Bielefeld. „November Rain“ von Guns ’n Roses stand nicht auf der Playlist des „Quartetto le 16 corde“ im Spiegelzelt, es hätte aber gut gepasst. Mehr als 200 Musikfreunde ließen sich trotz des Regens nicht davon abbringen, in den Ravensberger Park zu gehen, um einen romantischen Abend zu verbringen – mit sanfter Musik, dargeboten von einem Streichquartett. Musik, die jeder kennt, Musik, mit der wohl jeder und jede Erinnerungen verbindet, Musik zum Träumen und zum Genießen. Und das im flackernden Licht von Hunderten LED-Kerzenlichtern.
„Hier kommen die namensgebenden Spiegel endlich mal zur Geltung“, sagt Simon Kubisa, Geschäftsführer von Stratmann Event und damit „Herbergsvater“ des Spiegelzeltes. In der Tat, die auf der Rundbühne inmitten des Zeltes drapierten Kerzen spiegeln sich bis an die verspiegelten Außenwände des 101 Jahre alten Zeltes. Eine schöne Atmosphäre, schon bevor die vier Musikdozentinnen und -dozenten der Bielefelder Musik- und Kunstschule auf dieser Bühne Platz nehmen.
Amelia Mitschke (Violine), Benita Schlenker (Violine), Thitimon Sukjaruwan (Bratsche) und Marina Maestri Foron (Cello) hatten sich ein Programm auserkoren, das die vergangenen 50 Jahre populäre Musikgeschichte trefflich abbildet, von den Beatles und Elvis über Queen, ABBA und Whitney Houston bis zu Ed Sheeran und Coldplay.
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Ein unsichtbarer Zauber durchzieht das Bielefelder Spiegelzelt
Schon zu Beginn, bei „Yesterday“, durchzieht ein unsichtbarer Zauber das Zelt, andächtig lauschen die Besucherinnen und Besucher den zarten Klängen der „16 corde“, der 16 Saiten der Streichinstrumente. Man ist an Hermann Hesse erinnert – „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ – und dieser Zauber zieht sich durch den ganzen Abend, 90 Minuten, 22 Evergreens und viele Gefühle.
Für die natürlich auch Adele sorgt: „Rolling in the deep“ kommt verspielt daher und energisch zugleich, ihr „Someone like you“ dagegen fast hymnisch elegisch. Es folgt „Bohemian Rhapsody“. So einfühlsam, so filigran – der erste Teil dieser „Welthymne“ gerät dermaßen unter die Haut, dass zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer sich verstohlen die Augen reiben mussten. Das signifikante „Scaramouche, Scaramouche, will you do the Fandango“ wird vom Cello „gedoubelt“ und der knackig harte Part des Stücks komplett ausgelassen.
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Von Freddie Mercury zu Elvis Presley im Spiegelzelt in Bielefeld
Durchatmen, Pause! Und dann: Von Freddie Mercury zu Elvis Presley. Bei „Can’t help falling in Love“ führt die Bratsche, und Lady Gagas „Poker Face“ wird als Fuge performt, als eine Art Kanon, sensationell: Ein scheinbar hoffnungslos verwirrter Knoten der vier Streicher löst sich zum Ende komplett auf. Erneutes Durchatmen.
Die fröhliche Verspieltheit kehrt zurück bei ABBAs „I have a dream“. Die zweite Violine von Benita Schlenker übernimmt quasi das Echo der Ersten. Zuvor aber – schon wieder kullert es die Wangen hinunter – Whitney Houstons „I will always love you“, der Party-Killer jeder Karaoke-Show. Diese Show im Kerzenschein ist nach 90 Minuten beendet, das Publikum zeigt sich beseelt, beglückt und begeistert.
Eine zweite, nicht geplante Zugabe musste das Quartett aus dem Hut zaubern. Violinistin Benita Schlenker: „Ich weiß nicht, wie viele Heiratsanträge hier und heute gemacht worden sind.“ Sie wird es wohl auch nie erfahren, aber Whitney wird schon dafür gesorgt haben.
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Am 1. Advent: „Weihnachtsklassiker im Kerzenschein“
„Von ABBA bis Queen – Pop Hits im romantischen Kerzenschein“ mit dem „Quartetto le 16 corde“ wird es im Spiegelzelt noch einmal geben am Sonntag, 23. November, um 19 Uhr. Am 1. Advent, Sonntag, 30. November, spielt das Streichquartett „Weihnachtsklassiker im Kerzenschein“ ab 17 Uhr. Tickets für alle Vorstellungen hat die NW an der Niedernstraße ab 29,45 Euro, auch online erhältlich unter www.nw.de/events. Es lohnt sich!
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