Ärger bei der Bielefelder IG Metall: Wurde die frühere Chefin aus dem Amt gedrängt?

Bielefeld. Der Konflikt hinter den Kulissen der Bielefelder IG Metall, der unterschwellig ausgetragene Machtkampf zwischen Geschäftsführerin Ute Herkströter und ihrem Stellvertreter Oguz Önal, hat eine lange Vorgeschichte. Der jetzt vollzogene Führungswechsel in der Bielefelder Geschäftsstelle der IG Metall sollte ein Neuanfang werden. Önal ist vom Zweiten zum Ersten Bevollmächtigen aufgestiegen, Herkströter, die 2012 eingesetzt worden war, wechselte mit einem Spezialauftrag für die Umstrukturierung bei Miele in die Bezirksleitung. Doch viele der 13.400 Mitglieder fühlen sich über die Hintergründe getäuscht. Die Enttäuschten &bdquo;Bei vielen Delegierten ist der Eindruck aufgekommen, dass nicht mit offenen Karten gespielt wurde“, sagt zum Beispiel Kai-Uwe Wurm über die Umstände des Wechsels. Der stellvertretende Betriebsratschef eines Bielefelder Maschinenbau-Unternehmens ist einer von 90 Delegierten der Bielefelder IG Metall. &bdquo;Wir sind belogen worden, ich bin sehr verärgert und enttäuscht“, bekennt Petra Uecker, die nach vielen Jahren Betriebsratsarbeit in Rente ist, sich aber weiter als Delegierte engagiert. Manuela Friebe, stellvertretende Vorsitzende des DGB-Stadtverbandes und frühere Vorsitzende des Ortsfrauenausschusses der IG Metall, drückte spitz ihre Verwunderung darüber aus, dass Herkströters Einsatz nicht öffentlich gewürdigt wurde: &bdquo;Üblicherweise wird der scheidenden Führung Dank für die Arbeit ausgesprochen.“ Weitere Metaller klagen, möchten aber nicht genannt werden. Die Vorgeschichte Ursprünglich, so heißt es, war Oguz Önal der Wunschkandidat von Ute Herkströter als ihr Nachfolger. 2024 war die heute 62-Jährige noch einmal zur Geschäftsführerin und 1. Bevollmächtigten bestimmt worden, doch sollte nach etwa zwei Jahren – also 2026 – ein Wechsel über die Bühne gehen. Der heute 44-jährige Önal sollte an die Spitze rücken. Doch die beiden Geschäftsstellen-Chefs zerstritten sich zunehmend. Über die Aufgabenteilung konnten sich die beiden nicht mehr einigen. Und auch nicht über die Vorgehensweisen: &bdquo;Der eine war nicht zufrieden mit der Arbeit des anderen – und umgekehrt“, fasst ein Gewerkschafter zusammen. Herkströter habe gelegentlich zu unorthodoxen Methoden gegriffen, um Gewerkschaftsmitgliedern und Betriebsräten von Firmen wie Gestamp, Hiro-Lift oder Benteler zu helfen, während Önal eher vorsichtig unterwegs gewesen sei. Dafür wird dem Jüngeren von Kritikern eine gewisse Entscheidungs- und Führungsschwäche vorgeworfen – im Bemühen, sich nicht angreifbar zu machen, sei er zu zögerlich gewesen. Zum Thema: Krach bei der Bielefelder IG Metall: Mitglieder rätseln über Führungswechsel Durch die Reihen der Gewerkschaft sei ein Riss gegangen. Es sei getuschelt worden: Ist Ute Herkströter nach vielen Jahren nicht mehr geeignet für den Job? Ist Oguz Önal missgünstig und illoyal? &bdquo;Es ist auch eine Mediation versucht worden“, berichten zwei Gewerkschafter unabhängig voneinander. Renommierte und qualifizierte Fachleute seien dafür engagiert worden. Doch der Konflikt ließ sich nicht mehr beilegen. Die Täuschungsvorwürfe Sehr unverblümt kommt der ganze Ärger in einer Petition zum Ausdruck, die im Juli 2025 vor den Neuwahlen verfasst und von gut 80 Betriebsräten und Delegierten unterzeichnet wurde: &bdquo;Ihr habt als Ortsvorstand die Notwendigkeit eines personellen Neuanfangs gesehen“, heißt es da an die Adresse des 13-köpfigen Gremiums, das die Verantwortung für die IG-Metall-Geschäftsstelle trägt. Den Betriebsräten und Delegierten sei die Sache so &bdquo;verkauft“ worden, dass dieser Neuanfang nur ohne die beiden bisherigen Bevollmächtigten möglich wäre. Doch diese Darstellung sei &bdquo;ganz offensichtlich eine bewusste Täuschung gewesen“. Ein herber Vorwurf, auch an den Düsseldorfer Bezirksleiter Knut Giesler gerichtet. Denn Oguz Önal, so wird geargwöhnt, sei keineswegs in Bielefeld ausgeschieden und wie Herkströter zur Düsseldorfer Bezirksleitung gewechselt. Er sei nur in Elternzeit abgetaucht und zum optimalen Zeitpunkt wieder für die Bielefelder Geschäftsstelle angetreten. Am Ende sei Ute Herkströter &bdquo;auf diese Weise aus ihrem Amt gedrängt“ worden. Die Unterzeichner der Petition forderten daher, dass sowohl Bewerbungen von Önal als auch von Herkströter für die Neubesetzung abgelehnt werden sollten. Die Reaktionen Auf die Petition der Unzufriedenen antwortete der Ortsvorstand im Sommer 2025 mit einem Appell zur Geschlossenheit: Es gebe nur zwei Bewerbungen für die Wahl der Bevollmächtigten, eine für den Ersten und eine für den Zweiten Bevollmächtigten. &bdquo;Wir möchten uns gar nicht vorstellen, wie es mit der Geschäftsstelle Bielefeld weitergeht, sollte am 10. September 2025 kein Bevollmächtigter gewählt werden“, lautete eine unterschwellige Warnung. Dabei erkennt der Ortsvorstand die Probleme durchaus an: Einerseits hätten zwar Önal und Herkströter gleichermaßen &bdquo;sehr gute Arbeit geleistet“. Andererseits hätten die persönlichen Differenzen eine weitere Zusammenarbeit unmöglich gemacht. &bdquo;Die Situation in der Geschäftsstelle war für die Verwaltungsangestellten und die Gewerkschaftssekretäre nahezu unerträglich“, stellte der Ortsvorstand fest. Auch interessant: Gestamp droht erneut massiver Stellenabbau in Bielefeld Am Ende wurde Önal von der Mehrheit des Ortsvorstandes unterstützt und von der Mehrheit der Delegierten zum 1. Bevollmächtigten gewählt, Martina Bee zur 2. Bevollmächtigten. &bdquo;Eine normale demokratische Entscheidung“, urteilt nüchtern Mike Schürg, der Pressesprecher der IG Metall-Bezirksleitung NRW in Düsseldorf. &bdquo;Wichtig ist es, festzuhalten, dass Ute Herkströter sich nichts hat zu Schulden kommen lassen“, betont aber ein Gewerkschafter, der es wissen sollte. Er sagt dies für den Fall, dass jemand die Umstände des Führungswechsels und das Ausbleiben öffentlicher Dankesworte als &bdquo;unehrenhafte“ Verabschiedung deuten wollte.

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