Kritik am Bauamt: „In Bielefeld könnten viel mehr Wohnungen gebaut werden“

Bielefeld. Mit der nächsten Rekordmarke im Visier stürzen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bauamt auf die Förderanträge – doch trotz vollen Einsatzes in Summe zu langsam. &bdquo;Aufgrund der hohen Nachfrage in allen Fördersegmenten kann es zu zeitlichen Verzögerungen in der Bearbeitung neuer Förderanträge kommen“, heißt es auf der Homepage der Wohnbauförderung. Bei dem Geld handelt es sich um Landeszuschüsse für den sozialen Wohnungsbau, ein Anreiz für Investoren und zugleich Garant für günstige Mieten. Das lange Warten auf die Förderbescheide, wiederum Basis für die Auftragsvergabe, kritisierten zwei große Player im Bielefelder Wohnungsbau beim Treffen des Mieterbundes Ostwestfalen zum drängenden Thema: &bdquo;Ist Wohnen noch bezahlbar?“ Neben den Akteuren am Markt war auch Landesbauministerin Ina Scharrenbach der Einladung des Vereins ins Steigenberger Hotel gefolgt, sprach Lob aus für Bielefeld und Tadel. Das Lob galt eben der Abteilung im Bauamt, die emsig einen Förderantrag nach dem anderen weg stempelt und so Bielefeld mittlerweile an die zweite Stelle im Förderranking bugsiert hat, hinter dem ewigen Spitzenreiter Köln. Habe das Fördervolumen für den Bau von Wohnraum 2023 bei genehmigten 78 Millionen Euro gelegen, so könne der Wert für dieses Jahr sogar dreistellig ausfallen, berichtete Förder-Profi Jens Hagedorn nicht ohne Stolz in die Runde. Angesichts der geübten Zurückhaltung im Baugewerbe sei das eine mehr als respektable Leistung, attestierte die Ministerin, gleichzeitig Hüterin der Fördermilliarden. Unsere Themenseite: Bauen und Wohnen in Bielefeld Bauvolumen in NRW nur leicht zurückgegangen Erst diesen Sommer habe die Landesregierung die Fördersumme um eine Milliarde aufgestockt, von zuvor 1,7 auf jetzt 2,7 Milliarden Euro. Und der Impuls scheint zu wirken: Während das Bauvolumen im Bund durchschnittlich um 21 Prozent gesunken sei, läge der Rückgang in NRW nur bei knapp 7 Prozent. &bdquo;Wer baut heute noch neu?“, fragte Sabine Kubitza das Plenum, dann präsentierte die BGW-Chefin die eigenen Zahlen. &bdquo;Wir haben in diesem Jahr 120 neuen Wohnungen gebaut, bei einem Bestand von 12.000 Wohnungen ist das doch ein guter Wert“, sagte die Geschäftsführerin der Gesellschaft, die zu 75 Prozent der Stadt gehört. Doch trotz der vermeintlich privilegierten Position hadert auch sie im Namen ihres Unternehmens mit Verlässlichkeit und Tempo bei der Bearbeitung der Papiere. So befänden sich weitere 120 Wohnungen im Bau, doch nur 60 würden wegen des verzögerten Baubeginns, bedingt durch besagte Verzögerungen, wohl bis zum Ende des Jahres fertig. Bielefelder Neubaugebiet: Goldbeck und BGW errichten 100 Wohnungen Papierstau im Bielefelder Amt bremst Baubranche Der positive Aspekt der Misere: Vor dem Bielefelder Bauamt sind alle Antragsteller von Fördergeldern gleich. Sonst aber bremst der Papierstau im Amt die gesamte Branche, hemmt die Vergabe von Aufträgen. Diese Delle spüre auch sein Unternehmen deutlich, sagte Mario Kling von der Firma Goldbeck GmbH. Seit fünf Jahren sei der Bauriese dabei, mit dem seriellen Bauen auch den dringend notwendigen Wohnungsbau zu pushen. Frei finanziert sei das kaum zu schaffen, um später günstige Mieten anbieten zu können. Die Preise für Baumaterial seien gestiegen, höhere Zinsen verteuerten die Kredite – da helfe nur der Verzicht auf Tiefgaragen oder Keller zum Reduzieren der Kosten sowie das Aufstocken der Gebäude. Im Baugebiet Blackenfeld vollzog sich ein solcher Wunder-Wuchs, als die Zahl der Wohneinheiten von ursprünglich 300 über Nacht auf 450 anstieg – bisher zumindest auf dem Papier. Davon waren nicht alle Nachbarn spontan begeistert, doch die Stadt braucht jährlich neue Wohnungen, um ihr Wachstum zu meistern. Erstmals kooperieren dort Goldbeck und die BGW, planen knapp 100 Wohnungen in 8 Mehrfamilienhäusern. Denn allein mit Sanierungen von Altbauten oder dem Ausbau von Dächern sei das benötigte Volumen nicht zu schaffen, mahnte die Ministerin: Eine Kommune, die nicht neu baue, verteure den Wohnraum für ihre Bürger. 550 Wohnungen habe Goldbeck dieses Jahr in Bielefeld gebaut und für 2025 befänden sich Förderanträge für weitere 780 Wohnungen in der Pipeline, so Kling. Lesen Sie auch: Sinkende Preise: Trendwende auf dem Bielefelder Immobilienmarkt? Mangel an Mitarbeitern im Bielefelder Bauamt Da Goldbeck in allen 16 Bundesländern aktiv sei, habe er einen entsprechenden Überblick über die Bautätigkeit. Entsprechend lautete sein Fazit: &bdquo;NRW ist auf einem guten Weg.“ Das gelte auch für die Arbeit im Bielefelder Bauamt, die Prozesse seien gut, der Wille vorhanden, bloß fehle es offenbar an Mitarbeitern, um die drängenden Aufgaben zügig zu bewältigen. Entsprechend formulierte er in der Schlussrunde seinen &bdquo;frommen Wunsch“, wie er ihn nannte, dass sich künftig mehr Mitarbeiter mit den Förderanträgen beschäftigen würden. Amtmann Jens Hagedorn nahm den Appell aus der Wirtschaft nicht unkommentiert mit ins Technische Rathaus: Immerhin würde sich die Abteilung über die Gebühren selbst finanzieren. Landesbauministerin Ina Scharrenbach empfahl den Verantwortlichen in der Verwaltung, bei den Entscheidungen mehr Mut zu zeigen. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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