Das sind die teuersten Wohnstraßen der Stadt Gütersloh

Wohnen in Gütersloh: Welche sind die fünf begehrtesten Wohnviertel? Was kostet dort der Kauf einer Immobilie? Und wo werden die höchsten Mieten verlangt? NW-Autor Rolf Langenhuisen hat Experten nach ihrer Rangliste gefragt

Das Viertel um Mohns Park liegt auf Platz 3 der gefragtesten Wohnlagen. Wer dort eine Neubau-Wohnung kaufen will, muss plus/minus 2900 Euro pro Quadratmeter zahlen. Die Angebotsmieten rund um Schillstraße, Jahnstraße und Yorckstraße liegen zwischen sieben und neun Euro pro Quadratmeter. | © mediaprint / Graphisches Institut Eckmann

30.05.2017 | 22.06.2022, 11:22

Gütersloh. Was ist in Gütersloh eine „gute Wohnlage"? Die Grenzziehung der digitalen Karten ist „amtlich": Sie wurde von einer Expertengruppe festgelegt, in der Maklerverein, Bauverein, Haus- und Grundeigentümerverein, Mieterbund sowie der Gutachterausschuss für Grundstückswerte vertreten waren. Das sagen die Experten:

"Wir haben keine
Angst vor
einer Blase"

Heike Winter: Gute Aussichten für Gütersloh: sichere Jobs, geringe Arbeitslosigkeit, hohe Kaufkraft. Die Einwohnerzahl wächst, und dies wird bis 2030 so bleiben. Es steht kaum Wohnraum leer, die Zahl der Haushalte nimmt zu. Die Preise für Baugrundstücke, Wohnungen und Häuser kennen seit 2010 nur eine Richtung: nach oben. „Wir haben keine Angst, dass es eine Blase gibt, dass Kaufpreise und Mieten wieder zurückgehen", sagt Heike Winter: „Es gibt keine Indikatoren, die darauf hinweisen." Heike Winter führt die Geschäfte der Geno Immobilien GmbH, einer Tochter der Volksbank.

Auf Platz 1 der Wohnstandorte hat sie die Innenstadt gesetzt. Neubau-Preise beginnen dort bei 2800 Euro pro qm und reichen bis deutlich über 3000 Euro. Die Miete hängt von der Wohnungsgröße ab: „Kleine Wohnungen bis 60 qm kosten neun bis zehn Euro, große Wohnungen 7,50 bis neun Euro. Für Neubauten werden bis zu zwölf Euro gefordert."

Die roten Felder zeigen Ihnen die teuersten Wohnstraßen in Gütersloh:

Auf Platz 2 sieht Heike Winter den Stadtpark. Dort liegen die Mieten zwischen neun und zehn Euro: „Für einen Neubau an der Parkstraße werden derzeit elf bis zwölf Euro aufgerufen. Es bleibt abzuwarten, ob Mieter bereit sind, das auszugeben. Der Ostwestfale kauft eher eine Wohnung ins Eigentum, als 1500 Euro Kaltmiete zu zahlen."

An dritter Stelle ihrer Rangliste folgt Mohns Park. Als Vierten der „Top 5" nennt Heike Winter der Stadtteil Isselhorst – etwa gleichauf mit dem Stadtteil Kattenstroth.

Isselhorst
lockt auch
Bielefelder

Martin Seidel: Die hohe Nachfrage sorgt weiterhin für steigende Preise. Das meldet Martin Seidel, der die von Poll Immobilien GmbH vertritt. Sein Ranking wird angeführt vom Stadtpark, gefolgt von Mohns Park, Kattenstroth, Isselhorst und Sundern.

Bei der Einschätzung der Kaufpreise gibt sich Seidel zurückhaltender als viele Kollegen: Sein Spektrum reicht von 3000 Euro pro qm (Stadtpark) über 2500 Euro (Mohns Park) und 2300 Euro (Isselhorst) bis zu 2200 Euro in Kattenstroth und Sundern.

Die höchsten Angebotsmieten werden im Stadtpark gezahlt: 10 Euro pro qm. Rund um Mohns Park liege die Miete bei 9 Euro, in Isselhorst bei 7,80 Euro. In Kattenstroth und Sundern sind es 7,50 Euro.
„Im Zuge des Ausbaus der B 61 wird der Stadtteil Isselhorst immer interessanter, auch für Bielefelder."

Die Mieten
stiegen um
40 Prozent

Birte Degenhardt: Der Stadtpark wird sich auch in zehn Jahren als beliebteste Wohnlage behaupten können. Denn die Parknähe und die prachtvollen Bauten werden sich nicht verändern", urteilt Birte Degenhardt. Sie leitet das Gütersloher Büro von Engel & Völkers Immobilien.

