Beliebter Pilz-Imbiss im Kreis Gütersloh: Betreiberin spricht über Schicksalsschlag

Borgholzhausen. Das Gespräch mit Maria Gottesmann findet – wo sonst? – am Pilz-Imbiss in Sichtweite des Borgholzhausener Bahnhofs statt. Wahrscheinlich jeder und jede in Borgholzhausen kennt sie seit Jahrzehnten als dessen Inhaberin. Es gibt einen Kaffee mit Milch am Stehtisch, dann spricht Maria Gottesmann über die Diagnose, die ihr Leben veränderte. Das Erste, was sie früher morgens gemacht hat? Maria Gottesmann weiß es noch genau. &bdquo;Ich habe mir eine Zigarette angezündet“, sagt sie. Mehr als 40 Jahre habe sie geraucht, mit 14 Jahren angefangen. Bis der Lungenkrebs kam. Die Diagnose bekam Maria Gottesmann 2020 sehr behutsam von ihrer Hausärztin mitgeteilt. Gottesmann weiß noch, was sie antwortetet: &bdquo;Ich hadere nicht mit meinen Schicksal, ich hatte ein schönes Leben, habe nie hungern müssen, nie frieren müssen, hatte immer ein Dach überm Kopf. Liebe Eltern, eine tolle Kinder- und Jugendzeit und jetzt eine liebe Familie.“ &bdquo;Wie lange habe ich noch?“, fragt sie den Professor Die Hausärztin überwies sie an eine Fachklinik in Ostercappeln. Ein Glücksfall für Maria Gottesmann. &bdquo;Ich hatte dort einen liebenswerten Professor“, sagt sie. Die erste Frage an ihn war: &bdquo;Wie lange habe ich noch?“ Der Mediziner wollte die Untersuchungen abwarten, bevor er eine Prognose abgeben wollte. Dann ging es schnell. Am 12. März 2020 wurde die Borgholzhausenerin operiert. Corona war auf dem Vormarsch, zehn Tage später trat in Deutschland der erste Lockdown in Kraft. &bdquo;Ich kann mich erinnern, wie ich aus der Narkose erwachte und der Professor zu mir sagte: ,Sie sind mein kleines Wunder’.“ Am selben Tag wurde auch ihr Ehemann in Bielefeld operiert. Sein Tumor stellte sich allerdings als gutartig heraus. Lesen Sie auch: Bekanntester Pilz-Imbiss im Kreis Gütersloh geht in die Hand der Tochter Was folgte, kennen viele Krebskranke zu Genüge. Die Chemotherapie stand an. Auch Maria Gottesmann stellte sich der Tortur, doch sie suchte sich in Abstimmung mit ihrer Ärztin heilpraktische Unterstützung und fand eine Expertin in Herdecke. Und so beschloss Maria Gottesmann, sich neben der schulmedizinischen Chemotherapie einer begleitenden Misteltherapie zu unterziehen. Metastasen im Kopf wurden entfernt, später eine Niere Von deren Wirkung ist die Borgholzhausenerin nach ihren Erfahrungen überzeugt. &bdquo;Außer Haarausfall hatte ich nichts“, sagt sie. Klassische Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Müdigkeit hätten gefehlt. Tatsächlich zeigen Studien eine gute Verträglichkeit und eine Reduzierung von Nebenwirkungen durch die Misteltherapie. Viele Betroffene, so Gottesmann, wüssten oft nicht, dass die Krankenkassen eine Misteltherapie als Begleitmaßnahme während einer Chemotherapie bezahlen, wenn es schwere Nebenwirkungen gibt. Zweimal musste sich Maria Gottesmann während ihrer Krebserkrankung zudem noch Operationen unterziehen. Im Herbst 2020 wurden Metastasen im Kopf entfernt, im Frühjahr darauf in der Niere. Maria Gottesmann wird engmaschig kontrolliert. Zweimal im Jahr ist sie beim Onkologen, einmal jährlich unterzieht sie sich einer Computertomografie. Da die verbliebene Nebenniere nach der OP 2021 die Aufgaben nicht vollständig übernehmen konnte, muss sie Hydrocortison nehmen. &bdquo;Ich muss bei Stress aufpassen, auch bei positivem Stress“, erklärt Maria Gottesmann. &bdquo;Man ist nie geheilt“, sagt die Imbiss-Betreiberin über die Krankheit Viele Gedanken bewegen die bekannte Geschäftsfrau seit ihrer Erkrankung vor mehr als fünf Jahren. &bdquo;Ich habe festgestellt, dass viele Menschen, die Krebs haben, gut aufgefangen werden, andere müssen weiterkämpfen.“ In letztgenannter Position sieht sie sich auch wegen ihrer eigenen beruflichen Situation. Lesen Sie auch: Kult-Pilz: Imbiss-Betreiberin aus Kreis Gütersloh gibt die XXL-Version auf &bdquo;Viele Selbstständige haben bei so einer Krankheit im Kopf, bloß weitermachen zu müssen.“ Von staatlicher Seite wünscht sie sich hier Unterstützung. &bdquo;Nicht alle sind nach eineinhalb Jahren wieder arbeitsfähig.“ Persönlich, sagt sie, könne sie seit ihrer Erkrankung Lügen und Heuchelei nicht mehr ertragen. Den Krebs solle man als Krankheit annehmen und solle ihn nicht immer als Todesurteil sehen. Nach der Diagnose Krebs sei das Leben aber nicht mehr wie vorher. &bdquo;Die Krankheit kann jederzeit wiederkommen“, sagt Maria Gottesmann. &bdquo;Man ist nie geheilt.“ Und das Rauchen? Maria Gottesmann hat es seit ihrer Krebserkrankung aufgegeben. Einmal noch habe sie zum Glimmstängel gegriffen, das war im Herbst 2020, als die Metastasen im Kopf operiert wurden. Am Tag vor der OP habe sie eine Zigarette gehabt – &bdquo;aber nicht auf Lunge, nur gepafft“. Danach, so Maria Gottesmann, habe sie nie wieder das Bedürfnis verspürt.

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