Schulbusse gestrichen und proppevoll: Eltern ärgern sich über Bielefelder Verkehrsbetriebe

Bielefeld. Die Busse sind so rappelvoll, Kinder werden stehen gelassen oder sind 30 Minuten zu früh an ihren Schulen. Im Bielefelder Norden sind mehrere Direktverbindungen zu den weiterführenden Schulen gestrichen worden. Nach Eltern in Ummeln und Brackwede machen nun auch Familien aus Vilsendorf und Schröttinghausen ihrem Unmut Luft.Der Grund für all das: Am 27. August haben die Verkehrsbetriebe Mobiel ein neues Konzept für den Schülerverkehr in Kraft gesetzt. Der erfülle die Bedürfnisse der Spitzenzeiten, sagt das Unternehmen. Blickt man auf die Beschwerden vieler Familien, ist die Frage, an wessen Bedürfnisse da gedacht wurde. Mobiel-Geschäftsführer Arne Petersen teilt auf NW-Anfrage mit, dass das Konzept &bdquo;auf den Vorgaben des Nahverkehrsplans basiert und gezielt auf die Bedürfnisse der Spitzenzeiten ausgerichtet“ sei. Ziel der Maßnahme sei, eine &bdquo;bedarfsgerechte Anpassung des Angebots durch das Schließen von Bedienungslücken, eine klare Linienstruktur und eine bessere Planbarkeit der Schulverkehre“ zu erreichen. Die Veränderungen haben die Situation verschlechtert Die Eltern kritisieren, dass sie nicht informiert und nach den Sommerferien vor vollendete Tatsachen gestellt worden sind. &bdquo;Nur wenn man eine App heruntergeladen hat, konnte man den Fahrplan einsehen und entdecken, dass einige Fahrten ganz gestrichen worden sind“, sagt Andrea Donneschewski aus Vilsendorf. Die Mutter zweier Kinder hätte sich gewünscht, dass der alte Schulplan bestehen bleibt. Bezirksbürgermeister Mike Bartels (Jöllenbeck) räumt ein, dass die Kommunikation nicht optimal gelaufen ist: &bdquo;Eltern und Kinder hätten über die Schulen informiert werden müssen.“&bdquo;Die von Mobiel umgesetzten Veränderungen haben die Situation aus unserer Sicht erheblich verschlechtert. Kinder sind gezwungen, auf die überfüllte Linie 101 auszuweichen, werden dabei mitunter nicht mitgenommen oder verletzen sich aufgrund des Gedränges“, sagt Donneschewski. Mitunter seien es 25 Schülerinnen und Schüler, die an einer Haltestelle warten. Lesen Sie auch: Jeder fünfte Grundschüler fährt täglich Elterntaxi Eltern ärgern sich, dass die Direktverbindungen von Vilsendorf zur Regenbogengesamtschule nach Spenge und zur Marienschule gekappt worden sind. Die Busse, in die sie umsteigen müssen, seien oftmals so voll, dass Kinder stehen gelassen werden. &bdquo;Manchmal werden Leute rausgequetscht“, sagt Lucy (12). Lia (10) berichtet, dass der Bus vorbeigefahren ist. Lilli (10) ist bei einer Vollbremsung gestürzt. Eine Mutter berichtet, dass ihr Sohn von der Endstation Schildesche, wo er hätte umsteigen müssen, bereits dreimal stehen gelassen worden sei: &bdquo;Er musste dann zu Fuß nach Vilsendorf laufen. Das hat 30 Minuten gedauert.“ Busse sind so voll, dass Kinder stehengelassen werden Andrea Donneschewski kritisiert, dass die Linie 156 nicht mehr wie bisher über die Orchideenstraße und Limbrede führt. Sie umgehe dies zugunsten einer Route über Theesen. Dadurch falle sie morgens einfach aus. Linie 55 sei eingestellt worden und fahre somit weder Theesen noch Jöllenbeck an. Auf der Linie 155 seien sämtliche Schulbusse gestrichen worden, sodass keine sicheren Verbindungen für Schüler zur Schule und zurück existierten. Arne Petersen entgegnet, dass die betroffenen Schulen vor den Sommerferien &bdquo;zielgerichtet über die jeweiligen Änderungen zum Schulbeginn“ informiert worden seien. Auch seien im Einzelfall &bdquo;individuelle Informationen“ bereitgestellt worden. Keine Schulbusfahrt sei ersatzlos gestrichen worden: &bdquo;Vielmehr wurden Fahrten auf andere Linien verlagert und das Angebot im Rahmen eines einheitlichen Liniennummernsystems neu geordnet, um Schulverkehre deutlicher vom Tagesnetz abzugrenzen.“ Lesen Sie auch: Plötzliche Entscheidung: Stadt Bielefeld zahlt Schulkindern die Bustickets nicht mehr Für die Marienschule bestehe trotz Wegfall eines direkten Frühbusses &bdquo;weiterhin eine planbare Anschlussverbindung an die Stadtbahn-Linie 1.“ &bdquo;Die Hinweise auf überfüllte Busse nimmt Mobiel sehr ernst“, betont Petersen. Als Reaktion hätten die Verkehrsbetriebe nun zwei zusätzliche Fahrten eingeführt, auf der Linie 155 um 7.13 Uhr ab Adlerdenkmal nach Schildesche (7.27 Uhr) und für die Rückfahrt auf der 156 um 13.14 Uhr ab Sieboldstraße. Zusatzbus in Schröttinghausen einfach gestrichen Auf Unverständnis stößt bei Eltern und Kindern, dass morgens keine großen Gelenkbusse eingesetzt werden. Beobachtungen an der Haltestelle &bdquo;Limbrede“ zeigen, dass die nachmittags verkehrenden Gelenkbusse kaum gefüllt sind. Auch in Schröttinghausen und Deppendorf sind Eltern wütend. Hier wurde die Linie 158 gestrichen, eine Sonderfahrt über Dornberg in die Innenstadt. An vielen Haltestellen hängen noch die Fahrpläne. Für die Schüler zum Beispiel der nächsten weiterführenden Schulen, Max-Planck-Gymnasium oder Gertrud-Bäumer-Realschule, bedeutet das nun: Sie müssen 30 Minuten früher los, im Gegensatz zu vorher umsteigen, und sind dann 30 Minuten vor Schulbeginn an der Schule. &bdquo;Außerdem sind die Busse in die Innenstadt ab Dornberg und auch die zurück seit Streichung der Linie oft so voll, dass die Kinder schon stehen gelassen wurden“, sagt Mutter Sarah Neuhaus. &bdquo;Grundsätzlich ist der Eindruck vieler Kinder: Verlässlichkeit gibt es nicht.“ Bei Mobiel betont Verkehrsplaner Ulrich Peter, dass eine routinemäßige Prüfung der Fahrgastzahlen ergeben habe, dass eine Notwendigkeit des zusätzlichen Busses nicht mehr bestanden habe. Dies hätten mehrere Überprüfungen bestätigt. Der Eindruck bei den Schröttinghauser und Deppendorfer Eltern ist ein ganz anderer. &bdquo;Ja, der Bus ist nach Dornberg rüber vielleicht nicht rappelvoll“, sagt ein Vater. &bdquo;Aber spätestens ab Dornberg Bürgerzentrum in die Stadt ist er das sehr wohl. Nun quellen alle anderen Busse, die von dort fahren, über. Das zeigt doch den Bedarf sehr wohl.“

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