Vom Zufall zum Glücksfall: „Bielefelder Flutlicht“-Bier feiert 10. Geburtstag

Bielefeld. Die Geschichte des Bieres ist voll von Zufällen und verrückt klingenden Begebenheiten. So hatten unsere Altvorderen vor rund 10.000 Jahren wohl auch nicht unbedingt geplant, eines der weltweit beliebtesten Getränke zu entwickeln, als sie einen Schwung Getreidebrei etwas zu lange in einem Topf stehen und langsam vor sich hin gären ließen. Nur konsequent also, dass auch die Geschichte des Bielefelder Bieres voll von Zufällen und verrückt klingenden Begebenheiten ist – auch wenn die Anfänge nur 10 und nicht 10.000 Jahre zurückliegen und der Ursprung nicht in einem prähistorischen Tongefäß, sondern in einem neuzeitlichen Braubottich lag. In diesem stellte Mike Cacic im März 2015 erstmals und streng genommen eher versehentlich sein &bdquo;Bielefelder Flutlicht“ her. &bdquo;Eigentlich wollten wir damals zwei Biere brauen, ein herbes Pilsener und ein Helles“, erinnert sich der 36-Jährige. Dann aber ging einer der Bottiche kaputt, weshalb die Zutaten beider Rezepte in einem Sud landeten. Und das Zufallsprodukt haute den Hobbybrauer förmlich um. &bdquo;Es war gigantisch interessant, das leckerste Bier, das ich bis dahin getrunken habe.“ Juristische Probleme mit Herforder Brauerei Das Erstlingswerk sollte den Auftakt zu einer rasanten Entwicklung darstellen, die über einige Umwege und Stolpersteine zur Bielefelder Braumanufaktur führte. Diese ist seit Sommer 2022 in Brackwede ansässig und produziert dort erstmals seit über 100 Jahren in großem Stil Bielefelder Bier. Und bis es so weit war, mussten einige Umwege und Stolpersteine genommen werden. Lesen Sie auch: Brauereien in OWL: An diesen neun Orten bekommen Sie regionales Bier Denn ehe es für Mike Cacic und sein &bdquo;Bielefelder Flutlicht“ vor zehn Jahren so richtig losgehen konnte, war es schon fast wieder vorbei: Ein aus jugendlichem Überschwang gewählter Werbespruch rief die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs auf den Plan, was einen Gerichtsprozess nach sich zog und beinahe das Aus für die &bdquo;Ravensberger Brauerei“ bedeutete. &bdquo;Endlich kein Bier mehr aus Herford“ war auf den Flaschen zu lesen, deren Inhalt – nachdem die Brauerei in Senne zu klein geworden war – in der Schlossbrauerei Rheder hergestellt wurde. Die Wettbewerbshüter monierten, dass das &bdquo;Bielefelder Bier“ nicht aus Bielefeld, sondern aus Brakel im Kreis Höxter komme und dass der Slogan eine &bdquo;Verunglimpfung eines Mitbewerbers“ sei. &bdquo;Das kam alles aus dem Nichts für uns“, erinnert sich Cacic, der beteuert, nie etwas gegen die Herforder gehabt zu haben. Auch das sich bis heute haltende Gerücht, sowohl die Klage als auch das, was darauf folgte, akribisch geplant zu haben, weist er von sich: &bdquo;Niemals. So etwas kann man nicht planen.“ Statt des Ruins kam Solidarität – und ein Investor Denn das, was nach dem Urteil über den Jungunternehmer hereinbrach, kann man sich wirklich kaum ausdenken: Cacic musste im Sommer 2017 binnen drei Monaten 160.000 bereits produzierte und mit dem nun verbotenen Etikett versehene Bierflaschen verkaufen. Mehr zum Thema: Fassanstich geglückt: Einzige Bielefelder Brauerei feiert ihren ersten Geburtstag Doch statt vom drohenden Ruin wurde er von Anfragen und Solidaritätsbekundungen überrollt: &bdquo;Das Telefon hat tagelang nicht stillgestanden“, sagt Cacic. Auch als er sich ostwestfälisch-stur stellte und auf seinen einprägsamen Slogan bestand – und im Frühjahr 2018 am Bielefelder Landgericht erneut eine Niederlage kassierte – zeigten sich die Bielefelder Bier-Fans treu. Freiwillige etikettierten Tausende Flaschen um, das &bdquo;Flutlicht“ erhielt notgedrungen ein pechschwarzes Design. Wohl nicht zuletzt auch durch den entstandenen Wirbel wurde Mike Cacic zu einer Veranstaltung für Jungunternehmer und Gründer der Sparkasse Bielefeld eingeladen, wo er wiederum auf Christoph Harras-Wolff traf. Bielefelder Bier erstrahlt in neuem Glanz Ein weiterer Zufall, diesmal ein Glücksfall. Denn die Chemie zwischen den beiden stimmte sofort, Harras-Wolff stieg als Investor ein. Der Rest ist die Geschichte, die Mike Cacic und sein Braumeister Torsten Vullriede inzwischen ihren Gästen bei Brauereibesichtigungen erzählen. &bdquo;Es sind viele Puzzleteile, die zusammengekommen sind“, sagt Cacic. &bdquo;Und ohne die wären wir heute nicht hier.“ Lesen Sie auch: Bielefelder Bier-Neuheit: Auf ein Sparrenburger auf die Sparrenburg Hier und heute, zehn Jahre nach dem ersten erfolgreichen Brauversuch, haben Cacic und Vullriede das Flutlicht zum Jahrestag etwas aufpoliert. Und zwar nicht nur auf dem Etikett, auf dem seit dem Umzug nach Brackwede mit Fug und Recht in großen Lettern &bdquo;Bielefelder“ stehen darf. Dadurch, dass das Bier lange Zeit in fremden Brauereien gebraut wurde, mussten bei den Vorgaben für die Herstellung Kompromisse eingegangen werden. &bdquo;Deshalb hat das Bier fast, aber eben nicht ganz genau so geschmeckt wie beim ersten Mal“, sagt Mike Cacic. &bdquo;Flutlicht-Party“ auf Brauereigelände in Brackwede In der eigenen Brauerei haben die beiden Bier-Experten nun an der Rezeptur getüftelt und unter anderem einen &bdquo;Solero-Hopfen“ verwendet – der heißt nicht nur wie das Eis, sondern schmeckt sogar ein wenig so: &bdquo;Es hat eine dezente Note von tropischen Früchten“, verrät Vullriede. So ist das Flutlicht jetzt etwas fruchtiger und süffiger geworden. &bdquo;Und das Ergebnis ist super, exakt wie früher“, freut sich Cacic. Von dem neuen, alten Geschmack sollen sich jetzt auch die Bielefelder Bierfreunde überzeugen können: Zum runden Geburtstag hat die Brauerei in ausgewählten Supermärkten ein Gewinnspiel mit 3.000 Preisen ausgelobt, zudem ist auf dem Gelände der Braumanufaktur eine &bdquo;Flutlicht-Party“ geplant. Der Termin dafür steht noch nicht fest. &bdquo;Es wird aber auf Ende April oder Anfang Mai hinauslaufen“, sagt Cacic, der einige Überraschungen und Specials verspricht. Denn zumindest bei der Party soll dann doch besser nichts dem Zufall überlassen werden. .responsive23-FcbrJKAf9p5dOs5U-map-bielefelder-braumanufaktur { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-FcbrJKAf9p5dOs5U-map-bielefelder-braumanufaktur { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-FcbrJKAf9p5dOs5U-map-bielefelder-braumanufaktur { padding-top: 142.86%; } }

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