten Internetportal. Die befallenen Bäume werden dann abgesaugt. Diese Methode gilt als die umweltverträglichste.