Diskriminierung oder lustig? Mobiels Buskampagne sorgt für heftige Kritik in Bielefeld

Bielefeld. Rassismus ist ein schwerer Vorwurf, Diskriminierung ein harter Tatbestand. Beides ist Alltag, hat aber viele Gesichter. Die hässlichste Fratze ist die direkte Form, die bewusste, die gewollte. Davon soll hier nicht die Rede sein. Dafür aber von der Unterschwelligen, der nicht gewollten, nicht geplanten. Auch sie bedient Ressentiments. Geht sie von einem kommunalen Unternehmen aus, ist es besonders heikel. Das ist geschehen: Seit Langem fährt ein Bus von Mobiel mit dem Motiv herum, um das es hier geht. Auch Plakatwände gab es, und auch im Internet tauchte das Motiv auf. Es zeigte einen vermutlich afrikanischstämmigen Mann (korrekt wäre laut Amnesty International &bdquo;Schwarzer Mensch“ oder &bdquo;People of Colour“). Über ihm steht der Spruch &bdquo;Busfahrer du werden musst.“ Die Werbung, die vielen im Vorbeigehen oder im Vorbeifahren unangenehm aufstößt, hat viele Ebenen, die mitgedacht werden sollen. Eine: Das Zitat ist ein abgewandeltes von Star-Wars-Kultfigur Meister Yoda. Er sagt: &bdquo;Geduld du haben musst.“ Zudem sieht der Betrachter der Werbung bei genauerem Hinschauen: Der unter dem Slogan &bdquo;Busfahrer du werden musst“ gezeigte Busfahrer schwebt in seinem Bus – wie Meister Yoda. Ein Untertitel führt dann ebenfalls noch auf die Star-Wars-Spur, es heißt &bdquo;Spüre die Macht in dir und lenke unsere galaktischen Wasserstoffbusse.“ Star-Wars-Motiv in Mobiel-Kampagne erschließt sich nicht jedem Das alles kann aber nur erkennen, wer die Werbung ruhig und mit Zeit betrachtet. Selbst Luca, ein Student, sagt: &bdquo;Ich kenne sogar Star Wars, aber das hat sich auch mir nicht sofort erschlossen.“ Beim schnellen Blick stoße ihm die Werbung eher unangenehm auf. Ein anderer junger Mann hingegen sagt: &bdquo;Sofort klar, das ist Star Wars, ich finde es cool.“ Ältere kennen oft nicht einmal die Star-Wars-Saga. So gar nicht cool findet die Werbung Murisa Adilovic. Sie ist Vorsitzende des Integrationsrates und sagt: &bdquo;Als ich das sah, dachte ich, ich ticke nicht richtig – dass ein Unternehmen auf diese Art Diskriminierung betreibt.“ Sie betont, dass sie Mobiel beim Blick aufs Thema Rassismus keine Absicht unterstellt, aber &bdquo;man hätte schon mal Menschen fragen können, die sich mit dem Thema auskennen“. Adilovic: &bdquo;Ich kenne viele Menschen mit Diskriminierungserfahrungen, diese würden alle meine Meinung teilen.“ Wer sich bemühe, in Bielefeld Deutsch zu lernen, der könne so etwas einfach nicht lustig finden.“ Adilovic weiter: &bdquo;Ich liebe Meister Yoda, aber so etwas darf sich ein städtisches Tochterunternehmen nicht erlauben – auch nicht mit besten Absichten.“ Lesen Sie auch: Gut gemeint, aber: Mama-Taxi-Kampagne von Mobiel irritiert Bielefelder Eltern Bielefelder Unternehmen erhält kritische Rückmeldungen Dass der gezeigte Mann tatsächlich Busfahrer bei Mobiel ist, mache die Werbung nicht besser, sagt Adilovic. &bdquo;Das reicht nicht als Argument, viele Menschen tun vieles für ihr Prestige.“ Sie spitzt es zu: &bdquo;Es gibt ja auch Menschen, die sagen, ich bin dunkelhäutig und in der AfD, also ist die AfD nicht rassistisch.“ Mobiel betont, der Busfahrer sei &bdquo;großer Star-Wars-Fan“ und habe sich &bdquo;explizit für das Motiv entschieden“. Und es habe nur eine einzige kritische Rückmeldung gegeben, die habe sich &bdquo;auf den fehlerhaften Satzbau“ bezogen. Klaus Rees, etablierter Grünen-Politiker und ebenfalls Mitglied im Integrationsrat, sagt hingegen, er habe Mobiel bereits vor den Osterferien darauf hingewiesen, dass die Kampagne problematisch sei. &bdquo;Sie ist zumindest unüberlegt, was die Wirkung nach außen angeht.“ Die Erklärung, es sei aus Star Wars entliehen, reiche nicht aus, &bdquo;mir, der ich kein großer Star-Wars-Fan bin, ist das nicht sofort aufgefallen“. Rees: &bdquo;Ehrlich gesagt, dachte ich, dass wir bei der Stadt und den Tochterunternehmen schon weiter sind beim Thema Anti-Rassismus.“ Mobiel-Werbung sollte bewusst für Aufsehen in Bielefeld sorgen Doch ihm ist auch wichtig, dass er weder Absicht noch bösen Willen“ unterstellt. Die Grundidee von Mobiel, Menschen aller Herkunft auf den Beruf des Busfahrers anzusprechen, sei ja richtig, &bdquo;und das ist ja ein Ausdruck von Vielfalt“. Nur eben nicht so, &bdquo;so unüberlegt“. Für Mobiel kann das alles nicht überraschend kommen, denn es war sogar online bei Mobiel zu lesen, dass &bdquo;die neue Kampagne anecken, provozieren und neues Personal zu uns bringen“ solle. Eine Sprecherin teilte jetzt auf Anfrage mit, dass die Kampagne &bdquo;weiterhin an einigen Orten sichtbar ist“ – denn Mobiel suche weiterhin Busfahrerinnen und Busfahrer. Lesen Sie auch: Neun ehemalige Flüchtlinge steuern jetzt Mobiel-Busse

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