Nie da gewesene Trockenheit belastet die Erdbeerernte in Bielefeld

Bielefeld. Die Lieblingsfrucht der Deutschen bereitet den heimischen Erzeugern in diesem Jahr große Sorgen. Seit wenigen Tagen ist die Erdbeerernte der Frühsorten in vollem Gange. Doch die Früchte fallen aufgrund der anhaltenden Trockenheit in diesem Jahr kleiner aus. Die Landwirte müssen künstlich bewässern. &bdquo;Noch nie herrschte zu Saisonstart eine solche Trockenheit wie in diesem Jahr. Das Grün der Pflanzen liegt platt am Boden, weil sie alle Energie in die Früchte stecken“, sagt Erdbeerbauer Bernd Henrichsmeier aus Stieghorst. Der lehmhaltige Boden auf seinem Land sei grundsätzlich unempfindlich und für den Erdbeeranbau prädestiniert. &bdquo;Doch die oberen 40 Zentimeter sind staubtrocken“, sagt er. Damit er für die in den kommenden Wochen folgenden Sorten auf pralle Früchte hoffen kann, hat er kürzlich in eine Beregnungsanlage investiert. 30 Meter weit sprüht diese nachts das Wasser auf die Felder. &bdquo;Mit feinen Düsen, damit es sanft auf den Pflanzen ankommt“, erklärt er. Die Stärke musste wohlüberlegt austariert werden. Denn ist der Wasserstrahl zu fein, wehen starke Böen die dringend benötigte Feuchtigkeit davon. 12 bis 15 Liter sollen in der Nacht auf dem Quadratmeter ankommen. Das bedeutet Nachtschicht. Alle zwei Stunden muss die Beregnungsanlage umgestellt werden, sodass das gesamte Feld vom kühlen Nass profitiert. Nachtschicht auf dem Acker Henrichsmeier: &bdquo;Bislang musste ich noch nie in der Saison wässern, höchstens im August nach der Pflanzung, wenn der zuvor angekündigter Regen ausblieb.“ 3.000 Euro hat er kurzerhand in die Bewässerung investiert. Angesichts der steigenden Pflanzenpreise zahle sich das langfristig aus. Auch die Brandgefahr auf den Feldern sei nicht zu unterschätzen. Die Laufwege sind voll mit staubtrockenem Stroh. Vor einigen Jahren hat er rund 2.000 Quadratmeter verloren, als ein Feuer sich durch das Erdbeerfeld fraß. Zum Thema: Dreiste Erdbeerpflücker – muss man auf Feldern bald Eintritt bezahlen? Die viele Sonneneinstrahlung in diesem Jahr war bislang gut für die Ernte. Gleichzeitig bargen die späten Frostnächte allerdings eine Gefahr für die Pflanzen. Nachts um 3 Uhr ist er daher raus auf die Felder gefahren und hat Wasser versprüht. Henrichsmeier: &bdquo;Dann ist es wenigstens kein trockener Frost, der besonders gefährlich ist.“ Das Wetter der vergangenen Tage hat die Erdbeerbauern erst einmal durchschnaufen lassen. Einige Tage mit Niederschlag haben die Felder ausreichend gewässert. Doch auf lange Sicht reiche das trotzdem nicht, weil weiterhin mit anhaltenden Trockenphasen zu rechnen sei. &bdquo;Wenn die Pflanzen erst einmal kümmern, ist es kaum noch aufzuholen - dann laufen wir mit der Pflege und dem Nachpflanzen nur noch hinterher“, sagt der erfahrene Landwirt. Doch nicht nur die Witterung, sondern auch das Verhalten der Menschen sorge öfters für Kopfschütteln. Familien, die sich mit einer Picknickdecke auf das Feld setzen, stundenlang Erdbeeren essen und dann ohne oder mit einem kleinen Schälchen an der Kasse stehen, haben auf anderen Erdbeerplantagen bereits zur Einführung von Eintrittspreisen geführt. Auch Henrichsmeier hat ein solches Verhalten erlebt und versucht es mit wachsamen Augen und gezielter Ansprache. &bdquo;Manchmal begegnen einem hier die schrägsten Typen und Geschichten, daher müssen wir klare Pflückregeln kommunizieren“, sagt er. Interessant: Wenn Menschen weder Erdbeeren noch Orangen essen können Zehn verschiedene Sorten reduzieren das Risiko Mit seinen zehn Erdbeersorten ist er breit aufgestellt und versucht, das Risiko abzufedern. Einerseits lasse sich damit die Saison mit ein wenig Glück bis in den Juli strecken, andererseits variieren die Früchte in Geschmack und Resistenzen. &bdquo;Einige können Regen besser ab, andere starke Sonneneinstrahlung - die Kunden haben ihre Lieblinge zum Eis, zur Marmelade oder zum Einfrieren“, sagt Henrichsmeier. Grundsätzlich sind die Erdbeeren nicht so fest und lange haltbar wie die Früchte aus dem Großhandel für die Supermärkte. &bdquo;Wir gehen dafür auf Geschmack und Aroma und verkaufen ausschließlich von unseren Erdbeerhäuschen direkt am Feld“, sagt er. Trotz aller Bedingungen erwartet Henrichsmeier am Ende eine durchschnittliche Saison. Die Preise belässt er auf Vorjahresniveau. Auf dem Hof Krüger in Brackwede hat die Erdbeerzeit noch nicht begonnen. &bdquo;Wir bauen ganz klassisch an, haben keine verfrühten Sorten und keine Tunnel“, sagt Simone Krüger. Spezialisiert ist der Hof auf Spargel und Kürbis. Auch sie mussten die Flächen aufgrund der Trockenheit künstlich bewässern. &bdquo;Die Trockenheit ist allgemein ein großes Thema“, bestätigt sie. Auch auf die gerade erst gepflanzten Kürbisse gelte daher ein besonderes Augenmerk. Der aktuelle Landregen gibt Hoffnung. Auch Familie Krüger will sich bei den Preisen am vergangenen Jahr orientieren. Was auf der Preistafel steht, wird aber erst mit Verkaufsstand festgelegt.

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