Wohnraummangel: Über 100 neue Wohnungen in Bielefeld – in nur zwölf Monaten

Bielefeld. Bis auf das Wetter alles super am Dienstagmorgen in der schon befahrbaren Gisela-Schwerdt-Straße im Neubaugebiet &bdquo;Grünheide“: Vor der momentan größten Baustelle in Bielefeld stehen zwei Pavillon-Zelte bereit für den Empfang von Landesbauministerin Ina Scharrenbach, die zu dem feierlichen Anlass extra aus Düsseldorf anreist, im leichten Gepäck zwei millionenschwere Förderbescheide Die belaufen sich auf eine Summe von exakt 18.493.480 Euro und dienen dem Bau von 80 Sozialwohnungen in dem Komplex aus vier Mehrfamilienhäusern. Zusammen mit den 54 frei finanzierten Wohnungen kommt die Anlage mit den hübschen Namen Hibiscus II und III auf 134 Wohnungen. Die sollen bis Weihnachten 2025 alle bezugsfertig sein. Das schaffe die Superkraft des seriellen Bauens, sagte scherzhaft Mario Kling von der Firma Goldbeck. Die Könige des betonierten Modulbaus stemmen das Projekt gemeinsam mit der Volksbank in Ostwestfalen als Finanzierer und dem Projektentwickler Amandla aus Unna. Netto-Null-Siedlung spart jährlich 900 Tonnen CO2 Das Team um die Geschäftsführer Lars Esser-Carius und dessen Kompagnon John Gray ist seit 2020 aktiv auf dem rund 10 Hektar großen Areal in Schildesche, gelegen zwischen dem Nachkriegswohngebiet Teichsheide, der Jöllheide und dem Bahndamm, nördlich der Herforder Straße hinter Möbel Boss. Auf den Baufeldern mit den blumigen Namen Rubica I – III, Scabiosa I – III und Hibiscus I – III sollen in Summe fast 700 Wohnungen entstehen für rund 2.000 Menschen, so das erklärte Ziel. Damit handle es sich um das größte Wohnbauprojekt in OWL, sagte Bürgermeister Andreas Rüther bei der Begrüßung und eröffnete den Reigen der Superlative. Den nächsten setzte Bauherr Esser-Carius: Da die gesamte Siedlung nach dem Energiestatus &bdquo;Netto-Null“ funktioniere, mit Photovoltaik auf den Flachdächern und Wärmepumpen verschiedener Größen an verschiedenen Standorten, spare das Quartier jährlich rund 900 Tonnen Kohlendioxid gegenüber ähnlich großen Siedlungen mit konventioneller Heiztechnik. Mittlerweile seien die Baufelder Rubica I und Scabiosa I bereits fertig, zwei Straßenzüge mit Mehrfamilienhäusern sowie Reihenhäusern und Doppelhaushälften bebaut – alle bewohnt. Ein weiterer Partner auf dem Gelände vermarkte Einfamilienhäuser, von denen die ersten schon stehen. Am Dienstag aber stand alles im Zeichen von Hibiscus. Wobei sich die Projektentwickler bewusst für Blumennamen mit einem klangvollen &bdquo;BI“ entschieden hätten, erzählte Esser-Carius unterm Zeltdach, nach dem feierlichen Akt der Übergabe der beiden Fördergeldbescheide: Bauministerin Ina Scharrenbach übergab die Dokumente Chef-Prüfer Jens Hagedorn von der städtischen Wohnbauförderung, und der reichte sie weiter an Esser-Carius und Volksbänker Axel Kirschberger mit den scherzhaften Worten &bdquo;Viel Spaß damit“. Die Gesamtinvestition liegt bei 33 Millionen Euro. Gute Laune herrschte bei den rund 20 Gästen, während der Regen auf Zeltdächer und Schirme trommelte. Wohnberechtigungsscheine für A und B Das seien Freudentränen, kommentierte Scharrenbach und lobte beim Bielefelder Konzept, dass die geförderten Wohnungen je zu gleichen Teilen den Beziehern von Wohnberechtigungsscheinen der Typen A und B zu gute kämen. Während bei einer Familie mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern der Einkommensgruppe A das Jahresbrutto bei maximal 59.600 Euro liegen darf, liegt der Grenzwert der Einkommensgruppe B bei 83.000 Euro. Wer sich mit einem Wohnberechtigungsschein (WBS) der Gruppe A erfolgreich bewirbt, zahlt eine Kaltmiete von 7,45 Euro pro Quadratmeter, für WBSler der Gruppe B liegt die Kaltmiete bei 8,60 Euro und die frei finanzierten Wohnungen im Grünen starten bei 10 Euro. Gegenwärtig habe Bielefeld rund 12.200 Sozialwohnungen im Bestand, erklärte Hagedorn und man versuche, den jährlichen Wegfall durch Neubauten zu kompensieren. Auch dafür gab es ministerielle Anerkennung, denn im NRW-Vergleich stehe Bielefeld sehr gut da, sagte Scharrenbach. Kaum hatte ihre Limousine die Baustelle verlassen, rollten die Lastwagen an und brachten weiteres Dämmmaterial für die Konstruktion der massiven Bodenplatte von Hibiscus III. Dort demonstriert Goldbeck praktisch als Premiere in Bielefeld, wie serieller Wohnungsbau mit den insgesamt 2.800 vorgefertigten Teilen funktioniert – ab Dezember beginnt das monumentale wie modulare Steck-Schauspiel. Das Baufeld Hibiscus II präsentiert bereits eine erdige Ebene, während sich Hibiscus I noch als gemähte Wiese zeigt. Weil dort später auch Seniorenwohngruppen einziehen sollen, befinden sich Bauantrag und Förderantrag noch in der Abstimmung. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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