Ehemaliger Bielefelder Kunsthallen-Chef ist tot: Trauer um Thomas Kellein

Bielefeld/Zürich/Berlin. Als im August 2010 bekannt wurde, dass Thomas Kellein die Bielefelder Kunsthalle als Direktor verlassen würde, um gen Texs zu ziehen und das Donald-Judd-Museum in Marfa zu übernehmen, gingen Schockwellen durch die Bielefelder Kultur- und Kunstszene. War es dem gebürtigen Nürnberger Kunsthistoriker in den 14 Jahren seines Wirkens in Bielefeld doch gelungen, dem Haus mit seiner Ausstellungspolitik ein internationales Profil zu verschaffen. Am Montag ist Kellein nun im Alter von 70 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben, wie die Bergos Privatbank mit Sitz in Zürich am Mittwochabend in einem Nachruf mitteilte. Kellein, der mit seiner Frau, der Künstlerin Elisabeth Masé, in Berlin lebte, leitete zuletzt die Abteilung Art Consult bei der Bergos AG in Zürich. Als Kurator der Written Art Collection, Frankfurt, bereitete er zudem zuletzt die Ausstellung &bdquo;Sweeter than honey. Ein Panorama der Written Art“ vor, die ab Dezember 2025 in der Pinakothek der Moderne in München gezeigt wird. Kelleins erste Station war Stuttgart Kelleins erste berufliche Station nach der Promotion über künstlerische Großprojekte war ab 1982 die Staatsgalerie Stuttgart, wo er Ausstellungen zu Ad Reinhardt und Walter De Maria zeigte. Als Direktor der Kunsthalle Basel von 1988 bis 1995 kuratierte er Ausstellungen unter anderen zu Mike Kelley, Mark Rothko, Cindy Sherman, Clyfford Still, Hiroshi Sugimoto und Rachel Whiteread. Als Gastkurator organisierte Kellein Ausstellungen in Tokio, London und München und lehrte als Professor für Kunstgeschichte von 1982 bis 1996 an den Universitäten Marburg, Stuttgart und Freiburg. Als Direktor der Kunsthalle Bielefeld von 1996 bis 2010 kuratierte er Ausstellungen unter anderen zu Vanessa Beecroft, Louise Bourgeois, George Condo, Caspar David Friedrich, Donald Judd, Jeff Koons, Kasimir Malewitsch, Edvard Munch und Yoko Ono sowie die große Themenausstellung &bdquo;1937. Perfektion und Zerstörung“. Abschied von Bielefeld mit Picasso Ausstellungen, mit denen er sich ein international auffälliges Profil verschaffte, sodass er sich für höhere Aufgaben empfahl. 2010 gab er schließlich seinen Abschied von der Bielefelder Kunsthalle und der Leineweberstadt bekannt. Kellein verabschiedete sich mit der großen Schau &bdquo;Picasso 1905 in Paris“. Aus dem Archiv: Abschiedsinterview mit Thomas Kellein: &bdquo;Auf mich wartet viel Arbeit“ Über seine Zeit in Bielefeld sagte er im Abschiedsinterview mit dieser Redaktion: &bdquo;Ich hatte 14 wunderbare und sehr runde Jahre in Bielefeld. Ein echtes Geschenk war es für mich, dass ich im wohl schönsten Museumsgebäude Deutschlands so lange habe arbeiten dürfen.“ Kellein als weitblickender Ausstellungsmacher Von 2010 bis 2012 leitete Kellein schließlich die von Donald Judd begründete Chinati Foundation in Marfa, Texas, mit dem er seit 1991 eng verbunden war, als er den Künstler nach Basel einlud, die Fassadengestaltung des Bahnhofs Ost zu entwickeln. Themenprojekte wie &bdquo;Welt-Moral. Moralvorstellungen in der bildenden Kunst heute“ für die Kunsthalle Basel 1994 zeigten ihn als weitblickenden, weltumspannend neugierigen Ausstellungsmacher und Wissenschaftler, der die Kunst als Arena für Ideen verstand. Lesen Sie auch: Erste Einblicke: Star-Architekt will Kunsthalle Bielefeld sanieren &bdquo;Kellein vertrat eine Kunst, die nicht vor der Museumstür Halt macht, sondern sich in den öffentlichen Raum und in den Diskurs öffnet. Seine Ausstellungen waren Einladungen zum Schauen und Denken, waren lustvolle Gedankenspiele voller Ernsthaftigkeit“, heißt es im Nachruf der Bergos Bank. Kellein hinterlässt drei Kinder aus zwei Ehen.

Meistgelesen