Freundin ohne Lebenszeichen im Unfallauto zurückgelassen: Bielefelder Lebensretterin berichtet

Bielefeld. Es war die Schocknachricht des Wochenendes: Der Fahrer eines Opel-SUV baut in der Nacht zu Sonntag, 28. September, einen schweren Unfall. Seine Beifahrerin wird lebensgefährlich verletzt und der junge Mann am Steuer hat nichts anderes zu tun, als abzuhauen. Das berichtete die Polizei am Sonntag. Ersthelferin Eva-Kristin Wolfsdorf berichtet von den dramatischen Momenten im Kampf um das Leben der 24-Jährigen: &bdquo;Sie hatte keinen Pulsschlag mehr, ihr Atem war nicht mehr zu spüren.“ Die 56-Jährige war nach einer Party mit Freundinnen kurz nach 1 Uhr im Bus auf dem Heimweg nach Heepen, als der Bus plötzlich nicht weiterkam. Kurz hinter der Kreuzung Potsdamer/Friedrich-Hagemann-Straße stand der schwer beschädigte Opel Grandland im Weg. &bdquo;Ich konnte es nicht sehen, aber ich hatte gleich das Gefühl, dass in diesem Autowrack noch jemand sitzt.“ Die 56-jährige Eva-Kristin Wolfsdorf bat die Busfahrerin, sofort den Notruf zu wählen und die Tür zu öffnen. Sie rannte zu dem Unfallwagen und fand tatsächlich eine junge Frau auf dem Beifahrersitz: &bdquo;Ich habe sie angesprochen, aber sie reagierte nicht mehr.“ Unfassbar: Junger Fahrer lässt schwer verletzte Bielefelderin einfach zurück Die gelernte Ersthelferin prüfte Puls und Atmung der jungen Frau und erkannte ihrer Ansicht nach eine lebensbedrohliche Situation: &bdquo;Ich habe ihren Kopf überstreckt, damit sie die Zunge nicht verschluckt.“ Trotz der sitzenden Position der Frau habe die Ersthelferin direkt mit Herzdruckmassage und Beatmung begonnen. In der Theorie sei der Druck bei der Wiederbelebung aus der aufrechten Position auf die Brust des liegenden Patienten auszuüben. &bdquo;Weil ich das seitlich machen musste, konnte ich nicht genug Druck ausüben.“ Beim Herzstillstand zählt der Mut zu handeln Experten sind sich einig: &bdquo;Wenn ein Herz stillsteht, zählt nicht der perfekte Handgriff – sondern der Mut, überhaupt zu handeln“, betonen die Mobilen Retter Bielefeld. &bdquo;Jede Sekunde, jede Berührung kann den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.“ Ein eindringlicher Appell, aktiv zu werden. Doch mehr als jeder Dritte traut sich nicht zu, im Ernstfall Hilfe zu leisten. So wie die 56-Jährige, die ihre Patientin nach zwei Druck-Massagen noch zwei Mal beatmet habe. Als sie beim zweiten Mal stärker Luft in die Lunge pustete, kehrte das Bewusstsein der jungen Frau plötzlich zurück. Mit einem panischen Einatmen habe sie ganz offensichtlich nach Luft geschnappt. &bdquo;Sie war wieder da, aber war noch nicht in der Lage, zu antworten.“ Wolfsdorf habe Ihr dann beruhigend geholfen, wieder aktiv einzuatmen. Wichtige Tipps: &bdquo;Ein Leben retten - mit der richtigen Wiederbelebung“ 24-Jährige zeitweilig in Lebensgefahr Erst nach diesen dramatischen Momenten erreichten die ersten Retter die Unfallstelle. Sie übernahmen die Patientin und brachten sie schließlich ins Krankenhaus. Die Polizei schrieb später, dass bei der 24-Jährigen &bdquo;zeitweilig Lebensgefahr bestand“. Offenbar erholte sie sich anschließend schnell von dem Aussetzer. Denn die 24-Jährige durfte am Morgen das Krankenhaus wieder verlassen. Offenbar konnten die Ärzte keine weiteren schwerwiegenden Folgen des Unfalls bei ihr feststellen. Zu großem Kopfschütteln hatte derweil an der Unfallstelle noch die Diskussion über den jungen Fahrer geführt. Die 56-Jährige konnte nach der Rettungsaktion nicht sofort zum Alltag übergehen. &bdquo;Ich stand da noch lange und habe mich mit anderen Zeugen unterhalten.“ In dem einen Wagen waren zwei Männer schwer verletzt und die Beifahrerin im Opel war nach der Kollision bewusstlos, ohne Puls und Atem oder zumindest nur noch mit schwacher Atmung. &bdquo;Dann läuft man doch nicht davon und lässt seine Freundin sterben“, echauffiert sich Eva-Kristin Wolfsdorf. Zeugen stehen tatenlos herum Doch genau das sei fast passiert, sagt die Bielefelderin. Sie berichtet: &bdquo;Andere Zeugen haben mir später erzählt, dass er im Weglaufen noch gerufen haben soll: ’Kümmert Euch um meine Freundin!’ Dann war er auch schon weg.“ Doch so tatkräftig wie die 56-jährige Erzieherin habe keiner der Umstehenden eingegriffen. Viele hätten ratlos herumgestanden. Andere Fahrgäste des Busses hätten sogar gemeckert, weil sie den Anschluss zum nächsten Nachtbus verpassen würden. &bdquo;Da fällt man manchmal vom Glauben ab“, sagt die tatkräftige Helferin. Update, Dienstag, 30. September: Eine Ersthelferin meldete sich aufgrund der Aussagen der 56-Jährigen, um deren Wahrnehmung zu korrigieren: Sie selbst habe mit Eva-Kristin Wolfsdorf Erste Hilfe geleistet, zudem sei ein anderes Paar anwesend gewesen, das sich um die beiden Verletzten im zweiten Wagen gekümmert habe. Alle Anwesenden hätten sich erkundigt, ob sie etwas tun könnten und sich sehr respektvoll verhalten. Die Aussagen der Ersthelferin, die möglicherweise der ernsten Situation geschuldet sein könnten, seien unfair gegenüber allen weiteren Helferinnen und Helfern, berichtet die Leserin. Das Wichtigste bleibt aber die erfolgreiche Rettung: &bdquo;Ich war so glücklich, als ich jetzt gelesen habe, dass sie außer Lebensgefahr ist“, erzählt Wolfsdorf. &bdquo;Ich möchte sie gerne treffen und ganz fest in den Arm nehmen“, sagt die Lebensretterin zum Schluss und hofft auf ein Lebenszeichen von ihr. Die Polizei hat den Fahrer des Wagens, einen 20-jährigen Bielefelder, inzwischen identifiziert, konnte ihn aber noch nicht persönlich antreffen. Die Ermittlungen laufen, sagt Polizeisprecher Michael Kötter.

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