
Bielefeld. Die Verwaltungsspitze im Rathaus wird weiblicher. Wenn Birgit Beckermann am 6. März im Stadtrat zur Nachfolgerin von Schuldezernent Udo Witthaus gewählt wird, sind zwei von fünf Spitzenpositionen im Rathaus mit Frauen besetzt. Erst am 1. Januar hatte Claudia Koch ihren Job als Planungsdezernentin angetreten. Die SPD stellte jetzt ihre Favoritin vor.
Die 58-Jährige ist derzeit hauptamtliche Stadträtin in Nordhorn in Niedersachsen. In dem gut 58.000 Einwohner zählenden Mittelzentrum verantwortet sie die Bereiche Bildung, Ordnung und Soziales. In Bielefeld mit seinen rund 344.000 Bürgern wäre der „Strauß Buntes“, wie es Oberbürgermeister Pit Clausen bezeichnet, erheblich größer. Zum Dezernat 2 gehören in Bielefeld die Bereiche Schule, Bürger, Kultur und Sport. Es brauche mehr als Fachkompetenz, um mit diesem „bunten Strauß klarzukommen“, so Clausen.

Die SPD ist sich sicher, mit der parteilosen Birgit Beckermann genau die richtige Person gefunden zu haben, wie Fraktionschef Riza Öztürk betont. Mehr als 20 Kandidatinnen und Kandidaten hatten sich auf den Spitzenjob beworben, vier waren zu Vorstellungsgesprächen eingeladen worden. Die Auswahlkommission habe sich letztlich einhellig für die 58-Jährige ausgesprochen.
Sozialdemokraten von parteilosen Kandidaten richtig begeistert
„Wir haben eine Persönlichkeit gefunden, die viel Erfahrung mitbringt, sehr kommunikativ ist, sich sehr für die Stadt interessiert und sich bereits mit vielen Bielefelder Themen befasst hat“, sagt Riza Öztürk. Am meisten habe aber ihre verbindende Art begeistert. „Wir haben in Bielefeld sehr viele dynamische Prozesse, die einer sensiblen Führung bedürfen“, ergänzt Pit Clausen. Beckermanns Führungsqualitäten im Management seien dabei hilfreich. Er freue sich auf die Zusammenarbeit.
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Das i-Tüpfelchen aus SPD-Sicht: Die angehende Dezernentin wird von Nordhorn nach Bielefeld umziehen – ihre Ernennung für die nächsten acht Jahre natürlich vorausgesetzt. Dies ist nach gängigem „Bielefelder Landrecht“ nur eine Formalie. In der Stadt teilen die drei großen Fraktionen die Dezernatsposten untereinander auf. Die CDU darf das Planungsressort besetzen, was sie jüngst mit Claudia Koch getan hat, stellt außerdem mit Rainer Kaschel den Stadtkämmerer. Sozialdezernent und OB-Stellvertreter Ingo Nürnberger sowie Schul- und Kulturdezernent Udo Witthaus, der nun in Ruhestand geht, sind Sozialdemokraten. Die Grünen stellen mit Martin Adamski den Umwelt- und Verkehrsdezernenten.

Birgit Beckermann ist in Greven (Kreis Steinfurt) geboren, sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Seit November 2021 ist sie Stadträtin in Nordhorn (analog der Beigeordneten in NRW) mit einem breiten Verantwortungsbereich. Die Diplom-Verwaltungswirtin, die auch einen Master in Modernem Verwaltungsmanagement besitzt, war zunächst bis 2012 beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe in verschiedenen Bereichen tätig. Bis 2021 lehrte und forschte Beckermann als Hochschuldezernentin an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Münster und war deshalb auch häufiger an der damaligen Fachhochschule. 2023 hatte sie sich zunächst auf eine Dezernentenstelle in Potsdam beworben, diese Bewerbung aber zurückgezogen.
Beckermann steht nur für eine Wahlperiode zur Verfügung
Birgit Beckermann, der eine Großstadt in ihrer beruflichen Biografie noch fehlt, freut sich auf „eine sehr herausfordernde und spannende Aufgabe“ in Bielefeld. Flüssig gehen ihr Schlagworte wie Waldhofgymnasium oder Seidensticker-Campus bereits über die Lippen. „Es gibt viel zu tun, und die Bildung wird ein großer Schwerpunkt sein.“ Auch ein Konzert in der Oetkerhalle und die Banksy-Ausstellung hat sie in den vergangenen Tagen besucht. Die Schüco-Arena mit dem dann farblich passenden Schal wird ganz sicher folgen.
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Dass sie nur für eine Wahlperiode zur Verfügung stehen kann, „haben wir bewusst gewollt und entschieden“, sagt Öztürk. Die nächsten acht Jahre seien sehr wichtig, darum hätten die Herausforderungen und das Profil der Kandidatin im Vordergrund gestanden, betont der Fraktionschef.
Geschäftsführer Björn Klaus erklärt, dass sich Birgit Beckermann nun bei allen übrigen Parteien vorstellen wird. Am 5. März wird die SPD ihren Wahlvorschlag im Haupt- und Finanzausschuss vorlegen, einen Tag später wird dann der Rat entscheiden. Bei einem positiven Votum beginnt die neue Schul- und Kulturdezernentin am 1. Juli ihren neuen Job.
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