Krach bei der Bielefelder IG Metall: Mitglieder rätseln über Führungswechsel

Bielefeld. Eine schlichte Meldung der IG Metall hat für Irritationen gesorgt: Die Bielefelder Geschäftsstelle der mächtigen Industriegewerkschaft werde künftig von einer Doppelspitze geführt, die aus Oguz Önal und Martina Bee gebildet werde, teilte die IG Metall mit. Martina Bee wechsele nach mehr als 26 Jahren aus der Geschäftsstelle Paderborn nach Bielefeld, so die Mitteilung. Önal, der schon seit 2010 in Bielefeld arbeitet, sei nach der Elternzeit nun mit neuer Funktion zurückgekehrt. Namentlich unerwähnt blieb aber Vorgängerin Ute Herkströter, die seit 2012 als 1. Bevollmächtigte an der Spitze des Bielefelder Ortsvorstandes stand. Ein deutliches Zeichen für einen heftigen Streit im Hintergrund? Aus Gründen, die bisher noch unter einem Mantel des Schweigens verborgen sind, traten Herkströter und ihr Stellvertreter, der 2. Bevollmächtigte Oguz Önal, zum 1. März 2025 von ihren Aufgaben in Bielefeld zurück. Dies sei &bdquo;auch aus gesundheitlichen Gründen“ geschehen, meldete die Mitgliederzeitschrift der Gewerkschaft in ihrer Ausgabe für Mai und Juni. Personalpoker um Chefsessel Beide waren im Frühjahr offiziell in die Bezirksleitung gewechselt. Der Gewerkschaftsvorstand entsandte Christian Iwanowski aus der NRW-Bezirksleitung als kommissarischen Bevollmächtigten nach Bielefeld, &bdquo;um die Geschäftsstelle neu aufzustellen“, so die Mitgliederzeitung. Für die Leitungsfunktionen wurden Neuwahlen fällig. Eigentlich hätten die Delegierten nach vorliegenden Informationen erst 2028 turnusmäßig wieder wählen müssen. Lesen Sie auch: Ute Herkströter für weitere vier Jahre gewählt Warum die besagte Neuaufstellung nötig wurde und Herkströter sang- und klanglos nach Düsseldorf verschwand, darüber wird unter den Metallern seither gerätselt. Die Rede ist von einem Konflikt, der schon längere Zeit im Führungsteam geschwelt habe. Dabei gehe es &bdquo;um ein komplexes Problem“, aus sachlichen Kontroversen wurde eine persönliche Auseinandersetzung. Konflikt mit &bdquo;reichlich Sprengstoff“ Die Sache sei noch nicht abgeschlossen, sagte ein Insider, der nicht genannt werden möchte. Der Vorgang berge &bdquo;reichlich Sprengstoff“, sagt ein anderer Gesprächspartner. Die interne Aufgabenteilung war dem Vernehmen nach ein Teil des Problems. Eine juristische Auseinandersetzung gebe es jedoch nicht, wie Herkströter auf Nachfrage betonte. Ute Herkströter, die 2024 wegen eines Schulterbruchs eine Zeit lang ausgefallen war, wechselte im März 2025 als Bezirkssekretärin in die NRW-Bezirksleitung nach Düsseldorf, wo sie seither als Prozesskoordinatorin für die Verhandlungen über Umstrukturierung und Stellenabbau beim Hausgerätehersteller Miele aktiv ist. Mit dieser Aufgabe sei sie durchaus zufrieden, erklärte sie auf Nachfrage. Für die Neuwahl der Geschäftsstellenleitung hat sie sich danach nicht mehr beworben. Neue Spitze proklamiert moderne Führungskultur Oguz Önal ging im Frühjahr in Elternzeit, um sich um seine junge Familie zu kümmern. Auf Vorschlag des Ortsvorstandes kandidierte er für die Position des Geschäftsführers, wie er sagt. Die Delegierten wählten ihn zum 1. Bevollmächtigten und Martina Bee zur 2. Bevollmächtigten. &bdquo;Wir stehen für eine Führung, die Vertrauen schafft und Zusammenarbeit fördert“, erklärte Önal seinen Anspruch an eine moderne Führungskultur. &bdquo;Die IG Metall steht in einer Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen“, ergänzte Bee. Arbeitskampf in Bielefeld: Metaller bereit zu langem Warnstreik Offene Kritik an fehlender Würdigung Herkströters Doch an der Kommunikation zum Führungswechsel bei der Geschäftsstelle mit ihren mehr als 13.400 Mitgliedern gibt es Kritik. &bdquo;Üblicherweise wird der scheidenden Führung Dank für die Arbeit in der Vergangenheit ausgesprochen“, moniert Manuela Friebe, die ehemalige Vorsitzende des Ortsfrauenausschusses der Bielefelder IG Metall. Sie wolle das nachholen: Für die Frauen in der Gewerkschaft war Herkströter &bdquo;immer Mentorin“, erinnert sich Friebe zum Beispiel. &bdquo;Ute hat die Kolleginnen unterstützt und ihnen die Möglichkeit gegeben, zu wachsen und sich zu entwickeln.“ Gemeinsam mit ihr habe der Ortsfrauenausschuss sich für Gleichstellung und die Rechte von Frauen stark gemacht. Gelernte Mechanikerin Auf betrieblicher Ebene habe Friebe als Betriebsrätin erlebt, &bdquo;mit welcher Stärke und Ausdauer und welchem Verhandlungsgeschick“ sich Herkströter etwa für die Belange der Beschäftigten beim Autozulieferer Gestamp eingesetzt habe. Herkströter war 2007 von ihrem Vorgänger Harry Domnik als Gewerkschaftssekretärin nach Bielefeld geholt worden – bis dahin war die in Halle-Hörste geborene gelernte Mechanikerin in Offenburg als 2. Bevollmächtigte aktiv. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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