Großer Ärger in Bielefeld: Schulpolitik mit Verstand ist jetzt gefragt

Bielefeld. Warum macht man das? Da haben sich Schulverwaltung und Schulleitungen zusammengesetzt und genau überlegt, wie sie zumindest einen Teil der Kinder, die an eine Realschule möchten, dort unterbringen zu können. Insgesamt fehlen 84 Plätze, die Schulform ist extrem beliebt. Allerdings nicht bei der rot-grün-roten Ratskoalition: Anders können es betroffene Eltern und Schulen nicht deuten, dass die Ratskoalition mit ihrer Mehrheit im Schulausschuss den von allen Beteiligten durchdachten und mit allen abgestimmten Lösungsvorschlag verhindert hat. Schon das sorgt verständlicherweise für viel Unverständnis und Empörung. Dass SPD, Grün und Linke stattdessen die Prüfung einer zusätzlichen Klasse an der Realschule Heepen fordern, obwohl die Schule bereits ausführlich begründet hat, dass das aufgrund der aktuellen Situation im Schuljahr 2025/26 leider nicht möglich ist, ist schon schräg. Vor allem ab auch respektlos und &bdquo;wenig wertschätzend“, wie Schulleiterin Stefanie Schrader es noch vorsichtig formuliert. Andere Schulleiter, Elternvertreter und Opposition finden da noch deutlichere, treffende Worte: &bdquo;Ein schulpolitischer Skandal“, &bdquo;unfassbar“, &bdquo;wider alle Vernunft“. Bielefelder Eltern verprellt und sehr verärgert Im Ergebnis werden unnötig viele Eltern verprellt und sehr verärgert – und viele Kinder sehr traurig sein: Dass Politik Entscheidungen trifft, die absolut nicht nachvollziehbar sind, führt zu Frust. Und das hat Konsequenzen weit über die Bielefelder Schulpolitik hinaus: Ansgar Leder, Leiter der Gertrud-Bäumer-Realschule, bringt das sehr treffend, und gleichzeitig auch schon erschreckend, auf den Punkt. Allen, die sich ehrenamtlich in der Stadtpolitik engagieren, gebührt Respekt. Trotz Job und auch mit Säugling im Tragetuch vorm Bauch führen sie lange Debatten im Schulausschuss, anstatt die ersten schönen Frühlingsabende entspannt im Sonnenschein zu genießen. Definitiv: Hut ab. Aber Kopf-durch-Wand-Anträge und Entscheidungen, die ohne Sinn und Verstand über den Kopf und entgegen den wohldurchdachten und intensiv geprüften Empfehlungen der Beteiligten hinweg beschlossen werden, rechtfertigt das nicht. Mehr zum Thema: Falsche Zahlen: Großer Ärger um extrem gefragte Realschulplätze in Bielefeld In puncto Schulpolitik bekleckern sich Verwaltung und Ratskoalition ohnehin nicht mit Ruhm, ganz im Gegenteil. Deshalb ist es doppelt traurig, dass die drei Parteien mit ihrem undurchdachten Antrag jetzt für ein zusätzliches Ärgernis sorgen, Familien und Schulen, aber auch sich selbst das Leben unnötig schwermachen und ihrer Glaubwürdigkeit schaden. Warum beantragt Rot-Grün-Rot eine Mehrklasse in Heepen, wenn die dortige Schulleitung und Schulkonferenz doch ganz deutlich dargelegt haben, dass das aus guten Gründen zum kommenden Schuljahr dort leider keine Option ist? Absolut nicht nachvollziehbar und mehr als zweifelhaft, ob Rot-Grün-Rot das am Mittwoch, 2. April 2025, in der einberufenen Sondersitzung des Rates erklären kann. Unterstützung für wenig gefragte Gesamtschulen in Bielefeld Eines ihrer Argumente: Die wenig gefragten Gesamtschulen stärken zu müssen, entgegen dem Elternwillen. Die Gründe dafür, dass die Schulform nicht die erste Wahl für viele Familien ist, sind vielschichtig. Und haben auch absolut nichts damit zu tun, dass die Schulform keine gute Arbeit leistet. Ein Grund für die immer herausfordernder werdende Schülerschaft dort ist, dass es seit 2022 in Bielefeld keine Hauptschulen mehr gibt. Aber dafür können Familien und auch Realschulen nichts. Und es ist auch nicht ihre Aufgabe, das auszubaden. Gesamtschulen müssen unterstützt werden, damit für schwierige Kinder hoffentlich doch noch ein guter Weg geebnet wird. Aber nicht, indem starke Realschulen geschwächt werden. Lesen Sie auch: &bdquo;Soll das ein Scherz sein?“: Stadt Bielefeld zwingt Schülerin zu extralangem Schulweg Es ist verständlich, dass viele Eltern nicht nachvollziehen können, dass die Stadt mit den Neubauten für die Gesamtschule in Schildesche und dem Anbau an der Rosenhöhe in Brackwede mit Abstand das meiste Geld ausgibt für die Schulen, die am wenigsten gefragt sind. Dass die Ratskoalition jetzt auch noch argumentiert, dass Kinder dort ebenso gut einen Realschulabschluss machen können, geht zu weit. Das ist nicht förderlich für ein gutes Miteinander aller Schulformen und unfair gegenüber denen, die sich über ihren Erfolg einfach gern freuen würden, anstatt dass die hohen Anmeldezahlen dort seit Jahren in erster Linie als Problem dargestellt werden. Bielefelder Familien wollen wissen, welche Schule es wird Erziehung zur Kritikfähigkeit: Das ist eine wichtige Kompetenz, die in den höheren Jahrgangsstufen fest im Lehrplan verankert ist. Einsicht ist der erste Weg zur Besserung: Bleibt zu hoffen, dass die rot-grün-roten Schulpolitiker da in der Schule gut aufgepasst haben. Ob sie die Größe haben, einzugestehen, dass ihr kontraproduktiver Antrag wirklich keine kluge Sache ist, wird sich am Mittwoch zeigen. Familien wollen endlich wissen, wo ihre Kinder im Sommer in der weiterführenden Schule starten können. Hoffentlich werden sie da jetzt nicht wirklich völlig unnötig enttäuscht.Wie denken Sie darüber? Ich freue mich auf Ihre Meinung unter ivonne.michel@nw.de.

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