„Cutie“-Chef bekommt nach Anschlag in Bielefeld Hassnachrichten – so geht er damit um

Bielefeld. Es war eine schreckliche Tat, die sich in den frühen Morgenstunden des 18. Mai vor der Bar &bdquo;Cutie“ in der Bielefelder Innenstadt ereignet hat. Mit einem Messer und einem Stockdegen griff ein aus Syrien geflüchteter Mann mehrere friedlich feiernde Personen an, verletzte fünf Menschen zum Teil lebensgefährlich. Wenige Tage nach der Tat erreichten &bdquo;Cutie“-Chef Hendrik Wortmann die ersten Hassnachrichten aus dem rechten Spektrum. &bdquo;Ich wurde über Instagram mehrfach als Linksradikaler beschimpft“, sagt Wortmann und ist sich sicher, dass die üblen Nachrichten größtenteils computergeneriert sind. Mehrmals habe er versucht, auf die Nachrichten zu reagieren – ohne Antworten zu bekommen. Zum Thema: Tatverdächtiger Bielefelder Messerangreifer ist gefasst – Opfer außer Lebensgefahr Der Grund für die meisten Hassnachrichten war die &bdquo;Demo gegen Rechts“, die kurz nach dem Anschlag in Absprache mit dem Clubbetreiber vor dem &bdquo;Cutie“ stattfand. Diese hatte Wortmann über seine Social-Media-Kanäle beworben. Daraufhin habe er täglich um die 50 bis 60 bösen Nachrichten von Rechtsradikalen erhalten. Eine davon: &bdquo;Ihr linksversiffter Laden. Ihr macht ´ne Demo gegen Rechts, obwohl der Täter Syrer ist.“ Clubbetreiber zeigt sich unbeeindruckt Doch Wortmann zeigt sich davon nicht beeindruckt: &bdquo;Ich kann das alles nicht ernst nehmen. Es war nicht eine einzige Person dabei, die mir eine Nachricht mit ihrem echten Account geschickt hat“, berichtet der Barbetreiber im Gespräch mit der Neuen Westfälischen und spricht bei diesen Nachrichten von primitivem Mobbing. .responsive23-9SPHzARmvVph1QtS-map-mordkommission-ermittelt-vor-dem { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-9SPHzARmvVph1QtS-map-mordkommission-ermittelt-vor-dem { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-9SPHzARmvVph1QtS-map-mordkommission-ermittelt-vor-dem { padding-top: 142.86%; } } Trotz aller Hassnachrichten habe Wortmann auch viel Zuspruch nach dem Vorfall bekommen. &bdquo;Ich habe auch mehrere Hundert positive Nachrichten erhalten“, sagt er. Auf alle positiven Botschaften habe er auch reagiert. &bdquo;Mein neues Handy war dreimal am Tag leer, weil ich auf so viele Nachrichten reagiert habe“, sagt Wortmann und fügt hinzu: &bdquo;Ein Teil der Ersthelfer wäre nicht zur Stelle gewesen, wenn es nach der Ideologie der Verfasser der Hassnachrichten gehen würde.“ Dankeschön an Lebensretter Chris Wortmann hatte bereits direkt nach Tat ein großes Dankeschön an Lebensretter Chris veröffentlicht, der den Täter zurückgedrängt habe und damit vermutlich weitere Opfer und sogar Tote verhindert habe. Auch in diesem Posting hatte sich Wortmann schon gegen die rechte Hetze gewandt, die nur wenige Stunden nach der Tat aufgekommen war: &bdquo;Keinen Dank an die, die den Vorfall dazu nutzen, ihre geistlose Intoleranz abzufeiern. Die beiden Menschen, die das eine, ihnen fremde Opfer sofort versorgt haben, wären jedenfalls nicht da gewesen, liefe das nach Euch.“ Gemeint sind sehr engagierte Ersthelfer mit Migrationshintergrund, die sich trotz der Panik sofort um die Verletzten kümmerten. Das Cutie wurde nach der Tat bis auf Weiteres geschlossen, &bdquo;bis es allen besser geht“. Dazu mehr: Nach dem Messeranschlag dankt das &bdquo;Cutie“ dem Lebensretter Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von cutie bielefeld (@cutiebielefeld) Da dies zum Glück der Fall ist, standen am vergangenen Samstag die Türen des &bdquo;Cutie“ für Feiernde schon wieder offen – die Bar war rappelvoll. &bdquo;Es muss ja weitergehen“, betont Wortmann. Bielefelder Experte: &bdquo;Radikalisierung in Hochgeschwindigkeit“ Seine Eindrücke nach der Attacke am &bdquo;Cutie“ schilderte Wortmann auch bei einem Dialogabend in der Bielefelder Wissenswerkstadt, bei dem gemeinsam über die Tat und die Auswirkungen gesprochen wurde. Mehr als 100 Zuhörer waren dabei. Auch der Bielefelder Konflikt- und Gewaltforscher Andreas Zick gab an diesem Abend seine Einschätzung zu dem Vorfall ab. Er sprach von einer &bdquo;Radikalisierung in Hochgeschwindigkeit“. Das Tempo, in dem Menschen zu Tätern würden, sei neu. Er warnte vor Falschinformationen und forderte dazu auf, sich von diesen nicht instrumentalisieren zu lassen. Konfliktforscher über &bdquo;Cutie“-Anschlag Zick kritisierte darüber hinaus fehlende politische Impulse in der Prävention. Der IS biete einfache Antworten auf eine komplexe Weltlage – das mache ihn gefährlich. Zur Tat sagte Zick: &bdquo;Es gab eine Tatplanung, eine Vernetzung im Hintergrund.“ Mareike Wilke vom Projekt &bdquo;ConflictA“ betonte beim Dialogabend: Ziel der Veranstaltung sei es nicht, eine Lösung zu finden, sondern Raum für Dialog zu schaffen. Austausch auf eine respektvolle Art und Weise. Im Anschluss nutzten viele Gäste die Gelegenheit zum Austausch in kleinen Gesprächsgruppen. Dafür hatten sie die Möglichkeit, an Gesprächsrunden über persönliche Eindrücke und Ängste, Austausch zum Thema Extremismus und Radikalisierung sowie Gemeinschaftsunterstützung und Solidarität teilzunehmen.

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