XXXLutz kauft Porta: Bielefelder Kanzlei spielt bei Übernahme besondere Rolle

Bielefeld/Detmold. Die in Bielefeld gegründete Kanzlei Brandi Rechtsanwälte hat die ostwestfälische Möbelhandelskette Porta bei der Übernahme durch den österreichischen Branchenriesen XXXLutz beraten. &bdquo;Bei solch einem Verkauf eines mittelständischen Unternehmens spielen nicht zuletzt Emotionen eine große Rolle“, sagt Helmut Dröge vom Brandi-Standort Detmold, der die Gespräche als Verhandlungsführer für das Familienunternehmen aus Porta Westfalica geführt hat. Dabei wurde er von einem zwölfköpfigen Anwaltsteam aus den eigenen Standorten in Detmold und Paderborn sowie weiteren Experten unterstützt. Die Zusammenarbeit mit den Vertretern der XXXLutz KG aus dem oberösterreichischen Wels sei &bdquo;ausgesprochen angenehm“ gewesen, &bdquo;auch menschlich“, sagt Dröge. Die österreichische Kette (370 Möbelhäuser in 14 Ländern) sei ebenfalls ein Familienunternehmen in Händen von zwei Zweigen der Familie Seifert. Besonders schwer dürfte der jetzt vereinbarte 100-prozentige Verkauf von Porta Möbel für den 90-jährigen Hermann Gärtner gewesen sein, der das Unternehmen 1965 mit seinem langjährigen Partner gegründet hatte, dem 2017 gestorbenen Wilhelm Fahrenkamp. XXXLutz übernimmt Porta: Emotionale Worte von Geschäftsführer Dessen Sohn Achim Fahrenkamp, der das Unternehmen bisher zusammen mit Gärtners Tochter Birgit Gärtner und Geschäftsführer Paul de Jong führt, hatte die Gefühlslage bereits in einer Videobotschaft für die 7.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ausgedrückt: &bdquo;Wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen. Wir haben so manche Krise gemeistert“, sagte Achim Fahrenkamp darin. Die Entscheidung sei allen Beteiligten sehr schwergefallen. Lesen Sie auch: Porta-Geschäftsführer wendet sich mit emotionaler Botschaft an Mitarbeiter Die Gespräche seien Anfang März 2024 aufgenommen worden, sagt Dröge. Die schon länger kursierenden Gerüchte über eine Verkaufsbereitschaft in Porta Westfalica hatten sich in den vergangenen Wochen verdichtet - als ein Grund für die Übernahme gilt der wachsende Wettbewerbsdruck. Für die Verkäuferseite sei es wichtig gewesen, dass die Österreicher keine Entlassungen planen und den Standort Porta Westfalica nicht schwächen. &bdquo;Sogar eine Stärkung des Standortes ist denkbar“, glaubt Dröge. Bisher hat XXXLutz seine deutsche Zentrale in Würzburg. Porta-Verkauf: Kartellbehörden könnten Auflagen verhängen Der Name &bdquo;Porta“ für die Kette mit 26 großen Möbelhäusern solle vorerst erhalten bleiben, so Dröge – dazu gibt es allerdings auch anderslautende Aussagen. Zu Porta Möbel gehören zudem 95 Filialen des Möbel-Discounters Boss, zwei Küchen-Fachmärkte sowie Einrichtungshäuser in Tschechien und der Slowakei. Durch die Fusion soll ein Branchenriese mit europaweit deutlich mehr als sieben Milliarden Euro Umsatz (davon rund 1,3 Milliarden Euro durch die Porta-Gruppe) und insgesamt 34.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen entstehen. Werden die Kartellbehörden auf deutscher und europäischer Ebene die Pläne einfach so durchwinken? &bdquo;Wir sehen keine grundlegenden Probleme“, zeigt Dröge sich zuversichtlich. Lesen Sie auch: Nachteile für Kunden: Möbelhersteller aus OWL kritisieren geplante Porta-Übernahme Eine vollständige Untersagung einer Transaktion sei ohnehin eher selten. Doch denkbar sei es, dass die Wettbewerbshüter Auflagen für bestimmte Standorte verhängen, so Dröge. Ob das auch den Standort Bielefeld betreffen könnte, wo XXXLutz bereits durch seine 50-prozentige Beteiligung an der Zurbrüggen-Kette präsent ist, bleibt abzuwarten. Rechtsanwalt glaubt an weitere Firmenverkäufe Wie bei Zurbrüggen, wo Mitglieder der Gründerfamilie weiterhin im operativen Geschäft engagiert sind, sei auch für Porta eine Verkaufsvariante möglich gewesen, in der die Familien Gärtner und Fahrenkamp weiterhin Anteile an der Porta-Gruppe oder an dem entstehenden Gesamtunternehmen behalten hätten. Doch habe es gute Argumente gegen eine solche Lösung gegeben, weiß Dröge. Die Firmengründer Hermann Gärtner am Herzen liegende Andreas-Gärtner-Stiftung, die sich um Hilfe für Menschen mit geistiger Behinderung kümmert, werde von dem Verkauf unterdessen nicht berührt: &bdquo;Für die finanzielle Ausstattung der Stiftung ist gesorgt“, versichert der Jurist. Mehr zum Thema: XXXLutz übernimmt Porta: Die Hintergründe zur Übernahme Brandi Rechtsanwälte sieht sich mit mehr als 100 Rechtsanwälten an sechs eigenen Standorten sowie Kooperationsbüros in Paris und Peking als eine der führenden mittelständischen Wirtschaftskanzleien in Westfalen und dem Raum Hannover. Helmut Dröge, der als Fachanwalt für Steuerrecht am Standort Detmold tätig ist, hält es für möglich, dass es in den nächsten Monaten und Jahren noch weitere Verkäufe mittelständischer Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe gibt. Denn erstens steige die Verkaufsbereitschaft vieler Unternehmer, wenn die Aussichten ihrer Gesellschaften im Zuge einer wirtschaftlichen Krise ungewisser würden. Komme dann noch ein Nachfolgeproblem hinzu, zum Beispiel, weil der Nachwuchs kein Interesse an der Unternehmensführung zeige, dann rücke die Idee eines Firmenverkaufs in den Vordergrund.

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