Traum vom Eigenheim ist hier im Kreis Gütersloh so teuer wie noch nie

Kreis Gütersloh. Fast zehn Millionen Euro wurden im kleinen Pium im vergangenen Jahr mit dem Verkauf von Ein- und Zweifamilienhäusern umgesetzt. Das belegt der Grundstücksmarktbericht für den Kreis Gütersloh. Der Gutachterausschuss trägt Haus-, Wohnungs- und Flächenverkäufe zusammen, um zu erheben, wie sich die Preise in der Region langfristig entwickeln. Die grundsätzliche Richtung ist seit Jahren klar: nach oben. Spannend ist vor allem, wie schnell das geschieht. Betongold gefragt 9,5 Millionen Euro brachten die 36 kleineren Immobilien für ein oder zwei Familien, die 2020 in Borgholzhausen verkauft wurden, ein. Gegenüber den Vorjahren ist das eine kräftige Steigerung – sowohl was die Anzahl der Verkäufe als auch was die Preise angeht. Knapp 264.000 Euro erzielten die Häuser im Durchschnitt, 2019 waren es noch 233.000 Euro. Die Steigerung bei den Immobilienpreisen spiegelt den allgemeinen Trend wider. Auch in den Nachbarkommunen scheint &bdquo;Betongold" gefragt. Insgesamt wurden für Ein- und Zweifamilienhäuser im Kreis 232 Millionen Euro umgesetzt, das entspricht einer Steigerung von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Lesen Sie auch: Wohnhaus samt Grundstück versteigert - Käufer macht echtes Schnäppchen Kreisweit blieb die Zahl der verkauften Ein- und Zweifamilienhäuser in den vergangenen zehn Jahren relativ stabil. Die Umsätze haben sich im selben Zeitraum allerdings mehr als verdoppelt (2011: 112 Millionen Euro). Der Durchschnittspreis für ein Ein- beziehungsweise Zweifamilienhaus im Kreis lag 2020 bei 324.000 Euro. Wohnen in Pium bleibt also im Vergleich noch durchaus bezahlbar. Wer zieht nach Pium? Wer seiner Familie ein Haus in Borgholzhausen kauft, lebte wahrscheinlich schon vorher im Kreis Gütersloh. 21 der 36 Immobilien gingen an Käufer aus der Umgebung, sieben kamen sogar direkt aus Pium, jeweils weitere fünf aus Halle und Versmold. Auch die Bauplätze und Wohnungen gingen zum großen Teil an Menschen aus der Stadt. Die größte Käufergruppe machen kreisweit die 30- bis 40-Jährigen aus, gefolgt von den unter 30-Jährigen. Auch Wohnungen teurer Der Teuerungstrend der Wohnimmobilien zeigt sich auch bei Eigentumswohnungen. Sowohl bei den Erst- als auch bei den Weiterverkäufen stiegen die Preise in den vergangenen Jahren deutlich. 2018 kostete die durchschnittliche Wohnung im Erstverkauf noch 180.000 Euro, vergangenes Jahr waren es bereits 214.000 Euro. Wohnungen im Weiterverkauf sind etwas günstiger: 140.000 Euro musste ein Interessent im vergangenen Jahr in Pium im Durchschnitt aufbringen, auch das eine deutliche Steigerung (2018: 86.000 Euro). Bauland im Angebot Eine weitere Variante, in Borgholzhausen ansässig zu werden, ist Bauland. Allerdings hat die Kommune 2020 laut Marktbericht keine eigenen Flächen verkauft. Einzig aus privater Hand sind sechs Baugrundstücke veräußert worden. Die gehörten mit durchschnittlich 134 Euro pro Quadratmeter zu den günstigsten im gesamten Kreisgebiet. Lesen Sie auch: Freie Briten-Häuser gehen in Gütersloh zuerst an Staatsdiener Anhand der sogenannten Bodenrichtwerte geht der Gutachterausschuss trotzdem von einer deutlichen Wertsteigerung für Flächen des individuellen Wohnungsbaus aus. Mit satten 12,7 Prozent Wertzuwachs in nur einem Jahr liegt die Lebkuchenstadt sogar über der Entwicklung des Kreises, bleibt aber auf einem günstigen Niveau. Im Südkreis Gütersloh kosten Baugrundstücke in mittlerer Lage zum Teil bereits weit über 200 Euro pro Quadratmeter. Wo ist es am teuersten? Die höchsten Bodenrichtwerte werden in Borgholzhausen unter anderem am noch neuen Ortsteil am Enkefeld erzielt. Genauso wie rund ums Große Moor oder am Klockenbrink ist hier der Quadratmeter 160 Euro wert. Grundlage für Bodenrichtwerte sind die amtlichen Kaufpreissammlungen. So können auch Werte für Grundstücke, die in letzter Zeit nicht den Besitzer gewechselt haben, he-rausgegeben und aktualisiert werden. Bodenpreise steigen rasch Seit 50 Jahren schreiben die Experten des Kreises den sogenannten &bdquo;Bodenpreisindex" fort. Der Index ist ein theoretischer Wert, ermöglicht aber einen langfristigen, vergleichenden Blick auf die Bodenpreise für individuellen Wohnungsbau. Die damaligen Grundstückspreise pro Quadratmeter in den jeweiligen Baugebieten wurden als Ausgangswert 100 gesetzt. Im Schnitt stieg der Wert in Borgholzhausen seitdem langsam um etwas mehr als 20 Punkte pro Jahr. 1999 überschritt er erstmals die 600er-Marke. Danach folgte eine sehr stabile Phase und es dauerte 16 Jahre, bis er auch die 700 überschritt. Seit 2015 hat sich die Entwicklung allerdings kräftig beschleunigt, 2018 wurde bereits die 800er-Marke erreicht, aktuell liegt der Index für Pium bei 955. Diese Preisspirale der vergangenen Jahre ist im ganzen Kreis zu beobachten. Wohin steigen die Preise? Die sich beschleunigende Preisspirale sowohl bei Grundstücken als auch bei Häusern und Wohnungen entspricht einem deutschlandweiten Trend. Die weit verbreitete Online-Vermittlungsplattform Immoscout24 hat ihre Nutzerzahlen analysiert und geht davon aus, dass die Entwicklung noch nicht am Ende angekommen ist. Schon in der ersten Jahreshälfte 2021 seien die Preise für Eigentumswohnungen demnach bundesweit um 9, für Einfamilienhäuser um 7,4 Prozent gestiegen. Die Analytiker der Verkaufsplattform prognostizieren deshalb, dass sie auch in den kommenden zwölf Monaten weiter steigen werden. Einzig in einigen bereits extrem teuren Großstädten wie München sei mittlerweile die Obergrenze erreicht worden und die Preise stagnierten. Für junge Familien, die in ein eigenes Heim investieren wollen, bleiben die Zeiten also schwierig. Der Grundstücksmarktbericht und die Bodenrichtwerte für Borgholzhausen sind auf www.boris.nrw.de einsehbar.

Meistgelesen