Bielefelder Kleinparteien: Kandidatin will Grenzzaun um OWL – ist das ihr Ernst?

Bielefeld. Wenn am 23. Februar ein neuer Bundestag gewählt wird, können sich die 240.000 Wahlberechtigten in Bielefeld zwischen neun Direktkandidatinnen und -kandidaten entscheiden. Wiebke Esdar (SPD), Katharina Kotulla (CDU), Britta Haßelmann (Bündnis 90/Die Grünen), Gregor vom Braucke (FDP), Maximilian Kneller (AfD), Onur Ocak (Die Linke) sind Bewerberinnen und Bewerber der bislang schon im Bundestag vertretenen Parteien und aktuell durch Podiumsdiskussionen und größerer Veranstaltungen in der Stadt präsent. Aber wie steht es um die übrigen drei? Was treibt sie an, für Parteien anzutreten, die es wahrscheinlich nicht in den Bundestag schaffen, und wie gestalten sie ihren Wahlkampf? Bundestagswahl 2025 in Bielefeld: Hier finden Sie am Wahlabend alle Ergebnisse Ein Blick auf die Kleinstparteien in Bielefeld: Luis Aaron Wulfert (Volt) Im Vergleich mit anderen Parteien ist Volt so etwas wie ein politisches Start-up. 2017 gegründet, wird die Partei als sozial-liberal und proeuropäisch eingeordnet. Volt gibt es nicht nur in Deutschland, sondern in vielen europäischen Ländern. Und erste Erfolge hat die Partei auch schon zu verbuchen. Bei der jüngsten Europawahl schaffte es der deutsche Ableger, sich drei Mandate im Europäischen Parlament zu sichern. Die Europawahl im Juni 2024 war es auch, die Luis Aaron Wulfert zu Volt gebracht hat. Mit seinen 27 Jahren ist er vielleicht so etwas wie der Prototyp eines &bdquo;Pro-Europäers“: ein Jahr Austauschschüler in Istanbul, Studium Internationale Betriebswirtschaftslehre in Münster, zwei Auslandssemester in Helsinki, anschließend ein Masterstudium an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Lemgo. Und jetzt ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für digitale Wirtschaft an der Fachhochschule Südwestfalen. &bdquo;Wir kümmern uns darum, den digitalen Wandel voranzutreiben“, sagt er über seinen Job. Immer informiert: Liveticker zur Bundestagswahl in Bielefeld &bdquo;Deutschland profitiert von einem starken Europa“, ist Wulfert überzeugt. Und er betont: Deutschland müsse auch offen sein für Menschen aus anderen Ländern, die hier leben wollen. Denen müssten auch bessere Chancen zur Integration geboten werden: Sprachkurse, Arbeitsmöglichkeiten. In Bielefeld hat Wulfert etwa 30 Mitstreiter. Aber die Partei wolle wachsen. Nächstes Ziel: die Kommunalwahl im Herbst. Auch da rechnet er sich für seine Partei Chancen aus. In Münster bildet Volt bereits mit Grünen und SPD eine Ratsmehrheit. Lena Oberbäumer (Die Partei) Achtung, Satire! Wer keinen Spaß versteht, versteht auch nicht &bdquo;Die Partei“, genauer gesagt: &bdquo;Die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“. Meint sie es nun ernst oder nicht? Das fragt man sich auch, wenn man sich die Antworten der Bielefelder &bdquo;Partei“-Bundestagskandidatin Lena Oberbäumer (45) auf dem Kandidatenfragebogen der &bdquo;NW“ anschaut. Was wollen Sie für Ihren Wahlkreis in Berlin erreichen, lautet dort eine Frage. Ihre Antwort: &bdquo;Ostwestfalen-Lippe muss wirtschaftlich attraktiv bleiben. Ein Grenzzaun vom Sauerland bis Hessen soll die Abwanderung von Fachkräften in lebenswertere Regionen verhindern.“ Ganz ernst meint sie das wohl nicht. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Die PARTEI Kreisverband Bielefeld (@dieparteibielefeld) Kann man lustig finden, muss man aber nicht. Keinen Spaß versteht Lena Oberbäumer, die als Grundschullehrerin unterrichtet und seit 2020 auch dem Bielefelder Rat angehört, wenn es um die AfD geht. Sie warnt bei jeder sich bietenden Gelegenheit vor den Rechtspopulisten und -extremisten, geht auch im Stadtparlament keiner Auseinandersetzung mit der dort ebenfalls vertretenen AfD-Ratsgruppe aus dem Weg. Ohne die Zwangsbespaßung lassen sich die Ziele der Partei wohl am besten in einem links-grünen Spektrum einordnen. Drei Fragen, drei Antworten: Bundestagskandidaten in Bielefeld im Vergleich Birte Döpke (Gerechtigkeitspartei/Team Todenhöfer) Die Diplom-Sozialpädagogin (50) lebt in Bielefeld, ist auch Mitglied im Bundesvorstand und stellvertretende NRW-Vorsitzende ihrer Partei. Das Team Todenhöfer, 2020 vom früheren CDU-Politiker und Medienmanager Jürgen Todenhöfer gegründet, hat ihren Schwerpunkt in der Friedenspolitik. Außerdem spricht sie sich für eine soziale Klimapolitik und eine Förderung der jungen Generation aus. Mit der &bdquo;Gerechtigkeitspartei – Team Todenhöfer“ setze sich Birte Döpke für eine gerechtere Gesellschaft und nachhaltige politische Lösungen ein, die den Menschen in den Vordergrund stellen, heißt es in einer Mitteilung ihrer Partei zur Kandidatur für den Bundestag. Sie stehe für einen neuen Politikertyp, &bdquo;der sich von den bisherigen, oft sich selbst mehr als das Volk Vertretenden, unterscheidet und Politik wieder als Vertreter des Volkes betreibt.“ Dazu gehöre &bdquo;absolute Ehrlichkeit der Politiker zu den Bürgern.“ Birte Döpke steht auf Platz 1 der NRW-Liste der Gerechtigkeitspartei. 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