Zweiter Jahrestag

Hunderte Bielefelder gedenken der Opfer des Überfalls der Hamas auf Israel

Zwei Jahre nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 versammelten sich jetzt etwa 300 Menschen vor der Bielefelder Synagoge, um an die Opfer des Anschlags zu erinnern.

Hunderte Menschen kamen Dienstagabend vor der Bielefelder Synagoge "Beit Tikwa" zusammen. | © Oliver Krato

Gina Köhler
08.10.2025 | 09.10.2025, 06:54

Bielefeld. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte in einer Videobotschaft auf der Social-Media-Plattform X an die Bevölkerung appelliert. Er warnte darin vor einer „neuen Welle des Antisemitismus“ und forderte die Deutschen auf: „Gehen Sie auf unsere jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu. Zeigen wir alle, dass wir an Ihrer Seite stehen.“

Dieser Aufforderung waren am Dienstagabend (7. Oktober) etwa 300 Menschen in Bielefeld gefolgt, darunter die designierte Oberbürgermeisterin Christiana Bauer (CDU). Die Jüdische Gemeinde, das Bündnis gegen Rechts und das Bündnis gegen Antisemitismus hatten zum zweiten Jahrestag des Angriffs der Hamas auf Israel zu einer Gedenkveranstaltung vor der Synagoge an der Detmolder Straße aufgerufen.

Diese war abgesperrt, um Platz für die Veranstaltung zu schaffen. Auf der Straße war eine Bühne aufgebaut, die mit Bäumchen zum Zeichen des Sukkots, dem jüdischen Erntedankfest, geschmückt war. Zwischen den Redebeiträgen wurden die Namen der Opfer des Überfalls verlesen.

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„Friedliche Zukunft“ für Israel und Palästina

Irith Michelsohn, Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld, schilderte in ihrer Rede in eindringlichen Worten die Brutalität der Angriffe vor zwei Jahren. Männer, Frauen, Kinder, Babys – sie alle seien von der Hamas brutal getötet worden. „Bitte vergesst nicht und gedenkt der Opfer“, mahnte Michelsohn. „Der 7. Oktober war der Beginn eines neuen, globalen antisemitischen Krieges.“ Seitdem habe es weltweit immer mehr antisemitische Übergriffe gegeben.

Irith Michelsohn spricht vor den Teilnehmern über eine hoffentlich friedlichere Zukunft im Nahen Osten. - © Oliver Krato
Irith Michelsohn spricht vor den Teilnehmern über eine hoffentlich friedlichere Zukunft im Nahen Osten. | © Oliver Krato

Für Michelsohn sei es aber an der Zeit, dass Israel und Palästina einander nicht länger als Feinde sehen. Sie wünsche sich eine „friedliche Zukunft“ für Israelis und Palästinenser. Es brauche mehr Empathie auf beiden Seiten. „Wenn man lediglich versucht, etwas über das Leid der anderen Seite zu sagen, gilt das bereits als unerträglicher Verrat.“ Beide müssten lernen, einander wieder zu vertrauen, auch wenn das harte Arbeit bedeute.

„Das ist blanker Antisemitismus“

Ähnliche Worte fand Klaus Schrotthofer, Herausgeber der Neuen Westfälischen, in seiner Rede: „Heute, zwei Jahre nach dem Massaker des 7. Oktober, halten viele Israel für den Aggressor. Dabei hätte die Hamas den Krieg zu jedem Zeitpunkt sofort beenden können. Sie hätte die Geiseln freilassen und die Waffen niederlegen können. Sie hat es nicht getan, weil sie vom Elend in Gaza profitiert. Wir sehen in den Fernsehnachrichten Bilder von kranken, hungernden oder trauernden Palästinensern und wir sehen israelische Panzer durch Gaza rollen. Wir sehen Bilder, die sich aus ihrem Kontext gelöst haben – und die einen weltweiten Sturm der Empörung gegen Israel befeuern.“

Klaus Schrotthofer mahnt in seiner Rede den immer präsenteren Antisemitismus an. - © Oliver Krato
Klaus Schrotthofer mahnt in seiner Rede den immer präsenteren Antisemitismus an. | © Oliver Krato

Während an Gedenktagen im Festsaal das Glück und die Gnade betont werde, dass es in Deutschland wieder jüdische Gemeinden gebe, würden die Mitglieder dieser Gemeinden auf der Straße als Agenten Israels angepöbelt, würden Gedenkorte geschändet, würden Menschen bedroht und angegriffen. „Das ist kein Meinungsstreit, das ist keine politische Auseinandersetzung. Das ist blanker Antisemitismus“, betonte Schrotthofer.

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Bielefelder gedenken der Opfer des Überfalls auf Israel

Er benannte zudem das Ziel, das die Terroristen seit Jahrzehnten verfolgen würden: Jüdinnen und Juden in der ganzen Welt sollen sich nicht sicher fühlen. „Es liegt an uns allen, uns diesem Ziel entgegenzustellen – egal, woher wir kommen, was wir glauben, wo wir politisch stehen, egal, wie wir über die jeweilige Regierung Israels denken“, so Schrotthofer.

Straßensperrungen bei Gedenkfeier in Bielefeld

„Aus unserer Geschichte erwächst eine Verpflichtung, die nicht nur eine staatliche ist. Wenn Jüdinnen und Juden bedroht oder gar angegriffen werden, kommt es auf jeden und jede Einzelne an, laut und unmissverständlich und ohne jede Einschränkung klarzumachen, dass wir an ihrer Seite stehen“, führte er weiter aus. Zu den Rednern gehörten auch die Landtagsabgeordneten Christina Kampmann (SPD), Christina Osei (Grüne) und Tom Brüntrup (CDU), die gemeinsam auf der Bühne sprachen.

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Während der Gedenkveranstaltung kam es zu Verkehrseinschränkungen. Zwischen 17.15 Uhr und etwa 20.30 Uhr wurde die Linie 2 stadteinwärts umgeleitet. Die Detmolder Straße war zur selben Zeit in Richtung Innenstadt auch für Autos gesperrt. Die Polizei leitete den Verkehr über die Prießallee ab. Die Beamten waren mit sieben Polizeiautos im Einsatz, regelten den Verkehr und schützten die Teilnehmer der Gedenkfeier. Bis auf gelegentliche Störungen durch vorbeifahrende Autos und lautstarke Rufe der Insassen kam es zu keinen weiteren Vorkommnissen.

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