Nazi-Vergleich: Facebook-Post sorgt in Bielefeld für Wirbel

Bielefeld. Großer Wirbel um einen Facebook-Post von Murisa Adilovic, der Vorsitzenden des Bielefelder Integrationsrates. Sie hatte am 29. Januar die Abstimmung im Bundestag zur Migration mit CDU- und AfD-Stimmen gleichgesetzt mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch Reichspräsident Paul von Hindenburg am 30. Januar 1933 und &bdquo;CDU und FDP schämt euch“ dazugeschrieben. Neben viel Zustimmung gab es auch Kritik unter anderem von CDU-Ratsherr Vincenzo Copertino. Die AfD forderte gar ihren Rücktritt &bdquo;Ich verurteile diesen Akt nach wie vor aufs Schärfste“, erklärte Adilovic auf Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“. &bdquo;Mit meinem Post will ich ein Zeichen an die CDU und die FDP setzen: Hört auf, mit den Rechtsextremen gemeinsame Sache zu machen! Ich verurteile nicht die demokratischen Parteien selbst, sondern diesen Akt und nicht mehr und nicht weniger. Sie wussten ganz genau, was sie billigend in Kauf nehmen.“ CDU-Ratsherr Vincenzo Copertino nannte Adilovic’ Post eine &bdquo;Entgleisung“, die ihres Amtes unwürdig sei: &bdquo;Ihr Vergleich ist vollkommen unangebracht und beschämend.“ 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld AfD fordert Rücktritt von Adilovic Der Bielefelder AfD-Bundestagskandidat, Maximilian Kneller, kritisierte, dass sich Adilovic &bdquo;politisch neutral für die Belange von Bielefeldern mit Migrationshintergrund einzusetzen“ und &bdquo;ihr Amt in politischer Neutralität auszufüllen“ habe. Durch diesen Post habe sie bewiesen, dass sie ungeeignet für das Amt wäre und sie daher zurücktreten solle. &bdquo;Wenn Rechtsextreme meinen Rücktritt fordern, habe ich wohl alles richtig gemacht“, erklärte Adilovic dazu. Der Integrationsrat ist das Sprachrohr der Menschen mit Migrationshintergrund. In diesem Gremium des Rates arbeiten direkt gewählte Vertreter der Bielefelderinnen und Bielefelder. In enger Zusammenarbeit mit dem Rat der Stadt engagieren sich die Mitglieder des Integrationsrates für die Interessen und Anliegen der Bürger mit Migrationshintergrund. Die Bekämpfung von Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung bildet einen der Schwerpunkte der politischen Aktivitäten. Adilovic äußert sich auf Facebook als Privatperson &bdquo;Ich habe klar gemacht, dass ich mich auf Facebook als Privatperson geäußert habe. Für mich, als eine zivilcouragierte Person, die sich seit Jahrzehnten für ein friedvolles Zusammenleben und den Erhalt unserer Demokratie engagiert, zählt einzig das, was diesem Ziel dient – und nicht das, was es zerstört. Das ist nicht nur würdig, sondern meine menschliche Pflicht!“, erklärte Adilovic zu der Kritik, als Vorsitzende des Integrationsrates ihre politische Neutralität aufgegeben zu haben. Auch interessant: Comedian Ralph Ruthe: Warum CDU-Wähler dem Bielefelder nicht mehr folgen sollen Das Bündnis gegen Rechts stellte sich in einer Mitteilung hinter Adilovic und dankte ihr &bdquo;ausdrücklich für ihre klare Mahnung vor neofaschistischen Entwicklungen und autoritären Tendenzen.“ Gerade der Integrationsrat, der die Interessen von mehr als 40 Prozent der Bielefelder vertrete, hätte &bdquo;jedes Recht auf die demokratiegefährdenden Entwicklungen hinzuweisen, die vielfach darauf abzielen, die Rechte der Menschen mit internationaler Familiengeschichte einzuschränken oder gar abzuschaffen. (. . .) Wir weisen deshalb mit aller Entschiedenheit alle politisch motivierten Angriffe gegen Frau Adilovic zurück.“ Die teilweise &bdquo;abstrusen und haltlosen Vorwürfe“ würden einzig und allein darauf abzielen, &bdquo;sie zu diskreditieren oder gar mundtot zu machen“. Über Migration reden – aber differenziert Auch die Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde in Bielefeld, Irith Michelsohn, sprang Adilovic bei: &bdquo;Sie vertritt ja keine politische Partei, sondern die Interessen von Migrantinnen und Migranten. Und durch solche Aussagen wie von Herrn Merz fühlen sich diese in ihrem Bleiberecht bedroht.“ Murisa Adilovic ist dafür, über begrenzte Migration zu reden, aber differenziert: &bdquo;Menschen, die hier seit Jahrzehnten leben, sowie die, die zu uns kommen wollen und die wir auch brauchen, werden so von vorneherein stigmatisiert.“ Ingo Nürnberger äußert sich zu Migrationsdebatte Auch Ingo Nürnberger, Oberbürgermeisterkandidat der SPD erklärte, dass die Vorgänge im Bundestag große Verunsicherung in der Gesamtbevölkerung, aber gerade auch bei Menschen mit internationaler Familiengeschichte verursacht hätten. &bdquo;Beides habe ich am Wochenende bei meinen Bürgerkontakten direkt mitbekommen. Diese große Unruhe wäre vermeidbar gewesen, wenn die Antragsteller im Bundestag auf eine Abstimmung über die Anträge verzichtet und sich die demokratischen Kräfte Zeit für eine sachliche Debatte genommen hätten.“ Lesen Sie auch: &bdquo;Wortbruch“, &bdquo;Getriebener der AfD“: Bielefelder Grüne nimmt sich Friedrich Merz vor Es sei im Übrigen &bdquo;nicht gut für unser Zusammenleben, wenn wir über geflüchtete Menschen nur noch als Bedrohung reden – und nicht als Menschen, von denen viele echte Schutzbedürfnisse haben und von denen die große Mehrheit völlig unbescholten hier lebt. Mir ist für Bielefeld und für das, was wir kommunal gestalten können, wichtig, dass wir zugewanderte Menschen auch weiterhin fördern und fordern und über Probleme und Konflikte vor Ort ehrlich reden und sie auch angehen; und dass wir die besonders von Zuwanderung betroffenen Stadtteile und Nachbarschaften konkret unterstützen und die Ausländer- und die Einbürgerungsbehörde weiterentwickeln und insgesamt damit die Verunsicherung verringern.“ Mehr zum Thema: Alle Informationen zur Bundestagswahl 2025

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