Die 43-Jährige traut dem Stadtteil Isselhorst zu, dass er sich künftig zu einer „in"-Wohnlage mausern kann. „In Isselhorst läuft was, aktuell etwa das Bauvorhaben ‚An der Manufaktur‘. Dort entsteht aus privater Hand ein zeitgemäßes und im Raum Gütersloh einzigartiges Wohnprojekt", erklärt Degenhardt: „Die rege Geschäfts- und Vereinswelt trägt zu einer besonderen Lebensqualität in Isselhorst bei."

In der „Top 5" von Engel & Völkers belegt Isselhorst 2017 den vierten Platz. Auf Platz 1 steht unangefochten der Stadtpark. „Eine Veränderung gibt es unserer Meinung nach auf Platz 2, wo wir den Stadtteil Kattenstroth sehen – also vor Mohns Park auf Platz 3 sowie vor der Innenstadt auf Platz 5", erläutert die studierte Innenarchitektin.

Kattenstroth sei wegen zentraler Lage und guter Infrastruktur besonders bei Familien beliebt, was sich in einem deutlichen Preisanstieg widerspiegele: „Grundstücke im Kattenstroth sind im Schnitt nur ein Drittel günstiger als im direkt benachbarten Stadtpark." Das Stadtzentrum ziehe kinderlose Paare und Singles an. Hier würden die höchsten Bestandsmieten verlangt und gezahlt.

Die Mietpreise in Gütersloh sind, so die Daten von Engel & Völkers, von 2013 bis 2016 stark gestiegen: „Bei Objekten ab 60 qm Wohnfläche kletterte die Miete um circa 40 Prozent – nämlich von 5,82 auf 8,19 Euro. Bei Objekten ab 100 qm Wohnfläche stiegen die Preise von 6,41 auf 7,82 Euro. Das sind circa 22 Prozent."

Ein Ende der Nachfrage ist nicht in Sicht: „In Gütersloh werden weiterhin hochwertige Eigentumswohnungen der besonderen Bauart gesucht und dringend benötigt."

Vermieter
erhöhen die
Forderungen

Maria Wolters handelt seit 23 Jahren mit Immobilien. „Die Mieten sind seit 2013 für alte Wohnungen um zehn Prozent, für neuere Wohnungen um 20 Prozent gestiegen", sagt sie: „Die Preisspirale kommt langsam an einen Punkt, wo sich Mietinteressenten fragen, ob sie nicht besser eine Immobilie kaufen sollten."

Wolters sieht das Zentrum als Top-Lage. Neubauwohnungen kosten ihrer Erfahrung nach zwischen 3000 und 3500 Euro pro qm, bei älteren Wohnungen richtet sich der Preis nach der Qualität des Objekts.

Im Stadtpark, Rang 2 auf der Liste, findet kaum Neubau statt. Dort werden Bestandsimmobilien saniert. Die Preise sind abhängig von den Grundstücksgrößen, reichen von 700.000 Euro bis weit über eine Million.

Kattenstroth liegt auf Platz 3, an die vierte Stelle setzt Maria Wolters Mohns Park, dahinter auf Platz 5 das Areal Kahlertstraße / Am Schlangenbach in Gütersloh-Nord. „Dort gibt es noch ältere Wohnungen für 5,50 bis 5,80 Euro. Ansonsten wird alles teurer vermietet als im Mietspiegel festgelegt."

Warum
gibt’s keine
Preisbremse?

Simone Bille: In Gütersloh gibt es keine Mietpreisbremse. „Die Mieten sind seit 2013 bestimmt um 20 Prozent gestiegen", so Simone Bille: „Zum Teil werden sehr hohe Mietpreise verlangt, die – weil die Nachfrage Druck macht – auch durchsetzbar sind." Simone Bille, Diplom-Kauffrau und Immobilienfachwirtin, fungiert als Geschäftsführerin der SKW Immobilien GmbH.

Als „Top 5" in Gütersloh nennt sie Gütersloh-Mitte, Stadtpark, Kattenstroth, Isselhorst und Pavenstädt.
In Gütersloh-Mitte kostet der Neubau „in wirklich guter Lage mehr als 3200 Euro pro Quadratmeter. Als Miete zahlt man in Top-Lagen sogar 11 Euro."

Am Stadtpark schlägt der Quadratmeter mit mindestens 3000 Euro zu Buche, „in besten Lagen oder bei einer Angebotsenge werden auch 3500 akzeptiert".

In Kattenstroth und Isselhorst, so die 48-Jährige, sei ein Neubau-Quadratmeter für etwa 2900 Euro erhältlich, die Durchschnittsmiete im Neubau belaufe sich auf 8,50 Euro pro qm. Ihrer Einschätzung nach besitzt Pavenstädt das Potenzial, in zehn Jahren eine „in"-Wohnlage zu sein.